Die ÖVP unter Karl Nehammer wähnt sich seit der EU-Wahl im Mai im Aufwind.
Helmut Graf
Montagabend zur besten Sendezeit zählt's: Punkt 20.15 Uhr duellieren sich Bundeskanzler Karl Nehammer (VP) und sein Herausforderer Herbert Kickl (FP) im ORF. Es ist für beide der wohl wichtigste TV-Auftritt in ihrer Polit-Laufbahn.
Eine Woche vor der Nationalratswahl scheint's, als würde sich das Feld näher zusammenschieben. Die Schwarzen haben Blut geleckt. Hätte vor einem Jahr wohl kaum jemand noch einen Euro auf einen Wahlsieg der ÖVP gesetzt, wahlkämpft die Kanzler-Partei seit der EU-Wahl mit breiter Brust.
Ein hochrangiger ÖVP-Stratege sagt "Heute": "Unsere Funktionäre glauben fest an Karl Nehammer und laufen buchstäblich um jede Stimme." Bei Tausenden Hausbesuchen und in direkten Kontakten bei Verteilaktionen will man die Wähler überzeugen, doch noch einmal ÖVP anzukreuzen. Waren die Wahlkämpfer vor fünf Jahren noch von Kopf bis Fuß in türkis gehüllt, so setzen die Schwarzen heuer auf blütenweise Jacken mit einem dezenten "Die Volkspartei"-Aufdruck auf der Brust.
ÖVP schöpft neue Hoffnung
Zusätzliche Motivation soll ihnen eine aktuelle Umfrage von Franz Sommer geben. Der Haus- und Hofdemoskop der ÖVP ist derzeit de facto permanent im Feld und lieferte Ende der Woche aktuelle Daten. Auf 27 zu 26 schätzt er das Ergebnis derzeit hoch, zugunsten der FPÖ. In den letzten Tagen wäre der Abstand sogar auf einen halben Punkt zusammengeschrumpft, so der VP-Insider. Die Babler-SPÖ stehe hingegen "wie ein Pflock" bei 21 Prozent.
Auch Servus TV sieht das Rennen enger werden. In der ersten Umfrage nach der Hochwasser-Katastrophe in Niederösterreich gibt OGM im Auftrag des Privatsenders den Freiheitlichen 26, der Volkspartei 25 und den Sozialisten 21 Prozent.
"FPÖ hat alle Chancen auf Platz 1"
"Unique Research" hat für "Heute" einen komfortableren Abstand von drei Punkten für die FPÖ erhoben. "Die FPÖ hat laut der vorliegenden Datenlage alle Chancen auf Platz eins", so Meinungsforscher Peter Hajek. Statistisch signifikant sei der Abstand zwischen Platz eins und zwei jedoch nicht, daher will sich Hajek nicht auf einen Sieg Herbert Kickls festlegen. "Was man sagen kann, ist, dass die SPÖ die FPÖ nicht überholen wird können", so Hajek.
Vor der Flut hat die ÖVP die Wahrscheinlichkeit für einen Wahlsieg nur mit 20 Prozent beziffert. Das korrigierte die schwarze Meinungsforschung nun nach oben. Wie man Herbert Kickl noch niederkämpfen will? Anfang der Woche plakatieren die Schwarzen eine neue Serie an Plakaten, auf denen sie auf das Duell um Platz eins zuspitzen werden. "Der Vergleich macht sicher. Unser Bundeskanzler" prangt dann bis zur Wahl neben dem Konterfei Nehammers.
Darüber hinaus wird sich der Kanzler, dies erfährt "Heute", weiter entschlossen um die Ausschüttung von Hilfsgeldern an die Hochwasser-Opfer in NÖ (der wichtigste Battleground für die ÖVP, an dem über den Sieg entscheiden wird) kümmern. Wie berichtet, hat Nehammer 500 Millionen Euro an Hilfsgeldern in Brüssel eingesackt.
Besonders bei Härtefällen wolle man nachbessern – auch, um Herbert Kickl den Wind aus den Segeln zu nehmen und nicht als "Herzlos-Kanzler" zu gelten. Der FPÖ-Obmann hatte im ORF-Fernsehen einen Rechtsanspruch auf vollständigen Schadenersatz gefordert.
Hofer: "Kann sehr knapp werden"
Die FPÖ jedenfalls bleibt wachsam. Bei Bier und Gulasch vertrat der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer in Oberlaa Herbert Kickl bei einer Wahlkampfveranstaltung. Hofer forderte Anhänger und Funktionäre auf: "Kämpfen wir nicht als wären wir Erster, sondern Dritter oder Vierter. Denn es kann sehr, sehr knapp werden am Wahltag."
Das jedenfalls sehen auch die Meinungsforscher so ...
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