Andreas Babler im Interview
"Habe andere Sorgen" – Babler zu Feuerwehr & Wahlfinale
SPÖ-Chef Andreas Babler im "Heute"-Interview über seine Einsätze als Löschmeister, über das Wahlkampf-Finale und eine mögliche Koalition mit der ÖVP.
Herr Babler, wir treffen uns in Traiskirchen – derzeit sind Sie hier wegen der Unwetter als Bürgermeister gefordert. Nachdem Sie sich in Videos in Feuerwehrmontur gezeigt haben, wurde auf Social Media verbreitet, das sei reine PR und Sie seien kaum je im Einsatz. Wie aktiv sind Sie denn bei der Feuerwehr?
Andreas Babler: Ich bin circa 2001 schon in die freiwillige Betriebsfeuerwehr Vöslauer eingetreten und habe dann die Grundausbildung und Atemschutzausbildung absolviert. Später trat ich in eine unserer fünf Freiwilligen Feuerwehren, nämlich in die FF Traiskirchen-Stadt, ein. Heute bin ich Löschmeister. Natürlich kann ich nicht bei jedem Einsatz dabei sein, aber heuer war ich schon bei einigen Einsätzen mit vor Ort. Kurz googeln hätte gereicht, das zu sehen. Solche Schmutzkampagnen sind ärgerlich, aber ich habe jetzt andere Sorgen.
Stimmt – in 10 Tagen ist Wahl. Auf welche Themen setzen Sie im Endspurt?
Babler: Auf das, was die Menschen bewegt, allen voran der Kampf gegen die Teuerung. Wir waren 27 Monate an der Spitze der Teuerung in Europa, hatten dadurch 17 Monat eine steigende Arbeitslosigkeit, haben die schlechteste Bilanz beim BIP pro Kopf seit 1945 – das hat es überhaupt noch nie gegeben, dass die Leute am Ende einer Legislaturperiode ärmer sind als am Anfang. Dazu haben wir noch ein Milliarden- Budgetdesaster. Wir wollen also in die Preise eingreifen, um die Teuerung zu bekämpfen – unter anderem durch Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel. Das zweite große Thema ist die Reparatur des Gesundheitssystems. Die Wartezeiten auf Kassen-Facharzttermine sind unzumutbar. Mit der SPÖ wird es eine Termingarantie beim Facharzt binnen zwei Wochen geben, umgesetzt ab dem ersten Tag, den wir am Ruder sind.
„Mit der SPÖ wird es eine Termingarantie beim Facharzt binnen zwei Wochen geben“
Wie soll das gehen? Wir haben nicht genug Ärzte...
Babler: Kassenärzte gibt es nicht genug, das ist das Problem. Beispielsweise sind zwei Drittel der Frauenärzte nur privat. Wir wollen, dass im Bedarfsfall auch Privatärzte eine gewisse Anzahl an Terminen für Kassenpatienten freigeben. Und mittelfristig bekämpfen wir den Ärztemangel, indem wir die Studienplätze verdoppeln.
Teuerung, Gesundheit – wo wollen Sie das System noch umkrempeln?
Babler: Frauen müssen insbesondere auch in der Privatwirtschaft endlich dasselbe verdienen wie Männer. Wir fordern verpflichtende Lohntransparenz, Frauenrechte müssen konsequent durchgesetzt werden.
„Es gibt kein Verständnis für Leute, die Frauenrechte in Frage stellen“
Wir leben in Österreich aber mit Zuwanderern aus Kulturkreisen zusammen, die teils ein anderes Verständnis von Frauenrechten haben. Wie sollen wir damit umgehen?
Babler: Das ist eine Frage der Wertevermittlung. Es gibt kein Verständnis für Leute, die Frauenrechte in Frage stellen.
Probleme gibt es in Schulen, wo teils die Mehrheit der Kinder nicht oder kaum Deutsch spricht? Wie ist das in den Griff zu bekommen?
Babler: Man muss sich nicht wundern – es wurden unter schwarzer und blauer Verantwortung alle Mittel im Integrationsbereich zusammengestrichen und gekürzt. Und man hat die Lehrerinnen und Lehrer allein gelassen in den Klassen, wo die Schüler sechs verschiedene Sprachen sprechen. Die Lehrer müssten eigentlich Wissen vermitteln, allen Kindern – aber es gibt viel zu wenig Personal für Deutschunterricht für Nicht-Muttersprachliche oder für Wertevermittlung. Das Resultat ist dann natürlich, dass sich Parallelgesellschaften entwickeln, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt bröckelt. Die Lehrer müssen endlich wieder Ressourcen bekommen!
Sollen in Klassenzimmern Kreuze hängen?
Babler: Diese Frage beschäftigt mich nicht. Ich komme aus der katholischen Tradition, war selbst Ministrant. Darüber hinaus ist mir wichtig, dass niemand aus religiösen Gründen diskriminiert wird.
Was sagen Sie dazu, dass Österreich in der EU mit Magnus Brunner den Migrationskommissar stellen wird?
Babler: Na ja, die werden sich seine Bilanz als Finanzminister angeschaut und sich gedacht haben, er soll auf keinen Fall etwas mit Geld machen...
Zurück zum Wahlkampf. Haben die parteiinternen Querelen, etwa die Kritik von Doris Bures an Ihrem Parteiprogramm, der SPÖ geschadet?
Babler: Förderlich war es nicht, dass das an die Medien gespielt wurde. Das hat nach außen kein gutes Bild gegeben. Aber wir sind als SPÖ einig in den großen Themen, ich bin sehr zuversichtlich für den Wahltag.
Wann haben Sie das letzte Mal mit Doris Bures geredet?
Babler: Am Dienstag.
„Klar ist eine Zusammenarbeit mit Nehammer vorstellbar“
Sollte die SPÖ unter 20 % fallen, treten Sie dann als Parteichef zurück?
Babler: Ich kümmere mich jetzt darum, das beste Wahlergebnis für die SPÖ herauszuholen.
Bei Ihrem ORF-Duell mit Karl Nehammer flogen die Fetzen. Ist eine Koalition mit der ÖVP noch vorstellbar?
Babler: Seine Aggressivität hat mich gewundert. Aber klar ist eine Zusammenarbeit vorstellbar, ich bin ja auch persönlich in Kontakt mit Nehammer. Ich kann mit allen seriös verhandeln.
Aber mit Herbert Kickl nicht?
Babler: Nein, ausgeschlossen.
Auf den Punkt gebracht
- SPÖ-Chef Andreas Babler spricht im Interview über seine Einsätze bei der FReiwilligen Feuerwehr, den Wahlkampf-Endspurt und zentrale Themen wie die Bekämpfung der Teuerung und die Reparatur des Gesundheitssystems
- Er betont die Notwendigkeit von Lohntransparenz und Frauenrechten, kritisiert die Kürzungen im Integrationsbereich und zeigt sich offen für eine Koalition mit der ÖVP, jedoch nicht mit der FPÖ unter Herbert Kickl