Wer kann Krisen-Kanzler?

Kickl im Wald, Babler in Uniform - Bilder-Match um Wahl

Der Wahlkampf macht wegen der Wetterkatastrophe Pause. Aber das Kanzler-Match geht weiter - auf welche Bilder Nehammer, Kickl und Babler jetzt setzen.

Angela Sellner
Kickl im Wald, Babler in Uniform - Bilder-Match um Wahl
Nehammer im Krisenstab, Kickl bei Videobotschaft aus dem Wald, Babler im Feuerwehr-Einsatz.
Instagram, BKA/Montage "Heute"

Die Wetterkatastrophe fegt auch über den Wahlkampf hinweg und hat dem Polit-Match um die Nationalratswahl eine Zwangspause auferlegt. Jetzt geht es nicht mehr um Ja oder Nein zu neuen Steuern, um Ansagen rund um die Zuwanderung, um Teuerung oder leistbares Wohnen – jetzt geht es um den Kampf gegen Wassermassen und Hilfe vor Ort. Die Realität hat die Konzepte für die nächsten Jahre eingeholt.

Wahlkampftermine abgesagt

Die Spitzenkandidaten haben ihre Wahlkampfveranstaltungen für das Wochenende gecancelt. ÖVP-Kanzler Nehammer hätte beim Oktoberfest in Ried im Innkreis die Oberösterreicher aufs Wahlkampffinale einschwören sollen. Abgesagt. SPÖ-Chef Andreas Babler hatte Auftritte in Kärnten geplant. Abgesagt. Auch für Montag geplante Pressekonferenzen wurden gestrichen - "aufgrund der schweren Unwetterereignisse" beispielsweise jene von ÖVP-Minister Norbert Totschnig zum Kapitel "Stärkung der Landwirtschaft" im "Österreichplan" der Schwarzen. "Aufgrund der aktuellen Hochwassersituation" findet auch ein für Montagvormittag angesetzter Pressetermin u.a. mit FPÖ-General Christian Hafenecker in St. Pölten nicht statt. Die SPÖ hat ebenfalls eine Pressekonferenz am Montag gestrichen - unter Verweis auf die "aktuelle Katastrophensituation in weiten Teilen Österreichs".

"Der Wahlkampf hat jetzt Pause, alle unsere Energie und Aufmerksamkeit gehören dem Katastrophenmanagement und der Hilfe für die Betroffenen der Unwetter", so Nehammer am Sonntag.

Revier markieren

Dass die Parteien Termine absagen, bedeutet aber nur an der Oberfläche einen Stopp des Wahlkampfs. Denn das Match um den Kanzler findet nun woanders statt, direkt an der Unwetterfront sozusagen. Die Frage heißt jetzt: Wer zeigt sich wie in der Regenkatastrophe? Wer kann oder könnte als "Krisenkanzler" überzeugen? Wie zeigen sich Karl Nehammer, Herbert Kickl und Andreas Babler in dieser Situation, wie gehen sie auf die Menschen zu?

Im Wahlkampf geht es nicht nur um Inhalte, sondern ganz wesentlich auch um Bilder. Und hier markieren die Spitzenkandidaten in dieser Extremsituation eindeutig ihr Revier. Transportieren ihre Schwerpunkte direkt an die Unwetterfront.

Krisenmanager Nehammer

Bundeskanzler Nehammer zeigt sich als schnell reagierender Krisenmanager. Samstagmittag nahm er an einer Lagebesprechung des staatlichen Krisen- und Katastrophenmanagements im Innenministerium teil. "Die Situation wird mit größter Professionalität und hoher Expertise beurteilt und bewältigt", verlautbarte er anschließend. Und: "Wir können uns auf das Engagement und die Kompetenz aller Beteiligten voll und ganz verlassen."

Krisenstab im Innenministerium mit ÖVP-Kanzler Nehammer. Mit dabei auch Vizekanzler Kogler (Grüne), Innenminister Karner und Verteidigungsministerin Tanner (beide ÖVP).
Krisenstab im Innenministerium mit ÖVP-Kanzler Nehammer. Mit dabei auch Vizekanzler Kogler (Grüne), Innenminister Karner und Verteidigungsministerin Tanner (beide ÖVP).
BKA

Am Sonntag um 14 Uhr trat der Krisenstab erneut zusammen, Nehammer war wieder dabei. Und quasi permanent telefonierte er mit Vertretern der von den Unwettern hauptsächlich betroffenen Bundesländer.

Der Kanzler will Verantwortungsbewusstsein, Handlungsstärke, Leadership signalisiere - auch mit den Bildern aus dem Krisenstab, die er zu seinen Messages auf X postet. Stärke und Stabilität, auch wenn ringsum im Wortsinne "Land unter" herrscht – das ist Nehammers Botschaft, als erfahrener Steuermann quasi.

Kickl an die "lieben Freunde"

FPÖ-Chef Herbert Kickl setzt auf andere Bilder. Am Samstag postete er auf Social Media ein Video - er steht im beigen Anorak mitten im Wald, man hört Regen und Sturm - und der blaue Kanzlerjäger spricht seinen "lieben Freunden" Mut zu in dieser "schweren Regenwalze", dankt den Einsatzkräften. Und er zeigt direkte Empathie, Stichwort "Volkskanzler": "Solltet Ihr unterwegs sein, passt gut auf Euch auf und kommt gesund nachhause!

Am Sonntag richtete Kickl erneut eine Videobotschaft an seine Fans - diesmal im karierten Flanellhemd. Bodenständig - hinter den Bildern steht die Botschaft "Ich bin einer von Euch". Jetzt brauche es "die große Kraft der Gemeinschaft, um weitere Schäden möglichst abzuwenden", so Kickl. Und: "Wenn die unmittelbare Katastrophale vorbei ist, wird es darum gehen, die Opfer rasch und unbürokratisch zu entschädigen - das sind wir ihnen schuldig", zeigt er sich kämpferisch für die Betroffenen.

FPÖ-Chef Herbert Kickl im karierten Flanellhemd bei seiner Videobotschaft: "Schnelle Entschädigung für die Opfer."
FPÖ-Chef Herbert Kickl im karierten Flanellhemd bei seiner Videobotschaft: "Schnelle Entschädigung für die Opfer."
Instagram

Babler im Feuerwehreinsatz

Wieder ganz anders der Auftritt von SPÖ-Chef Andreas Babler in der Hochwasserkatastrophe. Der Traiskirchner Bürgermeister ist auch bei der Freiwilligen Feuerwehr und zeigt sich in voller Einsatzmontur direkt von der "Front", in Sturm und Regen. Damit will er sein Bild vom "Mann der Tat" festigen: Er ist vor Ort, im Einsatz, bei den Menschen, wendet sich an "alle Traiskirchnerinnen und Traiskirchner".

SPÖ-Chef Babler im Feuerwehr-Einsatz in Traiskirchen.
SPÖ-Chef Babler im Feuerwehr-Einsatz in Traiskirchen.
Instagram

Von Politik oder Wahlkampfmodus ist hier nichts zu sehen, der "Andi" ist ein Feuerwehrmann, der anpackt und die Bevölkerung seines Orts anhält, nicht rauszugehen. Er informiert über die nächsten Schritte, spricht über Notstromaggregate, wie "Essen auf Rädern" für die Menschen jetzt organisiert werde. Er formuliert seine Sätze mit "wir" - präsentiert sich als Teil der Hilfskräfte, nicht als Politiker.

Im Unwetter-Katastrophenmodus präsentieren sich die Kandidaten im Kanzlermatch also ganz unterschiedlich. Krisenmanager Nehammer, Feuerwehrmann Babler, Mutzusprecher Kickl. "Gemeinschaft" und "Zusammenstehen" wollen sie alle vermitteln. Während Nehammer vom Krisen-Konferenztisch aus das Ruder in die Hand nimmt, präsentiert sich Kickl als "einer von Euch" und fast ungewohnt empathisch - und Babler zeigt sich als "Mann der Tat", der einfach anpackt.

Ab in die Gummistiefel?

In den nächsten Tagen wird sich diese Art des indirekten Wahlkampfs fortsetzen. Punkte machen kann hier jeder auf seine Weise. Ob das Wähler noch "umdrehen" kann, wird sich zeigen. Vielleicht kommen ja auch noch "Gummistiefel-Fotos"... Fix ist - die Prioritäten haben sich schlagartig verändert und jetzt zählen andere Bilder und Worte als auf herkömmlichen Wahlkampfveranstaltungen...

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Auf den Punkt gebracht

  • Der Wahlkampf in Österreich wurde aufgrund einer Wetterkatastrophe unterbrochen, doch die Spitzenkandidaten Nehammer, Kickl und Babler nutzen auch die Krise, um sich zu positionieren
  • Während Nehammer als verantwortungsbewusster Krisenmanager auftritt, zeigt sich Kickl als empathischer "Volkskanzler" und Babler als tatkräftiger Feuerwehrmann, wobei alle drei versuchen, durch ihre jeweiligen Auftritte in der Katastrophensituation zu punkten
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