Schallende Wähler-Ohrfeige für die Koalition! Die türkis-grüne Regierung wurde Sonntag abgewählt. Sowohl Kanzler-Partei als auch grüner Koalitionspartner büßten massiv Stimmen ein. Das Wahlergebnis im Detail:
Die FPÖ stellte mit 28,6 Prozent das bisherige Rekord-Ergebnis (26,91 Prozent im Jahr 1999) von Jörg Haider ein. Damals waren die Blauen noch Zweiter hinter der SPÖ gewesen, nun feiert Kickl nach der EU-Wahl im Juni den zweiten Sieg binnen drei Monaten. "Der Wähler hat ein Machtwort gesprochen", so der blaue Parteichef zum Ergebnis. Er stellte noch am Wahlabend den Führungsanspruch im Land, sagte: "Wir sind bereit, eine Regierung zu führen und eine Veränderung Seite an Seite mit der Bevölkerung voranzutreiben." Seine Hand sei ausgestreckt – "in alle Richtungen".
Der Bundeskanzler wollte Kickls Hand Sonntagabend nicht ergreifen. Karl Nehammer gratulierte zwar den Gewinnern ("Das gehört dazu, Wahlkämpfe sind Wettbewerbe"), zeigte sich jedoch nicht offen für eine Zusammenarbeit mit Kickl: "Was ich vor der Wahl gesagt habe, gilt auch danach." Die ÖVP habe das Ziel, Erster zu werden, nicht erreicht. Nehammer: "Das ist bitter." Er verwies darauf, die Partei bei 21 Prozent übernommen zu haben; es sei gelungen, "die Volkspartei zurückzuholen. Wir stehen für die Politik der Mitte." Nach einem Wahltag seien Gespräche "das Nächstwichtigste": "Wir stehen für Sondierungsgespräche zur Verfügung."
Andreas Babler versprach bei seiner Kür, die Roten zurück ins Kanzleramt zu führen. Daraus wurde nichts. Mit 21,1 Prozent schaffte man nicht einmal das historisch schlechteste Ergebnis von Pamela Rendi-Wagner. Den Zweier vor dem Ergebnis rettete ihm die Wiener Landesgruppe mit Partei-Ikone Doris Bures an der Spitze. Es sei "nicht das Ergebnis, das man sich erwarten würde", gestand Parteichef Babler ein. Die SPÖ wolle dennoch Verantwortung übernehmen, bewarb sich Babler um eine Regierungsbeteiligung.
Mit zartem Plus überholten Neos die Grünen (minus 5,6 Prozent). Frontfrau Beate Meinl-Reisinger freute sich, "dass wir so stark zugelegt haben" und konstatierte: "Die Österreicher wollen kein Weiter-wie-bisher." Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, sei da. Kickl schloss sie aus: "Eine Mehrheit hat er auch nicht bekommen."
Trotz Themen-Konjunktur (Hitze-Sommer, Hochwasser) verlor die Kogler-Maurer-Truppe stark. Die Ökos haben künftig zehn Sitze weniger im Parlament. Bundessprecher Werner Kogler: "Natürlich wäre uns ein besseres Ergebnis lieber – für die Anliegen, die wir vertreten: Klimaschutz, Naturschutz. Das wollen wir weiter einbringen." Der Gegenwind sei "spürbar" gewesen.
Weder Dominik Wlazny noch die KPÖ oder eine der sonstigen Kleinparteien schafften den Einzug.