Parteichefs bei VdB
Hofburg-Match: Kickls blaue Mappe, Nehammers Uhrencheck
Je 1,5 Stunden waren die Parteichefs Kickl (FPÖ), Nehammer (ÖVP) und Babler (SPÖ) beim Bundespräsidenten. "Heute" zeigt, was hinter den Kulissen lief.
Die Chefs der drei größten Parlamentsparteien haben ihre Einzeltermine bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen nach der Nationalratswahl jetzt absolviert: Herbert Kickl (FPÖ) am Freitag, Karl Nehammer (ÖVP) und Andreas Babler (SPÖ) am Montag. Am Dienstag folgen Beate Meinl-Reisinger (Neos) und Werner Kogler (Grüne).
Viel erzählt haben die Kanzler-Anwärter nicht über die Gespräche mit dem Bundespräsidenten – FPÖ-Chef Kickl ein bisschen mehr, in einer Pressekonferenz, allerdings erst am Tag danach. Nehammer und Babler hatten für ihre Unterhaltungen mit dem Staatsoberhaupt im Anschluss an die Termine nur spärliche Worte: "vertrauensvoll" sei es gewesen, sagten beide, Babler ergänzte noch um "sehr gut" und dass man sich "über die politische Lage in Österreich ausgetauscht" habe.
Das ist nicht viel – aber Bilder sagen oft mehr als Worte... "Heute" hat die Fotos aus der Hofburg unter die Lupe genommen: Wie die Herren reinkommen, was sie dabei haben, wie sie sich im traditionsreichen Maria-Theresien-Zimmer in der Hofburg verhalten, wie sie durch die berühmte Tapetentür gehen – und wie Begrüßung und Händeschütteln mit Alexander Van der Bellen verlaufen.
Hier kommt der Wahlsieger
FPÖ-Chef und Wahlsieger Kickl war am Freitag anzusehen, dass er sich auf den Termin freute. Mit den meisten Wählerstimmen im Rücken (die Blauen kamen auf knapp 29 %) schritt er selbstbewusst den Gang in der Hofburg entlang.
Rückkehr unter anderen Vorzeichen sozusagen – VdB hatte Kickl 2019 als Innenminister entlassen, seither sparte der Freiheitliche nicht mit Kritik am Staatsoberhaupt. Dass das Verhältnis der beiden angespannt ist, ist kein Geheimnis.
Auftritt VdB
Durchaus gespannt sah Kickl dem Treffen mit VdB entgegen – die Auftrittssequenz war dann durchaus filmreif, wie die Bilderfolge zeigt: Kickl blickt gespannt Richtung Tapetentür, diese öffnet sich einen Spalt, eine Hand wird sichtbar, dann ist der Bundespräsident da.
Der Händedruck zwischen den beiden fiel dann förmlich und sichtbar distanziert aus.
Kickl mit blauer Mappe
Worum es Kickl ging: Er wollte dem Bundespräsidenten zu verstehen geben, dass er Kanzler werden wolle, das stehe ihm nach dem Wahlergebnis zu. "Der Bundespräsident weiß jetzt auch aus erster Hand, dass wir als FPÖ die kommende Bundesregierung anführen wollen – mit mir als unseren freiheitlichen Spitzenkandidaten an der Spitze als Bundeskanzler", erklärte Kickl bei seiner Pressekonferenz am Tag nach dem Treffen mit VdB.
Nach dem Gespräch grinst der Oberblaue jedenfalls zufrieden. Die Agenda in seiner blauen Mappe hat er wohl aus seiner Sicht durchgebracht.
Fester Händedruck
Der amtierende Bundeskanzler Nehammer ist regelmäßig Gast in der Hofburg. Dementsprechend herzlich fielen Begrüßung und Händedruck aus.
"Nach Ihnen, bitte!"
Dass ÖVP-Chef Nehammer und der Bundespräsident recht vertraut miteinander sind, zeigt sich auch beim Eintritt durch die Tapetentür in die Büroräumlichkeiten von VdB – jeder will dem anderen den Vortritt lassen, sie verhaken sich nachgerade ineinander.
Uhren-Check
Eineinhalb Stunden redete der Bundespräsident jeweils mit den Parteichefs. Karl Nehammer checkte die Gesprächsdauer im Anschluss noch mal nach – Uhrenvergleich im Maria-Theresien-Zimmer.
Der Kanzler checkt die Zeit auf seiner Armbanduhr – er trägt eine Seyko Kinetic – und vergleicht mit der Angabe auf der berühmten astronomischen Standuhr im Maria-Theresien-Zimmer. Bei dieser historischen Uhr sind die Ziffernblätter seitenverkehrt angebracht – damit die Kaiserin vom Bett aus (das Zimmer war ihr Schlafzimmer) im Spiegel die Uhrzeit richtig ablesen konnte.
Nachdenklich
SPÖ-Chef Babler war auch schon häufiger in der Hofburg – als Involvierter rund um eine mögliche Regierungsbildung freilich noch nicht. Bevor der Bundespräsident hineinkommt, sieht man Babler hoch konzentriert, wohl fokussiert auf die wesentlichen Punkte, die er ansprechen möchte.
Die Begrüßung zwischen Van der Bellen und Babler verlief herzlich: Lächeln, fester Händedruck, Blick in die Augen.
Nahaufnahme
Für die Fotografen steckten VdB und Babler dann noch richtig eng die Köpfe zusammen. Quasi als Vorwegnahme, dass man sich dann auch im Gespräch "nah" kam – der SPÖ-Chef sprach ja im Anschluss von einer "sehr guten" Unterhaltung.
Nach den Begrüßungsformalitäten sah sich Babler mit dem Bundespräsidenten den reich verzierten Schreibtisch im Maria-Theresien-Zimmer genauer an. Es sieht so aus, als ließe er sich von Alexander Van der Bellen ein paar Details dazu erklären.
Am Weg zur Tapetentür wirft Babler auch noch einen genaueren Blick auf die astronomische Standuhr.
Die Sticker-Affäre
Zum Schluss noch zur heftig diskutierten "Sticker-Affäre". Es geht um den rot-weiß-roten Flaggen-Anstecker am Anzugrevers von Herbert Kickl. Den trägt er stets "verkehrt", also senkrecht statt waagrecht. Am Wahlabend war das so, zuvor schon bei Wahlveranstaltungen, jetzt auch beim Bundespräsidenten (auch auf den "Heute"-Fotos gut zu sehen). In dieser Ausrichtung wäre das die peruanische Flagge statt der österreichischen. Der "Standard" mutmaßte scherzhaft, der FPÖ-Chef sei zu Peru übergelaufen. In sozialen Medien gehen die Wogen hoch: Das verkehrte Anbringen von Flaggen bedeute die Ablehnung der demokratischen Grundordnung, lauten Postings, die bei Kickl hinter dem Sticker Absichten vermuten. "Eine Entgleisung sondergleichen" sei es, dass Kickl dieses Abzeichen beim Bundespräsidenten trage.
Die FPÖ erklärte dazu inzwischen laut "Standard": Es sei ein "Festung Österreich"-Anstecker. Und natürlich eine Österreich-Fahne, die längs wehe.
Bei Karl Nehammer war der rot-weiß-rote Flaggen-Anstecker beim VdB-Termin jedenfalls horizontal ausgerichtet. Und Andreas Babler blitzte der Sticker am Anzug überhaupt einzig in der Parteifarbe Rot.
Auf den Punkt gebracht
- Die Parteichefs Herbert Kickl (FPÖ), Karl Nehammer (ÖVP) und Andreas Babler (SPÖ) hatten jeweils 1,5-stündige Einzelgespräche mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der Hofburg
- Während Kickl seine Ambitionen als Kanzlerkandidat betonte und eine blaue Mappe mitbrachte, zeigte sich Nehammer vertraut mit dem Präsidenten und überprüfte die Uhrzeit, während Babler konzentriert und herzlich empfangen wurde
- Die "Sticker-Affäre" um Kickls falsch angebrachten Flaggen-Anstecker sorgte für Diskussionen