Die Umfragen haben der FPÖ einen Wahlsieg prophezeit. Der ist es auch geworden – und das in beeindruckender Art und Weise: 28,8 % der Wähler haben Sonntag – zum ersten Mal bei einer Nationalratswahl mit Herbert Kickl an der Spitze – ihr Kreuzerl bei den Freiheitlichen gemacht. So viele waren es noch nie.
"Wir haben heute ein Stück Geschichte geschrieben", sagte FPÖ-Chef Herbert Kickl in der Stiegl Ambulanz in Wien, wo die Blauen bei Gulasch, Würstel, Krautfleckerl und Spätzle feierten. Dass die FPÖ sogar Jörg Haiders Ergebnis von 1999 (26,91 %) toppen konnte, kommentierte er locker: "Ich glaube, er verzeiht uns." Der "Rucksack", den man ihm umgehängt habe, sei "kein leichter. Aber ich bin ein Bergsteiger und sage 'Danke'."
Wermutstropfen für die Freiheitlichen: Zumindest vor der Wahl haben alle anderen Parteien ausgeschlossen, mit einer FPÖ unter Kickl zu koalieren. Dieser geht allerdings davon aus, dass noch "viel Bewegung in die Sache kommen wird". Einig waren sich die blauen Granden Sonntag, dass Bundespräsident Van der Bellen nicht daran vorbeikommen wird, die FPÖ mit der Regierungsbildung zu beauftragen. "So einen Vorsprung kann man nicht wegdiskutieren", meinte etwa Wiens FPÖ-Chef Nepp.
Der blaue Generalsekretär Hafenecker betonte: "Man braucht nicht unbedingt den Auftrag, sondern eine Mehrheit." ÖVP-Chef Nehammer legte er den Rücktritt nahe: "Bei so einer historischen Niederlage gibt es eigentlich nur eine Konsequenz." Heute werden sich die Freiheitlichen in medialer Zurückhaltung üben. Da begehen sie ihren traditionellen "blauen Montag"
"Klarer als es heute gewesen ist, könne ein Wahlergebnis nicht sein", sagte FPÖ-Chef Kickl am Sonntag. "Wir haben eine Tür zu einer neuen Ära aufgestoßen." Die 28,8 % seien jedenfalls "hervorragend investiert". Trotzdem hätten die anderen Parteien nichts daraus gelernt, spielte er darauf an, dass diese eine Koalition mit ihm ausschließen. "Die Wähler haben ein Machtwort gesprochen, dass es so nicht weitergehen kann."
Die Hand der FPÖ sei "in jede Richtung ausgestreckt". Ob er erwartet, dass ihn Bundespräsident Van der Bellen mit der Regierungsbildung beauftragt? Dieser hatte ja betont, diesen Auftrag nicht automatisch der stimmenstärksten Partei erteilen zu wollen. Es sei jedenfalls klug, über solche Entscheidungen "ein, zwei Mal zu schlafen", so Kickl. Wenn Van der Bellen die "Schönheit der Verfassung" tatsächlich so viel bedeute, müsse er die neuen Kräfteverhältnisse zur Kenntnis nehmen. Die FPÖ habe jedenfalls immer gesagt, man sei "bereit, eine Regierung zu führen"