Im Ö3-Wecker

Kickl verrät: Das passiert, wenn FPÖ Wahl nicht gewinnt

FPÖ-Chef Herbert Kickl stellte sich sechs Tage vor der Nationalratswahl im "Ö3-Wecker Spezial" den Fragen der Hörer – und sprach dabei Klartext.

André Wilding
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    Herbert Kickl wünscht sich eine 'Festung Österreich'.
    Herbert Kickl wünscht sich eine 'Festung Österreich'.
    Sabine Hertel

    Nach Beate Meinl-Reisinger (NEOS) und Vizekanzler Werner Kogler (Die Grünen) war am Montag Herbert Kickl (FPÖ) zu Gast im "Ö3-Wecker Spezial". Von 8.00 bis 9.00 Uhr hatten die Zuhörer dabei einmal mehr die Chance, den Spitzenkandidaten der Parteien ihre Fragen zu stellen. Und bereits der erste Zuhörer wollte von Kickl etwas wissen, was wohl viele Österreicher in Hinblick auf die Nationalratswahl am kommenden Sonntag, 29. September 2024, brennend interessiert.

    "Ich bin Fußballtrainer von einer Nachwuchsmannschaft und da stellen sich natürlich auch einige Spieler diverse Fragen und ich vergleiche diese FPÖ auch gerne mit einem Fußballverein und würde Sie fragen, nachdem ja kaum eine Partei mit Ihnen zusammenarbeiten will, wenn sie die Wahl gewinnen, warum Sie nicht in die zweite Reihe gehen und von dort die Geschehnisse lenken?", fragte Ö3-Zuhörer Martin den FPÖ-Chef. Denn wie etwa im Fußball müsse nicht unbedingt der Kapitän die Kapitänsschleife haben, sondern "auch jemand aus der zweiten Reihe" könne eine Mannschaft sehr gut führen und "großen Einfluss nehmen".

    "Habe anderen Zugang"

    Darauf antwortete Kickl: "Ich habe da etwas einen anderen Zugang. Wir führen ja eine Wahlbewegung aus einer Kombination von Inhalten und Personen, die diese Inhalte repräsentieren und da gibt es dann in einer Wahl einen Spitzenkandidaten, der möglicherweise für viel Wähler ein entscheidendes Wahlmotiv ist. Und wenn dann als Ergebnis einer Wahl herauskommt, dass nicht nur die Inhalte, sondern auch der Kandidat – also das Gesamtpaket – dahingehend unterstützt wird, dass man diese Wahl gewinnt, also am Wahlabend derjenige ist, der am meisten Stimmen hat, dann wäre es glaube ich fast eine Art Wählerbetrug, wenn man dann hergeht und sagt: 'Na gut, jetzt hab ihr mich zwar gewählt, aber ihr bekommt jetzt jemand völlig anderen, der sich dieser Wahl nicht in der Form gestellt hat.'"

    Und weiter: "Ich glaube, da sollte man mit offenen Karten spielen. Ich bin schon sehr, sehr lange in der Politik tätig und habe auch sehr viele Erfahrungen in diese Richtung (Anm. Zusammenarbeit mit anderen Parteien)" und wir haben ja auch erst bei den letzten Landtagswahlen gesehen, ähnliche Aussagen anderer Parteien in Richtung der freiheitlichen Partei gehört und am Ende ist es dann anders gekommen. Der Wähler hat mit seiner Wahlentscheidung einen entsprechenden Druck ausgeübt und damit kommt auch Beweglichkeit hinein."

    Richtige Position, Themen und Person

    Eine Partei würde dann die Wahl gewinnen, "wenn sie die richtige Person, die richtigen Themen und die richtigen Positionierungen hat und diejenigen, die verlieren, die sind dann gefordert, über ihre Positionierung, ihre Personen und ihre Themen nachzudenken", stellte Kickl klar. Daraus würde sich dann eine "Veränderung" ergeben und "damit kommt wieder Bewegung in die Sache".

    Stellvertretend für sehr viele Hörer bohrte Ö3-Moderator Robert Kratky dann noch einmal nach und wollte von Kickl wissen: "Selbst wenn die FPÖ der große Sieger nach den Wahlprognosen tatsächlich wäre und ein Drittel der Wähler für sich begeistern kann, dann gibt es ja noch immer zwei Drittel, die Sie nicht gewählt haben. Das wäre dann ja die Mehrheit. Was sagen Sie dazu?"

    "Ein seltsames Argument"

    "Das ist ein seltsames Argument, das ich jetzt in dieser Wahldebatte jetzt zum ersten Mal in dieser Intensität höre. Es kommt mir so vor, als wenn man jetzt beim Skispringen jetzt hergeht und sagt: 'Nicht derjenige, der die meisten Punkte hat und am weitesten gesprungen ist,' ist der Sieger, sondern die Siegerehrung schaut dann so aus, das alle anderen zusammenkommen und sagen, sie sind zusammen weitergesprungen und haben jetzt mehr Punkte und wir haben quasi dieses Skispringen gewonnen.'"

    Laut Kickl würde das nur zeigen, "wie absurd das Ganze" geworden ist – und auch wie "undemokratisch". "Ich finde auch eines ein bisschen anmaßend, das werden Sie von mir nicht hören: Wenn wir eine Wahl nicht gewinnen, dann wird es von unserer Seite keinen Kanzleranspruch geben. Das ist für mich vollkommen logisch. Ich finde es ein bisschen anmaßend von anderen Parteien herzugehen, immer unter der Voraussetzung, dass sie nicht erster werden, zu sagen: Wir wollen dann regieren und wollen auch bestimmen, wer bei den anderen irgendwas sein darf."

    Land "in stabile Phase führen"

    Kickl glaubt nicht, dass dies "dem demokratischen Selbstverständnis" entspricht, "was diese Herrschaften vielleicht zum Ausdruck bringen wollen." Auf die Frage, ob es irgendeine Partei gebe, mit der der FPÖ-Chef nicht in eine Regierung gehen würde, antwortete der 55-Jährige im Ö3-Radio:

    "Ich denke, dass es notwendig ist, dieses Land in eine stabile Phase zu führen." Das sei auch der Grund gewesen, warum man immer gesagt habe, es brauche eine Zweier-Konstellation. "Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es schon ist, wenn zwei Parteien miteinander arbeiten, die von der Programmatik her, einigermaßen ähnlich sind. Wie schwierig muss es dann erst sein, wenn es Parteien sind, die sehr, sehr weit auseinanderliegen." Wenn man sich laut Kickl jetzt etwa Positionen der SPÖ in Sachen Zuwanderung ansehe und die Positionen der ÖVP und der freiheitlichen Partei "und dann kommt dann noch jemand dazu", das würde zu einem "unglaublichen Wirrwarr" führen.

    Regierung "aus zwei Parteien"

    Kickl spricht sich für eine "stabile Regierung" im "Idealfall aus zwei Parteien" aus. Der FPÖ-Chef würde bei einem Wahlsieg einmal schauen, wer die zweitstärkste Partei ist und dann schauen, "wo es die meisten inhaltlichen Überschneidungen gibt". "So geht man an ein solches Projekt an."

    Denn: "Was mir nicht zusteht, ist irgendeinen Einfluss zu nehmen, auf Personalentscheidungen anderer Parteien. Man komme zwar nicht mit jedem gleich gut aus, aber: "Auch in einer erfolgreichen Mannschaft ist es nicht so, dass alle immer gute Freunde sein müssen, aber man braucht ein gemeinsames Ziel." Und das wäre in diesem Fall: die gute Zukunft für die österreichische Bevölkerung. Das sei Kickls Zugang.

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      Getty Images

      Auf den Punkt gebracht

      • FPÖ-Chef Herbert Kickl stellte sich im "Ö3-Wecker Spezial" den Fragen der Hörer und betonte, dass er trotz möglicher Koalitionsschwierigkeiten nicht in die zweite Reihe treten würde, da dies einem Wählerbetrug gleichkäme
      • Er plädierte für eine stabile Regierung aus zwei Parteien und betonte, dass die FPÖ bei einem Wahlsieg die zweitstärkste Partei nach inhaltlichen Überschneidungen auswählen würde, um eine gute Zukunft für die österreichische Bevölkerung zu gewährleisten
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      Akt.