Luxus-Catering statt Fast Food
So nobel speist die Regierung – Tausende Euro für Essen
Eine große Portion Steuergeld lässt sich die Regierung Caterings und edle Tropfen kosten, enthüllt jetzt eine SPÖ-Anfrage. "Heute" hat die Details.
Speisekarte statt Wahlprogramm – auch die kulinarischen Präferenzen der Politiker sind ein genaues Hinschauen wert. Wie es die Regierung mit Speis' und Trank hält, wollte SPÖ-Mandatar Jan Krainer in einer parlamentarischen Anfrage unter dem Titel "Kanzlermenü von McDonalds oder doch aus der Haubenküche" von allen Ressorts der schwarz-grünen Koalition wissen.
Anlassfall war das berühmte "Kanzlermenü". Stichwort Burgergate: Mit seiner (heimlich auf Video aufgenommenen) Empfehlung an Mütter mit wenig Geld, ihren Kindern als warme Mahlzeit doch einen Hamburger mit Pommes Frites bei einer Fastfood-Kette zu kaufen, hatte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sich im Vorjahr ordentlich in die Nesseln gesetzt. Der schnell als "Kanzlermenü" titulierte Vorschlag wurde heftig kritisiert und als Zeichen der Verleugnung von Armutsgefährdung in Österreich gewertet.
Pikante Anfrage
Die Auskünfte aus den Ministerien, wo sie selbst ihre Verpflegung ordern (eher bei FastFood-Ketten oder Luxus-Caterern), ob auch exquisite Schlemmereien (von Austern bis Kaviar und Trüffel) am Speiseplan standen, wie viele Liter Alkohol flossen und was all das seit Amtsantritt des jeweiligen Ressortchefs gekostet hat, liegen jetzt vor.
"Heute" hat sich einige "Delikatessen" herausgepickt. So viel vorweg: Auf FastFood à la Kanzlermenü pfeift die Regierung, lässt es sich lieber bei Nobelcaterern schmecken.
Niemand will was vom Mäcci
Allen voran Nehammer selbst, der laut Anfragebeantwortung fürs Kanzleramt und die zugehörigen Ressorts der Ministerinnen Karoline Edtstadler und Susanne Raab keinerlei Zahlungen an McDonald's, Burger King, KFC oder Pizzerien verbuchte. Aber dafür allein heuer bereits eine Rechnung von 42.731 Euro beim noblen Motto Catering machte.
Do&Co-Essen dürfte hingegen im Kanzleramt nicht mehr so gefragt sein – heuer wurden bei Attila Dogudans Luxus-Caterer bisher erst 2.362,20 Euro ausgegeben – im Vorjahr waren es noch 18.549,70 Euro.
Vom Edel-Restaurant "Zum Schwarzen Kameel" gönnte sich das Kanzleramt auf Steuerzahlerkosten seit 2021 Speisen für insgesamt 16.241 Euro. Ans Gourmetparadies "Meinl am Graben" flossen seit 2022 in Summe sogar 22.418 Euro.
Ausdrücklich verweist Nehammer darauf, dass diese Kosten "auch sämtliche Zahlungen für Staatsbesuche, Veranstaltungen, Verleihungen und offizielle Termine im Bundeskanzleramt" beinhalten.
Gewessler: 145.000 Euro für Caterings
Spendabel geht es im Ressort der grünen Klimaministerin Leonore Gewessler zu. Fast 145.000 Euro gab sie insgesamt für Caterings aus. Allerdings habe es sich immer um Verpflegung für Veranstaltungen gehandelt – beispielsweise 22.618 Euro fürs Motto Catering beim "Towards a Green Chemicals Deal Gala Dinner" im September 2022, das sie selbst gar nicht besucht habe.
Pizza für Rauch
Ganz selten mal auf ein schnelles Essen setzt Gesundheitsminister Johannes Rauch – der Grüne verzeichnet seit seinem Amtsantritt Bestellungen über insgesamt 241,50 Euro bei zwei Pizzerien.
Beim Alkohol geben sich etliche Ministerinnen und Minister unter Verweis auf einen zu hohen Verwaltungsaufwand für die Erhebung der konsumierten Mengen verschwiegen. Eine detaillierte Auflistung liefert Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP): In seinem Ressort flossen für Sekt, Wein, Bier und Hochprozentiges rund 18.000 Euro, Schnäpse schlugen dabei mit 1.514 Euro zu Buche.
3-Euro-Wein bei Polaschek
Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) nennt sogar die von seinem Ressort konsumierten Mengen: 606 Flaschen Frizzante, 48 Flaschen Weiß- und 24 Flaschen Rotwein. Er hat hier günstige Bezugsquellen, wie auf "Heute"-Anfrage präzisiert wird – der Frizzante kommt für rund 4,70 Euro pro Flasche (insgesamt 2.850 Euro) von Landwirtschaftlichen Fachschulen aus Niederösterreich. Der Wein fürs Bildungsministerium kommt von regionalen Weinbauschulen für etwa 3 Euro pro Flasche.
Auch Gesundheitsminister Rauch macht präzise Angaben zur Flaschenzahl in verschiedenen Preisklassen. Darunter etwa 66 Flaschen Schaumwein um je 14,25 Euro oder neun Flaschen Wein um je 31,20 Euro. Bei Weinen, die "als Geschenk bzw. für interne Dekret- und Ehrenzeichenverleihungen und nicht zur Mitarbeiter:innen-Konsumation angekauft" wurden, ist der Preis in Rauchs Ministerium "mit einer Obergrenze von 15 Euro festgesetzt".
Austern und Kaviar sind tabu
Abgefragt hat die SPÖ auch, ob und wie oft in den Ministerien Austern, Kaviar, Trüffel, Perlhuhn oder Hummer serviert wurden. "Derartige Informationen werden nicht erfasst", heißt es dazu von Kanzler Nehammer. Die genannten Luxus-Lebensmittel dürften aber im Großen und Ganzen bei allen tabu gewesen sein.
Ganz deutlich werden in dieser Frage der grüne Minister Rauch und seine Parteikollegin Gewessler: "Die Beschaffung von Luxusgütern, die aus Steuermitteln finanziert werden, steht nicht im Einklang mit den Überzeugungen des Hauses."
Auf den Punkt gebracht
- Die Regierung gibt beträchtliche Summen für Luxus-Catering aus, wie eine SPÖ-Anfrage enthüllt
- Während Bundeskanzler Nehammer und andere Ministerien hohe Beträge für edle Speisen und Getränke ausgeben, betonen einige Minister, dass Luxusgüter wie Austern und Kaviar nicht auf der Speisekarte stehen