Alarmierende Aussicht
Herminator-Coach: "Eltern werden Kindern Ski verbieten"
Ex-Herminator-Coach Christian Höflehner schlägt nach den schweren Verletzungen im Weltcup Alarm. Der Atomic-Boss zittert um die Ski-Zukunft.
Aleksander Aamodt Kilde ließ Ski-Fans am Samstag beim schweren Abflug in der Schlusskurve der Lauberhorn-Abfahrt den Atem stocken. Der Norweger landete mit hoher Geschwindigkeit im Fangnetz, in Folge auf dem OP-Tisch. Tags zuvor hatte es den französischen Top-Fahrer Alexis Pinturault im Super-G von Wengen erwischt – Kreuzbandriss!
Österreichs Superstar Marco Schwarz hatte seine Saison nach dem Kreuzbandriss in Bormio vor dem Jahreswechsel vorzeitig beenden müssen. Dem Weltcup gehen seine größten Namen aus.
Christian Höflehner, Rennchef von Ski-Hersteller Atomic und Ex-Trainer von Legende Hermann Maier, erkennt ein noch gravierenderes Problem für den Skisport. Höflehner warnt im "Blick": "Wenn die Eltern bei den TV-Übertragungen von Skirennen immer mehr heftige Stürze sehen, werden sie ihre Kinder irgendwann den Gang in die Ski-Klubs und zu den Skirennen verbieten."
Nicht nur die Stars gehen aus, wenn es nach der düsteren Prognose Höflehners geht, könnte der Nachwuchs in nachkommenden Generationen ausbleiben. Die schweren Stürze und Verletzungen schrecken Eltern ab, ihre Kinder eines solchen Risikos auszusetzen. Dazu sorgen die steigenden Kosten an den Skiliften und beim Material für hohe finanzielle Belastungen der Eltern. Der Atomic-Boss fürchtet um die Zukunft des alpinen Weltcups.
Höflehner, der Kilde bei seiner Marke unter Vertrag hat, weiter: "Was die FIS mit ihrem Rennprogramm den Athleten zumutet, ist ungesund. Wenn man auf einer derart selektiven Piste wie in Wengen in drei Tagen drei Speed-Rennen ansetzt, muss man sich nicht wundern, wenn es derart viele schwere Verletzungen gibt."
FIS-Präsident Johan Eliasch meinte, Athleten könnten ja auf Rennen verzichten. Höflehner kontert: "Für einen Skirennfahrer ist der Gewinn von einer Gesamtwertung wichtiger als ein Erfolg in einem einzelnen Rennen. Und wenn ein Kilde die Abfahrts- oder Super-G-Kristallkugel gewinnen will, kann er sich keine Wettkampf-Pausen leisten."
Brisant: Renndirektor Markus Waldner stellt sich betont gegen den vollgepackten Rennkalender, weist die Schuld daran von sich. "Das entscheiden andere, die weiter oben", sagte er am Samstag im ORF. Damit geht Waldner auf Konfrontation mit dem eigenen Boss Eliasch. Waldner: "In Zukunft werden wir keine Rennen, die irgendwo abgesagt werden mussten, an einem anderen Weltcuprennen nachholen. Zumindest nicht, solange ich Rennleiter bin. Wengen hat endgültig gezeigt, dass nur fünf oder sechs Athleten ein derartiges Programm handeln können, für den Rest war es eine Zitterpartie. Und das will ich nie mehr sehen."