Weltcup-Aufregung
ÖSV-Star: "Pistole an Brust, ich kämpfe ums Überleben"
Marie-Therese Sporer kämpfte sich nach schwerer Verletzung auf eigene Faust zurück in den Weltcup, zeigte jetzt in Flachau auf.
Für die ÖSV-Damen kam der Flutlichtslalom von Flachau einer "Watschen" gleich. Platz sieben von Doppel-Weltmeisterin Katharina Liensberger, die Zwischenrang fünf nicht halten konnte – ansonsten schaffte es keine Lokalmatadorin in die Top 10. Und doch durfte eine ÖSV-Läuferin jubeln und das zurecht.
Marie-Therese Sporer tastete sich weiter an die Elite des Slalomsports heran, konnte mit Platz 18 ein Ausrufezeichen setzen. Angesichts ihrer speziellen Situation müssen andere Maßstäbe angelegt werden. Denn: Durch ihre Schulterverletzung inklusive Operationen war die Tirolerin lange außer Gefecht. Die 27-Jährige flog aus dem ÖSV-Kader und muss sich selbstständig zurück in den Weltcup arbeiten, alle Kosten selbst tragen. Umso wichtiger sind für sie Weltcuppunkte, die sie auch mit der Startnummer weiter nach vorne im Starterfeld klettern lassen.
Heftig: Sporer verriet nach dem Rennen, dass ihr der ÖSV bereits ein Ultimatum gestellt hatte. Sie sagte: "Ich habe die Pistole an die Brust gesetzt bekommen vor dem Rennen. Sie haben gesagt, ich muss liefern und mich qualifizieren, Weltcup-Punkte machen, sonst war es der letzte Einsatz für mich, da gibt es Jüngere, die nachdrängen."
Die Jubelschreie nach dem geglückten ersten Lauf, das befreite Lächeln nach dem zweiten, waren ein Resultat des abfallenden Drucks, der auf der lädierten Schulter lastete.
Sporer weiter: "Ich werde vom ÖSV akzeptiert, auch mein Papa als Servicemann, ich darf im Teamhotel wohnen und alles mitmachen. Meine Kosten werden übernommen, die Kosten für meinen Papa zahle ich selber."
Die Technikerin bangte: "Ich hoffe, die Trainer setzen mir nicht noch einmal die Pistole an die Brust, weil das wirklich ungut ist. Da kämpfst du dann fast jeden Tag ums Überleben."
Damit ist Sporer neben Franziska Gritsch eine weitere "Geduldete", die de facto aber unter eigener Flagge im Weltcup fährt. Gritsch war nach Bekanntwerden ihrer Liebe zu Trainer Florian Stengg vor die Wahl gestellt worden, ohne den Coach im ÖSV-Team zu bleiben. Die Tirolerin entschied sich, mit ihrem Herzblatt auch die berufliche Beziehung aufrecht zu erhalten, allerdings außerhalb des heimischen Verbands.