Ö3-Moderator offen
Kratky zu ÖSV-Star: "Beide ab und zu ein Oaschloch"
Ö3-Star Robert Kratky spricht mit Ski-Weltmeisterin und ORF-Expertin Nicole Schmidhofer offen über psychische Probleme und das Leben im Rampenlicht.
Nicole Schmidhofer vollzog den fliegenden Wechsel von Rennzirkus in die Rolle der Kamerafahrerin und Expertin im ORF. Nach einer schweren Verletzung und durchwachsenen Comeback-Saison zog die 34-Jährige den Schlussstrich unter ihre aktive Karriere. "Es fehlt mir überhaupt nicht", verriet sie Ö3-Moderator und Kumpel Robert Kratky nun.
Schmidhofer war vor dem Jahreswechsel zu Gast im Ö3-Podcast "Kratky sucht das Glück …". Der Radio-Star verrät: "Uns verbindet eine lange Insta-Freundschaft und ich war immer ein Fan von dir." Die ÖSV-"Pensionistin" antwortet gewohnt schlagfertig: "Das musst du jetzt sagen, sonst wär ich nicht kommen."
Der Talk wird dann aber rasch ernst. Kratky spricht mit Schmidhofer über die Abgründe in ihrem Leben. Die Steirerin spricht offen über ihre mental schwersten Momente: "Ich flog 2012 aus dem Kader, bin zu einem Mentalcoach. Ich wollte von dem wissen, was ich fürs Skifahren machen kann. Geplant war eine Stunde, ich war dann drei Stunden dort und ich habe Rotz und Wasser geweint. Über das Skifahren haben wir nicht eine Sekunde gesprochen. Wir haben Dinge aufgearbeitet, von denen ich gar nicht wusste, dass sie in mir schlummern. Das waren sehr viele persönliche Sachen, familiär, beziehungsmäßig. Die drei Stunden waren Horror."
Die Schattenseiten des Profi-Sports beschreibt die vierfache Weltcupsiegerin so: "Ich hatte immer das Gefühl, ich habe etwas versäumt. Ich bin kaum fortgegangen. Jedes Mal, wenn ich heimgekommen bin, habe ich gehört, wie super das Festl dort oder der Geburtstag da war. Das nagt an einem. Du bist eigentlich nirgends dabei. Dafür habe ich von dieser Welt sicher mehr gesehen als der Großteil bei mir daheim."
Kratky fragt, ob sie je depressive Phasen gehabt habe. Schmidhofer: "Ich hatte einmal kurz einen Moment, in dem ich geglaubt habe, ich würde so etwas haben. Das war, als ich nicht im Kader war und nicht damit gerechnet hatte, dass sie mich raushauen. Da bin ich kurz daheim gesessen und habe mich gefragt, für was stehe ich in der Früh überhaupt auf. Das hat sich Gott sei Dank nach zwei Wochen gelegt, weil ich den Ehrgeiz habe: Wenn ich mich für was entscheide, dass ich es noch einmal probieren will mit dem Skifahren, dann habe ich hundert Prozent gegeben. Sobald ich ein Ziel vor Augen habe, ist es für mich relativ einfach, dem sehr viel unterzuordnen."
Kratky und die "Oaschloch"-Frage
Dann nimmt das Gespräch eine überraschende Wende. Kratky fragt Schmidhofer: "Teilen wir das, dass wir ab und zu einmal ein Oaschloch waren?" Die Ex-Skifahrerin zögert keine Sekunde: "Ja natürlich, ich bin's immer noch. Was soll ich machen. Es gibt Tage, da ist das einfach so. Ich glaube, es ist wichtig, dass es einem bewusst wird. Das ist der erste Weg zur Besserung."
Hintergrund: Kratky gibt zu, in seiner Karriere als bekannter Moderator oft nur an das Publikum, nicht an die eigenen Mitarbeiter im Hintergrund gedacht zu haben – "die, die oft unter schwierigeren Bedingungen und für weniger Geld arbeiten".
Schmidhofer erklärt: "Den Preis, den man dafür zahlt, vorne zu stehen und zu performen, zahlt man selber. Deshalb darf man hin und wieder etwas stinkig sein. Jeder anderer kann sich frei bewegen, kann auf ein Konzert gehen und macht keine hundert Fotos, weil er nicht erkannt wird. Wenn er einen Fehler macht, wird auch nicht draufgehaut, weil es weiß keiner, dass da hinten ein Fehler passiert ist."
Kratky: "Viele Leute haben es noch nicht erlebt, bekannt zu sein, streben das aber an. Es ist am Ende des Tages nicht die Welt wert. Die meisten pfeifen drauf. Aber viele Junge, seit das auf TikTok und Insta gut funktioniert, streben das an. Sie denken, das Leben ist funkelnder, wenn du im Licht stehst. Und ganz unrichtig ist das ja auch nicht, wenn wir uns ehrlich sind."
Schmidhofer: "Ja, stimmt. Es ist was Schönes. Aber man kann es halt nicht so ein und ausschalten wie TikTok und Instagram. Das vermischt sich mit dem Leben. Das ist schon ein bisschen ein Preis, wenn man vorne steht."