Kitzbühel-Showdown
Girardelli: "Ski-Schwarzenegger statt Akrobaten"
In Kitzbühel steigt heute das zweite Training auf der Streif. "Heute"-Experte Marc Girardelli erklärt, was Siegläufer heute brauchen.
Marco Odermatt hielt sich beim ersten Training auf der Streif noch zurück. Zuerst sportlich, dann auch mit Worten. Ohne Kommentar verließ der Dominator im Ski-Zirkus als 14. im Training den sonnigen Zielraum von Kitzbühel.
Odermatt ist für mich der Top-Favorit in Kitzbühel. Mit Kilde ist sein größter Rivale verletzt. Der Franzose Sarrazin ist für mich jetzt der erste Herausforderer. Als ich in Wengen gesehen habe, überraschte er mich technisch, aber noch mehr mit seiner Muskelmasse.
Schwarzenegger statt Akrobat
Muskeln sind mehr denn je gefragt. Zu meiner Zeit waren Skifahrer in erster Linie Akrobaten. Man hat den Ski am Schwungansatz in den Hang eingeschleudert, nur einen Teil des Schwunges fuhr man auf der Kante. Heute zieht der Ski die Kurve von selbst. Wenn der Athlet die nötige Kraft hat, um den enormen Drücken Stand zu halten. Akrobaten waren früher, heute braucht es Ski-Schwarzenegger.
Eindrucksvoll gesehen hat man das zuletzt in Wengen. Kilde war nicht fit, im Schlussteil am Lauberhorn pendelte er wie ein Gummiband durch die Tore, weil seine Muskelkraft den enormen Kräften nicht mehr gewachsen war.
"Am schwierigsten war der Sieg in Kitzbühel"
Ein Schweizer Journalist erzählte mir nach dem Sieg in Wengen, dass Odermatt in Kitzbühel den Mega-Hattrick schaffen kann.
Nach dem Riesenslalom in Adelboden und der Abfahrt in Wengen kann er mit der Abfahrt in Kitzbühel innerhalb von zwei Wochen drei Klassiker gewinnen. Bis heute schafften das nur zwei Rennläufer: mein Vorbild Jean-Claude Killy und ich.
Mir gelang das 1989, als ich in einer Saison Rennen in allen fünf Disziplinen gewann. Am schwierigsten war für mich der Sieg bei der Abfahrt in Kitzbühel.