Experte Girardelli
"Fahrlässig!" Kritik an ÖSV-Trainer nach Schwarz-Aus
ÖSV-Superstar Marco Schwarz fällt mit einem Kreuzbandriss die gesamte Saison aus. Für "Heute"-Skiexperte Marc Girardelli wurden Fehler gemacht.
Das Mega-Duell Marco Schwarz gegen Marco Odermatt im Super-Jänner – darauf freuten sich alle Ski-Fans. Sie erleben es nur nicht. Der ÖSV-Star geht nach seinem Kreuzbandriss auf Krücken, dem Schweizer kann man noch vor der heißen Phase des Ski-Winters zum Kristallkugel-Hattrick gratulieren.
„Den ÖSV-Trainern hat die nötige Weitsicht gefehlt“
Ich kann Schwarz verstehen, wenn er nach der erfolgreichen Knie-OP sagt: "Ich würde alles wieder genau so machen." Als Spitzensportler performt er in einem Tunnel. Er war in Topform, er war der Weltcupleader – und er war auf einem guten Weg, Odermatt zu stürzen.
Schwarz ist im Ski-Zirkus ein noch unerfahrener Allrounder. Ich mache ihm deshalb auch keinen Vorwurf. Mit meiner Erfahrung aus 46 Weltcupsiegen in fünf Disziplinen und fünf Gesamtweltcup-Siegen sage ich aber ganz deutlich: Seinen ÖSV-Trainern hat die nötige Weitsicht gefehlt. Für mich tragen die ÖSV-Coaches eine Mitschuld an der Verletzung von Schwarz.
„Für mich ist das nur eines: fahrlässig“
Wenn es stimmt, dass Schwarz in Bormio zwischen Streckenbesichtigung und Abfahrtstraining eine Riesentorlauf-Einheit einschob, dann ist das für mich aus Trainersicht nur eines: fahrlässig.
Bormio ich für mich die schwierigste Abfahrt des Jahres. Schwarz war dort in allen Bereichen am Limit – die Sicht war schlecht, der Druck war groß. In Gröden oder Val d'Isere lasse ich mir ein Extra-Training einreden. Aber in Bormio brauchen Körper und Kopf jedes einzelne Prozent an Energie und Konzentration.
Ich habe selbst viel Lehrgeld bezahlt, mein Körper ist nach 16 Jahren im Ski-Zirkus ein Ersatzteillager. Nach elf Knie-Operationen – sechs links und fünf rechts – ist für mich eindeutig: Regeneration ist oft wichtiger als das Training.
Spitzensportler sind oft Getriebene, deshalb ist das Pausieren eine hohe Kunst. Gute Trainer wissen das – und steuern das.