Mein Kitzbühel-Held
Girardelli: "Ich sah nur Muskeln unter Ski-Unterwäsche"
Cyprien Sarrazin holte das Abfahrts-Doppel in Kitzbühel. "Heute"-Experte Marc Girardelli über den neuen Speed-Helden und Manuel Feller.
Mein Held der 84. Hahnenkamm-Rennen war Cyprien Sarrazin.
Der Franzose hat das Kunststück geschafft, in wenigen Wochen vom Mittelmaß zum Siegläufer zu werden. Der leidenschaftliche Mountainbike-Downhiller setzte in Kitz auf der brutal vereisten Streif einem Odermatt in Topform das Messer an den Hals.
Wie Franz Klammer
Das Duo fährt in der Abfahrt in einer eigenen Liga. Nicht weil sie technisch eine Stufe höher stehen, sondern weil sie körperlich die Besten sind und den enormen Drücken in den Kurven am besten standhalten. Das haben sie auf der Streif eindrucksvoll gezeigt. Mich hat die Show von Sarrazin ein bisschen an Franz Klammer erinnert.
Ich sah Sarrazin bei den Rennen in Wengen in der Ski-Unterwäsche, da schimmerten die Muskelpakete nur so durch. Er ist körperlich in einer außergewöhnlichen Verfassung – so wie Odermatt.
„Feller muss nicht jedes Rennen gewinnen, um der Beste zu sein“
Die ÖSV-Läufer blieben in Kitzbühel erstmals seit 51 Jahren ohne Podestplatz.
Manuel Feller war am Sonntag im Slalom als Vierter ganz nah dran am Stockerl, obwohl er am Ganslernhang nicht alles riskierte. Diese Entscheidung war richtig, weil er im Kampf um die Slalomkugel seinen Vorsprung weiter ausbaute. Feller hat kapiert: Man muss nicht jedes Rennen gewinnen, um der Beste zu sein.
Auf einem Eislaufplatz wie am Ganslernhang rutscht man schnell aus. Für Feller war es wichtiger, das Ziel zu sehen. Mit fast 200 Zählern ist das Punktepolster im Slalom vor Schladming groß. Ab sofort reichen Top-5-Platzierungen für den größten Erfolg seiner Karriere. Und genau das ist die Slalomkugel.
50 Prozent der Slalom-Artisten schieden in Kitz aus, Kristoffersen sah wie ein Anfänger aus. Das überrascht doch, weil er seit Jahren Weltklasse ist. Nein, er hat das Skifahren in den letzten Wochen sicher nicht verlernt. Henrik kämpft mit Abstimmungsproblemen. Die Einstellung hat bei diesen eisigen Verhältnissen nicht gepasst. Da raucht sicher auch bei Marcel Hirscher der Kopf.