"Heute"-Talk

Feuz: "Von Knauß schaue ich mir das Liftfahren ab"

Beat Feuz ist der Hans Knauß der Schweiz. Im "Heute"-Interview spricht der Ex-Abfahrer über seine neue Aufgabe, die WM und ein mögliches Comeback.
Erich Elsigan
05.02.2025, 07:01

Beat Feuz hat in seiner Karriere alles erreicht. Der Schweizer eroberte Olympia-Gold in der Abfahrt, krönte sich 2017 daheim in St. Moritz zum Weltmeister.

Mittlerweile ist der Sieger von 16 Weltcup-Rennen im Ruhestand, arbeitet als Experte für das SRF. Für "Heute" nahm sich der 37-Jährige Zeit, um über die Dominanz der "Eidgenossen", Mitleid und Hantelbanken zu plaudern.

"Gira" zeigt Kante

Für Sie ist Saalbach die erste Ski-WM als SRF-Experte. Was werden Sie zu tun haben?

"In erster Linie bin ich bei den Rennen der ersten Woche als Co-Kommentator im Einsatz. Zusätzlich wird sicher auch mit Analysen etwas zu tun sein – und eventuell auch Kamerafahrten. Aber das entscheidet sich spontan. Geplant ist es für die Herren-Abfahrt am Sonntag, aber das kann sich ändern, das hängt von einigen Faktoren ab."

Es würde Sie aber grundsätzlich reizen?

"Ich habe zum Schweizer Radio und Fernsehen immer gesagt, ich mache es, wenn es gewünscht ist. Nur bei ein paar Strecken kriegen sie mich nicht herum: Kitzbühel, Bormio und Gröden."

Im ORF sind Hans Knauß und Armin Assinger die Experten. Haben Sie deren Arbeit studiert, konnten Sie etwas abschauen?

"Abschauen kann man sich immer was. Den Hans kenne ich seit vielen Jahren. Er ist ja bekannt dafür, dass er gerne mit dem Sessellift mit irgendwem fährt, da war ich auch öfter dabei."

Haben Sie das als aktiver Athlet gerne gemacht?

"Der Hans ist ein netter Kerl, mit dem ist man immer gerne gefahren. Meist waren ja auch andere Leute vom Skizirkus dabei. Es war immer amüsant und nett. Mir geht es jetzt nicht anders. Ich versuche auch, ein bisschen an die Athleten heranzukommen. Das geht beim Einfahren, beim Sessellift-Fahren oder im Hotel natürlich am besten."

Wie beurteilen Sie die WM-Speed-Strecke? Ist sie einer WM würdig, ist sie spektakulär genug?

"Ich denke schon. Es gibt ja eine kleine Änderung gegenüber der Weltcup-Strecke, die ich selbst noch gefahren bin. Den Mittelteil, die Traverse, gibt es in dieser Form nicht mehr, da geht es gerade runter. Oben ist es sicher technisch. Es gibt kein langes Geradeaus-Stück. Unten ist es flacher. Man muss technisch gut fahren, aber auch den Mut haben, alles mit Vollgas zu fahren."

Über die Favoritenrolle in den Speed-Disziplinen muss man vermutlich nicht lange nachdenken. Ein Schweizer wird wohl Gold holen.

"Die Favoriten sind sie wahrscheinlich. Wenn man einen Marco Odermatt im Team hat, dann gehört man als Team immer zu den Favoriten. Jetzt gibt es aber nicht nur ihn, sondern auch Franjo von Allmen, Alexis Monney, Stefan Rogentin im Super-G. Der Kader ist breit, das ist positiv. Wenn einer nicht liefert, ist die Chance, dass ein anderer da ist, relativ groß."

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Gibt es eine logische Erklärung für die Schweizer Dominanz? Haben Sie die bei Ihrem Rücktritt vor zwei Jahren kommen sehen?

"Eine logische Erklärung gibt es denke ich nicht. Aber es hat begonnen, da war ich auch noch aktiv. Das Team ist näher zusammengerückt. Das ganze Drumherum ist sehr stabil in den letzten Jahren. Es wurde wenig gewechselt. Alle Chefposten sind immer gleich besetzt. Die Athleten, also Odermatt, Rogentin, auch ich damals, haben dann sicher die nächste Gruppe angestichelt."

Odermatt fährt oft in einer eigenen Liga, wird er der Medaillenhamster dieser WM?

"In drei Disziplinen steht er jedenfalls als Favorit am Start. Team-Events und solche Sachen lässt er vermutlich sausen."

Weniger rosig läuft es für die Österreicher. Haben Sie ein bisschen Mitleid? Sie wohnen schließlich in Tirol, sind mit einer Österreicherin liiert?

"Mitleid wäre das falsche Wort. Ich fühle einfach mit den Athleten mit. Ich kenne einige gut, den Vincent Kriechmayr oder Daniel Hemetsberger zum Beispiel. Das sind super Skifahrer, denen traue ich bei der WM einiges zu, sofern sie fit sind. Ich glaube, sie werden aktuell unter Wert geschlagen. Was in Österreich ein bisschen fehlt, ist der Nachwuchs. Denn die, die nachkommen, sind gar nicht mehr so jung. Beim Wechsel vom Europacup zum Weltcup tun sich die ÖSV-Läufer schwer. Denn im Europacup sind sie meist vorne dabei. In der Schweiz gelingt der Schritt meist innerhalb von zwei Jahren. In Österreich fällt mir nur einer ein, dem es heuer gelungen ist, das ist der Stefan Eichberger. Der Rest ist mal 25. und dann wieder 40. Die haben den Sprung noch nicht geschafft."

Einige sehnen ein Comeback von Matthias Mayer herbei. In Saalbach ist er als Vorläufer im Einsatz. Glauben Sie, dass er es noch draufhätte?

"Zutrauen tu ich es ihm. Wenn er fit und gesund ist, warum nicht. Er ist 34. Er muss einfach schauen, ob es für ihn passt. Deshalb finde ich es gut, dass er in Saalbach bei der WM mal Vorläufer ist. Falls das gut funktioniert, kann ich mir ein Comeback gut vorstellen. Er ist ein cooler Typ, ein richtiger Risikofahrer."

Wie stehen Sie generell zu Comebacks? Schließen Sie ein eigenes komplett aus?

"Aktuell habe ich mich nicht vorbereitet. Eine Kamerafahrt ist das Maximum. Was in ein, zwei, drei Jahren ist, kann ich aber natürlich auch nicht sagen. Stand jetzt kann ich es aber ausschließen. Klar hat es seinen Reiz, aber nein, ich fühle mich wohl. Ich habe seit dem Rücktritt noch keine Hantelbank benutzt."

Sie wurden 2017 in St. Moritz Weltmeister. Fühlt sich ein WM-Rennen im Starthaus anders an als ein Weltcup-Rennen?

"Sobald man im Starthaus ist, eigentlich nicht mehr, aber davor. Es gibt viel mehr Anfragen, man wird im Vorfeld auf dieses eine Rennen angesprochen. Es geht nicht um ein Jahr, sondern um genau ein Rennen, man muss immer die selbe Frage beantworten. Das macht es dann doch speziell."

Konnten Sie als Athlet das Drumherum einer WM genießen?

"Ja, doch. Gerade Weltmeisterschaften waren immer ein schönes Erlebnis, weil die nicht irgendwo stattfinden, sondern an Orten, wo der Skisport gelebt wird. Bei WMs war immer viel los, kamen viele Fans, die Familie. In ein, zwei Wochen bleibt schon Zeit, auch das ein bisschen zu genießen."

Was tippt der SRF-Experte, wie geht die WM-Abfahrt aus?

"Nehmen wir Franjo von Allmen auf der Eins. Silber geht an Österreich, das sollte schon sein – Vincent Kriechmayr. Und die Bronzene holt Cameron Alexander."

Und im Super-G?

"Den gewinnt Odermatt vor Rogentin und Hemetsberger."

{title && {title} } ee, {title && {title} } Akt. 05.02.2025, 18:44, 05.02.2025, 07:05
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