Spiele-Test

Slasher-Horror "Until Dawn" kehrt unglaublich zurück

Nicht nur Film-Serienmörder kehren immer wieder zurück, sondern auch ein richtig gutes Horror-Game: "Until Dawn" gibt es neu für PS5 und PC.

Rene Findenig
Slasher-Horror "Until Dawn" kehrt unglaublich zurück
Düster und die Schockmomente funktionieren auch noch, wenn man das Original gespielt hat: "Until Dawn".
Ballistic Moon

2015 schickte uns "Until Dawn" von Supermassive Games auf der PlayStation 4 auf einen unglaublichen Horror-Trip, neun Jahre später kehren wir mit dem gleichnamigen Game in einer neuen PS5- und PC-Version von Ballistic Moon – aufgebaut auf der Unreal Engine 5 – zurück auf den Blackwood Mountain, wo ein spaßiger Ausflug für acht junge Erwachsene zu einer Nacht des Schreckens wird. Zwar orientiert sich "Until Dawn" sowohl im Original, als auch in der Neuauflage an bekannten Teenie-Slashern, bietet aber einen Plot-Twist, der unter den Fans Kultstatus genießt, und geht bei Gameplay und Spiele-Erlebnis teils völlig innovative Wege. Erneut bleibt die spielerische Freiheit aber eingeschränkt, Spieler sind wieder eher Zuschauer.

Zur Spoiler-frei gehaltenen Handlung: "Until Dawn" stellt und acht Freunde vor, die mit einem furchtbaren Erlebnis in der Vergangenheit zu tun hatten und nun Erholung und Spaß in einem Anwesen am verschneiten Blackwood Mountain suchen. "Until Dawn" wirft Spieler dabei nicht einfach ins Game, sondern versteht es, Spannung aufzubauen und eine Beziehung zu den acht Charakteren herzustellen. Das ist auch notwendig, denn als Zocker bleibt man recht passiv. Zwar schlüpft man im Verlauf des Titels in die verschiedenen Rollen der Gruppenmitglieder, bis auf etwas Herumlaufen in den linearen und sehr begrenzten Arealen geht es aber hauptsächlich darum, Entscheidungen zwischen Handlungs- und Dialog-Optionen per Button-Druck zu treffen.

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    2015 schickte uns "Until Dawn" von Supermassive Games auf der PlayStation 4 auf einen unglaublichen Horror-Trip, ...
    2015 schickte uns "Until Dawn" von Supermassive Games auf der PlayStation 4 auf einen unglaublichen Horror-Trip, ...
    Ballistic Moon

    Klingt langweilig? Verfolgt sich aber superspannend

    Was eintönig klingen mag, entwickelt aber einen gewaltigen Reiz, denn die Handlung ist extrem spannend erzählt, die Figuren wurden wunderbar herausgearbeitet und selbst die allerkleinsten Entscheidungen können den Spielverlauf dramatisch verändern. Zocker entscheiden etwa schon am Start des Games mit scheinbarem Small-Talk, ob sich die Gruppe harmonisch zusammensetzt oder selbst von Konflikten und Streitigkeiten geprägt ist. Soll ich dem verliebten Pärchen zeigen, dass seine Beziehung doch nicht ganz so super ist? Oder lieber schweigen? Sage ich dem Ex meiner Partnerin, dass er mir unsympathisch ist oder mache ich gute Miene zum Wochenendausflug? Die Wahl kann sogar darüber bestimmen, wer leben darf.

    Wie jetzt? Ja, jede dieser Wahlmöglichkeiten bestimmt, was die acht Charaktere füreinander fühlen und in welcher Beziehung sie miteinander stehen. Und entsprechend werden sie sich auch verhalten, wenn es nicht um Ex-Partner oder Schneeball-Schlachten geht, sondern ein offenbar geistesgestörter Mörder in Horror-Maske danach trachtet, den Schnee im Urlaubs-Paradies mit Blut zu tränken. "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast", "Scream" oder "Halloween" haben es mit Erfolg vorgezeigt, wie massentauglicher Horror funktioniert. Die Einflüsse auf "Until Dawn" sind nicht zu verleugnen, das alte wie neue Game weiß aber mit seinem sensationellen Plot-Twist, sich eine eigene Schauer- und Horror-Identität zu schaffen.

    Ein passiver, aber nicht enttäuschendes Spielerlebnis

    Die zu treffenden Entscheidungen klingen anfangs nebensächlich, haben aber zum Teil später gewaltige Auswirkungen im Spiel. Umso mehr ist Nachdenken gefragt: Lieber in einer dunklen Ecke verstecken oder Angriff als beste Verteidigung? So jagt man nach einem ruhigen Beginn mit atmosphärisch eingestreuten Andeutungen einer Bedrohung plötzlich von Schockmoment zu Schockmoment durch das Spiel und muss erkennen, dass die kleine Entscheidung von vor ein paar Stunden gerade einer der Spielfiguren das Leben gekostet hat. Oder auch allen. Genau da liegt sowohl der Reiz, als auch der Wiederspielwert – jede Figur kann überleben oder sterben, entsprechend gibt es mehrere Enden, aber auch Schauplätze im Spiel zu entdecken.

    Neben raschen Entscheidungen und ein paar Quicktime-Events während den actionlastigen Überlebenskämpfen und Verfolgungsjagden baut das Spiel auch emotionalen Druck auf, indem es die Zocker mit Entscheidungen konfrontiert, bei denen es kein "richtig" oder "falsch" gibt. Den besten Freund opfern, wenn man in einer Todesfalle sitzt, damit wenigstens eine Figur überlebt? Und manchmal ist sogar nichts zu tun oder keine Entscheidung zu treffen die beste Lösung. Das Gameplay gestaltet sich unkompliziert und lenkt wenig von der spannenden Story ab. Filmsequenzen wechseln nahtlos zu Spielszenen, beides fühlt sich aber mehr wie Film denn Game an. Lässt man sich auf das passive Erlebnis ein, wird man erzählerisch nicht enttäuscht.

    Realistisch animierte Charaktere und beeindruckende Details

    "Until Dawn" ist aber nicht nur erzählerisches Meisterwerk, sondern hat auch grafisch und atmosphärisch einiges zu bieten. Durch perfekt eingesetzte Soundeffekte wird die Spannung von Anfang bis Ende hochgehalten, es muss nicht einmal ein irrer Psychopath hinter einem her sein, damit es dem Zocker schaurig schön die Nackenhaare aufstellt. Ein Knacken der Äste im Wald, ein blitzschnell den Weg kreuzendes Tier, ein Schatten oder nur die nervenaufreibende Violinenmusik lassen im Dunkeln ziemlich schaudern. Wer den Horror abschütteln kann, wird sich über liebevoll gestaltete Landschaften, realistisch animierte Charaktere, beeindruckende Details wie Fußspuren im Schnee und neu auch beeindruckende Lichteffekte freuen können.

    Das in zehn Kapitel eingeteilte Game kann sicherlich in sechs bis sieben Stunden, vielleicht sogar schneller, durchgezockt werden, wer alles absuchen, lesen und erleben will, wird aber sicher mit einem Spieldurchgang zehn bis 15 Stunden beschäftigt sein. Was wir dann garantieren können: Das Spiel werdet ihr auch danach garantiert nicht weglegen. Durch den "Schmetterlingseffekt" bietet nämlich ein Großteil der Handlungsmöglichkeiten einen anderen Story-Verlauf mit verschiedenen Überlebenden. Apropos Überlebende: Die Rollen der Figuren sind Hollywood-reif per Motion-Capture besetzt. Unter anderem rennen und kämpfen Hayden Panettiere, Rami Malek, Brett Dalton, Nichole Bloom und Peter Stormare um ihr Game-Leben.

    Und was ist im "Until Dawn"-Remake nun eigentlich neu?

    Neben der genannten Unreal Engine 5, die für Hochglanz-Horror-Grafik sorgt, sind die Neuerungen im Remake an jeder Stelle sicht- und spürbar. Die Charaktere bewegen sich flüssiger durch die Spielwelt, die Gesichtsanimationen wirken nun beinahe fotorealistisch, die schon im Original hervorragenden deutschen Sprecher haben noch einmal mehr Emotion und Tiefgang draufgelegt. Dynamische Lichteffekte ergänzen sich perfekt mit unglaublich detailliert dargestellten Umgebungen, dazu kommen ganz neue Kamerawinkel und sogar eine Handvoll neuer Schauplätze und Videosequenzen. Besonders schön: Ein Großteil der neuen Inhalte stellt die Charaktere in den Remake-Vordergrund, die das Original noch nicht so sehr im Fokus hatte.

    Dazu gesellen sich auch einige neue Sound-Effekte und Musikstücke, aber auch in der Spielwelt versteckte Sammelgegenstände. Am auffälligsten neben Grafik und Sound ist aber die neue Einbindung des DualSense-Controllers mit seinem haptischen Feedback. Schockt uns ein Jumpscare, schüttelt uns nun zusätzlich der Controller durch, lässt es aber auch wohlig knirschen, wenn wir durch den Schnee stapfen. Ganz neu sind auch viele Zugänglichkeits-Optionen, von per Sprachausgabe beschriebenen Geschehnissen am Bildschirm für sehbeeinträchtigte Spieler bis hin zum automatischen Zielen, das in den wenigsten Situationen zum Einsatz kommt. Verbesserungen, die das Spiel möglichst vielen zugänglich machen.

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    Wie perfekt Ballistic Moon die Verbesserungen gesetzt hat, zeigt auch, wie unangetastet die Hauptgeschichte und die erinnerungswürdigsten Szenen des Originals bleiben. Stattdessen wurde um ein beinahe perfektes Horror-Spiel ein technischer neuer Mantel hochgezogen, der keinerlei Wünsche offenlässt und die kleinen Mankos des Originals gleich auch noch ausbügelt – etwa, dass einige Charaktere nicht ihre verdiente Präsentation bekommen hatten. Vor allem im Prolog ist Letzteres spürbar, der lässt sich glücklicherweise mehr Zeit, die ungewöhnlich große Protagonisten-Gruppe kennenzulernen und sich die Namen und Eigenheiten der Mitglieder zu merken. Und am Ende wartet dann auch eine Remake-exklusive Überraschung.

    Wer das neue "Until Dawn" am PC zocken will, findet übrigens auch dort eine Unterstützung für den DualSense Wireless-Controller und sowie Hochskalierung mit NVIDIA DLSS 3 und AMD FSR 3 vor. Alternativ kann das 16:9-Verhältnis des Bildes auch zu einem 2,39:1-Format verändert werden, um einen Ultrawide-Monitor auszunutzen. Die neue Version von "Until Dawn" lässt einen Klassiker in Bestform zurückkehren, wie es nur die allergrößten unter den Horror-Legenden wie Michael Myers, Ghostface oder Freddy Krueger konnten. Selbst wer das Original bereits kennt und liebt, sollte sich dieses unglaubliche Comeback nicht entgehen lassen, auf Horror-affine Neulinge wartet eine der spannendsten Storywendungen in neuer Game-Technik.

    Auf den Punkt gebracht

    • Das Horror-Game "Until Dawn" kehrt in einer neuen Version für PS5 und PC zurück und bietet dank der Unreal Engine 5 beeindruckende Grafik und flüssigere Animationen
    • Trotz der passiven Spielerrolle bleibt das Spiel durch seine spannungsgeladene Handlung und die dramatischen Auswirkungen von Entscheidungen fesselnd, während neue Inhalte und technische Verbesserungen das Erlebnis weiter bereichern
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