Spiele-Test

"Funko Fusion" ist wohl nur für Fans kein Riesen-Flop

Fans der "Funko Pop!"-Figuren hatten sich auf das erste Videospiel der Marke gefreut, trotz "LEGO"-Anleihen ist die Game-Premiere aber nicht gelungen.

Rene Findenig
"Funko Fusion" ist wohl nur für Fans kein Riesen-Flop
"Funko Fusion" ist ein Treffen Dutzender Gaming-, Serien- und Film-Figuren. Das ist aber auch schon das Abwechslungsreichste am Spiel.
10:10 Games

Wer kennt sie nicht, die "Funko Pop!"-Figuren, die es in Dutzenden, ja Hunderten Ausführungen gibt? Die Figuren mit übergroßen Köpfen lassen Sammler schwärmen, immerhin bringen sie ihre Lieblings-Helden und -Bösewichte aus Serien, Filmen und Games zum Aufstellen und Spielen ins Wohnzimmer. Für viele Fans war es da nur eine Frage der Zeit, bis sich die "Funko"-Figuren auch selbst als Videospiel versuchen. Entsprechend groß war die Aufregung, als "Funko Fusion" für PlayStation 5, Xbox Series X|S und PC (auf Steam) von Entwickler 10:10 Games in Zusammenarbeit mit Funko, Inc. und Skybound Games angekündigt worden war.

Die Zutaten klingen eigentlich vielversprechend: Spieler starten in der Wonder Works Factory und können von dort aus Dutzende Welten betreten, die von ikonischen Werken wie "Masters of the Universe", "Jurassic World", "Der weiße Hai" oder "Das Ding aus einer anderen Welt" inspiriert wurden. In den Levels werden dann nicht nur die Umgebungen erkundet, sondern auch Feinde bekämpft und Rätsel gelöst, bis man am Ende dem Bösewicht Eddy Funko das Handwerk legen soll, der in seinen Machtfantasien von der Kontrolle des gesamten Universums träumt. Doch leider scheitert das "Funko"-Experiment bisher, weil das alles nicht zünden will.

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    Wer kennt sie nicht, die "Funko Pop!"-Figuren, die es in Dutzenden, ja Hunderten Ausführungen gibt?
    Wer kennt sie nicht, die "Funko Pop!"-Figuren, die es in Dutzenden, ja Hunderten Ausführungen gibt?
    10:10 Games

    Alles im Spiel wirkt eher lose zusammengestöpselt

    Das Fundament des Spiels ist klar von den beliebten LEGO-Spielen inspiriert. Spieler bauen, zerstören, lösen Rätsel und sammeln Objekte in einer bunten, offenen Welt. Jeder Charakter bringt einzigartige Fähigkeiten mit, die für bestimmte Aufgaben oder Bereiche unerlässlich sind. Dies fördert die Erkundung und sorgt für Abwechslung im Gameplay. Die Figuren lassen sich wechseln, sobald man in der Spielwelt auf die virtuellen Verpackungskartons der Figuren stößt. Die Spielwelt ist relativ offen gestaltet, bietet aber eine klare lineare Progression durch die Hauptgeschichte. Hauptproblem ist aber, dass sich die Gameplay-Elemente wiederholen.

    Die Kämpfe sind einfach gehalten und dienen hauptsächlich dazu, Gegner aus dem Weg zu räumen. Sie bieten jedoch wenig taktische Tiefe. Neben den Charakterfähigkeiten stehen dem Spieler verschiedene Fahrzeuge und Gadgets zur Verfügung, um die Spielwelt zu erkunden und Rätsel zu lösen. Allerdings sind die Rätsel eher leichter Art und fühlen sich vielfach einfach als Elemente an, die beschäftigen soll, statt die Kreativität des Games zu bewerben. Auch die Story dient hauptsächlich als Rahmenhandlung, um die verschiedenen Level miteinander zu verbinden, als dass sie wirklich zusammenhängend erzählt wird und gut unterhalten kann.

    Bunte Grafik und nette Fähigkeiten der vielen Figuren

    Es gibt aber auch einige positive Aspekte, die Fans und jüngeren Spielern gefallen werden. Die Grafik ist farbenfroh und passt perfekt zum Stil der "Funko Pop!"-Figuren, die Umgebungen sind detailreich gestaltet und bieten zahlreiche Anspielungen auf die jeweiligen Franchises. Der Soundtrack ist eingängig und untermalt das Geschehen passend. Die Musik wechselt je nach Spielbereich und passt sich der jeweiligen Atmosphäre an, Soundeffekte wirken dagegen oft repetitiv. Der Humor ist slapstickartig und kindgerecht. Die Interaktionen zwischen den verschiedenen Charakteren sorgen für einige amüsante Momente, Tiefgang gibt es aber keinen.

    Die Sprachausgabe ist solide, trägt zur Atmosphäre bei. Die Kampagne von besteht aus sieben Film- und Serien-Universen, die wiederum in mehrere Unter-Missionen gegliedert sind, und in denen wiederum Dutzende Figuren spielbar sind. Gesteuert werden die Charaktere in Third-Person-Perspektive, wobei so gut wie alles in der Spielwelt manipulier- und zerstörbar ist. Tod gibt es übrigens keinen, es bleibt kindgerecht. Welches Level man wann angeht, ist egal – das ist wohl der Vorteil der eher losen Erzählung drumherum. Nett sind die Fähigkeiten der über 60 Figuren, die von Nah- und Fernkampf bis zum Aufstöbern von Geheimnissen in Levels reichen.

    Sehr mühsame Kämpfe, aber einige spannende Rätsel

    Das Problem ist allerdings nicht, dass das alles nicht spaßig wäre, sondern dass das Game uns richtiggehend dazu zwingt, die Levels wieder und wieder zu spielen, um alle Geheimnisse aufzudecken und voranzukommen. Außerdem ist jede Welt nach dem gleichen Konzept mit ähnlichen Kämpfen, ähnlichen Rätseln und ähnlichen Zielen aufgebaut – kämpft man zum zehnten Mal gegen eine wiederkehrende Feindesgruppe, lässt sich nicht mehr verstecken, dass hier wohl die Spielzeit in die Länge gezogen werden sollte. Abgeschlossen werden die Levels von Boss-Kämpfen, die statt ein Highlight einfach nur eine weitere Erledigungsaufgabe sind.

    Etwas spannender, aber auch nicht vollkommen überzeugend, fällt der Rätsel-Teil aus. Während viele Rätsel aus Schalter-Umlegen und Knöpfe-Drücken bestehen, muss man an anderen Stellen des rund zehnstündigen Games kreativ werden, Spuren per Kamera finden und dokumentieren oder zwischen Portalen herumteleportieren. Ja, gelegentlich macht "Funko Fusion" richtig Spaß, besonders wenn man die Szenerien und Figuren aus den Filmen oder Serien tatsächlich kennt. Das Problem aber: Nicht nur die Charaktere reden wenig bis gar nicht, auch das Spiel schweigt sich gerne aus, wenn es um Missionsziele geht. Was genau zu tun ist, ist nicht immer klar.

    Unnötiges Backtracking und lange Suche nach Zielen

    Einen Zielmarker gibt es zwar, was man dort machen soll, ist allerdings manchmal unklar. Ohne Minikarte und mit rätselhaften Informationen an der Hand bleibt es dann nicht aus, dass man durch die überraschend großen Spielwelten zurückstolpert, auf der Suche nach etwas, das man möglicherweise vergessen hat. Braucht es zum Vorankommen einen anderen Charakter, darf man nicht einfach zu diesem wechseln, auch wenn die virtuelle Figuren-Verpackung bereits gefunden hat – stattdessen muss man zum Fundort der Packung zurückkehren. Übrigens: Um den finalen Boss zu erreichen, muss man alles in den Levels erledigt und eingesammelt haben.

    Das ist nicht auf den ersten Blick klar, weswegen man noch einmal einige Welten erneut spielen muss, um die vermissten Items zu finden. Dazu kommen auch noch ein paar Bugs, die stören: Videosequenzen frieren manchmal kurzzeitig ein und selten aber doch muss ein Level neu gestartet werden, weil sich Ziele zum Vorankommen aus unerfindlichen Gründen nicht erreichen lassen – weil sich beispielsweise benötigte Objekte nicht mehr herstellen lassen oder bestimmte Feinde nicht auftauchen wollen. Die Spielwelten selbst sind groß und schön gestaltet, manchmal werden Erkundungen aber von unsichtbaren Wänden im Level verhindert.

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    "Funko Fusion" ist wohl nur für Fans kein Riesen-Flop

    Kann "Funko Fusion" auch Spielern Spaß machen, die keine Fans der Figuren sind? Durchaus, wenn die Macher zumindest bei den Bugs noch mit Updates nachbessern und idealerweise auch Checkpoints in den Levels einführen, damit der Spielfortschritt auch fair gespeichert wird. Schon das würde einiges an wiederholendem Gameplay und Neustarts deutlich entschärfen. Seine besten Momente hat das Game, wenn ein Witz zündet, die vielen verschiedenen Figuren mit ihren Fähigkeiten gerade wirklich sinnvoll eingesetzt werden können (statt nur stumpf per Button-Mashing draufzuhauen) und man einfach richtig abschalten und nicht nachdenken will.

    Zeit, dass sich "Funko Fusion" noch generell verbessert, kommt noch, denn auch wenn das Game bereits erschienen ist, gibt es nicht nur laufend Updates, die das Gameplay verbessern sollen. So soll in den kommenden Wochen nicht nur alleine, sondern auch per Online-Koop mit bis zu drei Mitspielern gezockt werden können. Dabei schlüpfen die Spieler wohl in einen der vielen Charaktere, die man im Game bereits freigeschaltet hat. Und: Im November 2024 erscheint "Funko Fusion" auch für die PlayStation 4 sowie im Dezember 2024 für die Nintendo Switch. Vielleicht schafft es "Funko Fusion" da, vom Flop zu einem spaßigen Spiel zu werden.

    Auf den Punkt gebracht

    • "Funko Fusion" enttäuscht trotz vielversprechender Ansätze und bunter Grafik, da das Gameplay repetitiv und die Kämpfe wenig taktisch sind
    • Fans der "Funko Pop!"-Figuren könnten dennoch Freude daran finden, besonders wenn zukünftige Updates Bugs beheben und das Spiel um Online-Koop erweitern
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    Akt.