Spiele-Test

Schöner bauen mit "Bulwark: Falconeer Chronicles"

Optisch ist das Aufbau-Spiel "Bulwark: Falconeer Chronicles" ein Leckerbissen, auf Dauer könnte es einigen Spielern aber zu langweilig werden.

Rene Findenig
Schöner bauen mit "Bulwark: Falconeer Chronicles"
Schön, aber auf Dauer nur mäßig spannend – "Bulwark: Falconeer Chronicles" im Test.
Tomas Sala

Nach dem Erfolg des 2020 erschienenen Luftkampf-Spiels "The Falconeer" entführt uns nun auf PC, PlayStation 4 und 5 sowie Xbox One und Series X|S das neue Spin-Off "Bulwark: Falconeer Chronicles" in die Welt der "Großen Ursee", die nach einem verheerenden Krieg in Trümmern liegt. Statt Kampf steht im Game nun aber Aufbau im Mittelpunkt, denn Zocker sollen in der offenen Spielwelt eine Zivilisation neu aufbauen. Weder um Spaß am Game zu haben, noch um die Handlung zu verstehen, muss man "The Falconeer" zuvor gespielt haben. Übrigens stammt auch "Bulwark: Falconeer Chronicles" wie "The Falconeer" vom Solo-Entwickler Tomas Sala.

Und wie "The Falconeer" beeindruckt auch das neue Game immens, wenn man das Ein-Mann-Studio dahinter bedenkt. Untypisch für ein Aufbau-Spiel ist gleich zu Beginn, dass hier nicht geplant und strategisch errichtet wird, sondern sich die teils imposanten und beeindruckenden Bauten zufällig aus dem Boden der Spielwelt erheben. Dennoch hat man etwas Einfluss darauf, wo die Siedlung wachsen und wo Handelsrouten entstehen sollen. Bevor man da jedoch in die Tiefe geht, lässt uns aber vom Start weg die Grafik den Mund offen stehen. Auf der scheinbar endlosen Ursee brechen gigantische Türme durch die Wolken, da jubelt das Herz der Spieler.

Fantastische Grafik, die Konkurrenten erblassen lässt

Die Spielwelt hat optisch mehr als so manche Millionen-Projekte großer Studios zu bieten. Rauch-, Nebel-, Feuer- und andere Effekte sind massenweise vorhanden und bildschön umgesetzt, dazu gibt es mit Wasser, Sand, Schnee und Sonne jede Menge landschaftliche Abwechslung und mit drachenähnliches Wesen und allerlei herumfliegenden und -fahrenden Schiffen ist die Welt auch ganz schön belebt. Kurz: Was hier grafisch und darstellerisch serviert wird, ist ganz große Klasse. Gut gefällt auch, dass nur sehr minimalistische Einblendungen die Idylle stören – so gut es geht, hat der Entwickler wichtige Informationen in die Welt integriert.

Spielerisch ist es dagegen nicht ganz so abwechslungsreich um "Bulwark: Falconeer Chronicles" bestellt, was nicht heißt, dass es nicht gut gemacht ist. Rechnen muss man allerdings mit einem eher ruhigen Spiel, das Richtung Endlos-Aufbau geht, statt mit einem turbulenten Aufbau-Titel, der auch Taktik erfordert. Den Ausgang nimmt das Game mit einem Luftschiff, mit dem wir über die "Große Ursee" schippern und uns dabei an einer Karte orientieren, die die anfangs dringend benötigten Rohstoffe und Landstriche anzeigt. Ebenso simpel ist der Bau-Beginn: Auf einer Insel werden einfach Türme und Wege "hochgezogen".

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    Nach dem Erfolg des 2020 erschienenen Luftkampf-Spiels "<a data-li-document-ref="100112075" href="https://www.heute.at/s/the-falconeer-im-test-auf-dem-ruecken-des-falken-100112075">The Falconeer</a>" entführt uns nun auf PC, PlayStation 4 und 5 sowie Xbox One und Series X|S das neue ...
    Nach dem Erfolg des 2020 erschienenen Luftkampf-Spiels "The Falconeer" entführt uns nun auf PC, PlayStation 4 und 5 sowie Xbox One und Series X|S das neue ...
    Tomas Sala

    Zufallsprinzip ist ein einzigartiges, aber unspannendes Feature

    Die größte Überraschung im Spiel ist auch der Knackpunkt, warum das Game auf Dauer etwas an Spannung nimmt: Gebaut wird zufällig. Zwar wählt man auf den bebaubaren Inseln die Bauorte für die später riesengroß anwachsenden Türme aus und kann diese auch mit anderen Gebäuden über Wege verbinden, die Türme wachsen aber ebenso zufällig-willkürlich in Form und Farbe aus dem Boden, wie sich die Wege zu den anderen Objekten schlängeln. Werden die Gebäude mit Materialien upgegradet, wachsen neue Türmchen, Dächer und Balkone ebenso zufällig aus den Gebäuden hervor. Und auch bevölkert werden die Schauplätze ganz von selbst.

    Nicht einmal alle Objekte muss man selbst in die Spielwelt pflanzen, denn kleinere Häuser und ganze Dörfer legt sich das KI-Volk selbst an, das von den von uns errichteten Objekten angezogen wurde. Wer sich gerne etwas zurücklehnt und eine lebendige Spielwelt erlebt, wird "Bulwark: Falconeer Chronicles" lieben, bei wem dagegen jeder Millimeter genauesten geplant und umgesetzt werden muss, sollte eher zu einem "Anno" greifen. Eines werden aber beide Seiten nicht bestreiten können: Wie mit jedem errichteten oder ausgebauten Gebäude die Spielwelt von selbst wächst und gedeiht, das können sich andere Titel sehr gerne abschauen.

    Ebenso einzigartige Steuerung und versteckte Stärken

    Etwas eigenwillig ist neben dem Aufbau auch die Steuerung per Gamepad oder Tastatur ausgefallen, denn statt auf der Vogelperspektive die Strukturen frei anwählen zu können, schaltet man sich aus dem eigenen Luftschiff per Button durch die einzelnen Objekte und wählt ebenso einzeln bei jedem die Ausbaustufen an. Dafür gibt es hier wiederum den Vorteil, das nach einer Eingewöhnungsphase schnell erledigen zu können, denn jede Taste entspricht beim Bauen einem bestimmten Objekt. Nach einigen Spielminuten offenbaren sich dann auch die versteckten Stärken des Titels, etwa ein gut funktionierendes Handels-System in der Spielwelt.

    So müssen einerseits durchgängige Versorgungsrouten von den Abbaustätten von Eisen, Holz und Stein mit unseren Bau-Siedlungen vorhanden sein, um die notwendigen Materialien liefern zu können. Andererseits sorgen Häfen dafür, dass mit anderen Siedlungen Tauschgeschäfte durchgeführt werden können, was uns Nachschub an raren Rohstoffen sichern kann. Achtet man darauf, floriert die Stadt und die Metropolen wachsen wortwörtlich und beeindruckend in den Himmel. Etwas schade: Auf Zufalls-generierte Karten verzichtet das Game, man spielt auf vorgegebenen Schauplätzen. Die Spielwelt selbst ist aber riesig ausgefallen, das entschädigt.

    Schöner bauen mit "Bulwark: Falconeer Chronicles"

    Fraglich ist die Langzeitmotivation, denn "Bulwark: Falconeer Chronicles" ist ein Game, das man entspannt dahin zockt und bei dem man abschalten kann, aber keines, bei dem sich auch noch nach Dutzenden Stunden neue Geheimnisse entdecken lassen. Apropos Geheimnisse: Einige verbergen sich dann doch noch in der Spielwelt in Form von Fragezeichen-Symbolen. Dahinter verstecken sich meist besondere Bauwerke, die man dann der eigenen Siedlung hinzufügen darf, oder Schiffe, die dann für uns die Handelsrouten am Meer abfahren. Sogar Krieg kann im Spiel geführt werden – allerdings läuft auch da sehr viel an Mechaniken einfach automatisch.

    Nach zehn bis 15 Spielstunden hat man in "Bulwark: Falconeer Chronicles" alles Wichtige gesehen, dahin zocken lässt sich das Spiel aber ewig – nur ohne wirkliches Ziel, außer dass die eigenen Siedlungen immer größer und imposanter anzusehen ist. Daran ändern auch der Baumodus sowie drei spezielle Szenarien sowie errichtbare "Weltwunder" nichts. Wer schöner bauen und die eigenen Werke beim Zufallswachsen ansehen will, kann mit "Bulwark: Falconeer Chronicles" deshalb prima entspannen. Strategie-Füchsen wird dagegen der Reiz der Aufbau-Simulationen ebenso fehlen wie neue Inhalte, die sich im Spielverlauf hier nicht freischalten.

    rfi
    Akt.