Spiele-Test
"Notruf 112: Der Angriffstrupp" als feurige Simulation
Am PC darf man bereits seit 2016 in die Feuerwehr-Uniform schlüpfen, nun schafft es die neue Ausgabe von "Notruf 112" auf Konsolen.
Aerosoft haut weiter raus, was das Simulations-Genre hergibt. Mit "Notruf 112: Der Angriffstrupp" gibt es nun eine ansprechende Feuerwehr-Simulation für PlayStation 4 und 5 sowie Xbox One und Series X|S. Das ist bemerkenswert, denn am PC sorgt "Notruf 112 | Emergency Call 112" bereits seit mittlerweile sieben Jahren für Simulations-Spaß. Umgesetzt wurde das Game übrigens mit Beratung und Unterstützung echter Feuerwehr-Kräfte, um die Spielversion so realistisch wie möglich zu machen. Und auch wenn einige Aspekte bei weitem nicht perfekt sind, ist Aerosoft dafür bekannt, auf das Feedback der Fan-Gemeinde zu hören und laufend Verbesserungen und Updates zu veröffentlichen.
Der Einstieg ins Game ist eher ernüchternd, denn die Menüführung ist sehr simpel umgesetzt, gerade einmal zwischen der Kampagne, einem Einsatz, dem Tutorial, den Einstellungen und der Steuerung darf man wählen. Davon sollte man sich allerdings nicht abschrecken lassen, denn hinter den dicken Buchstaben versteckt sich ein durchaus schönes Sim-Spiel, das allerdings Optionen vermissen lässt. Drehen darf man nur an der Lautstärke, an der Bewegungsgeschwindigkeit, an der Kamera-Richtung und der Kopfbewegung, das war es schon mit den Optionen. Das Tutorial wiederum ist gut gemacht und führt Neulinge in die Möglichkeiten ein, ist aber kein Muss, um die Sim zu verstehen.
Die Grafik kann sich sehen lassen
Der Kampagnen-Start fällt wiederum optisch etwas enttäuschend aus – auf einer Karte, die an Google Maps erinnert, geht ein (gut vertonter) Notruf eines Bürgers ein, wobei der Realismus von Notfall zu Notfall schwankt. So muss man zwangsläufig schmunzeln, wenn ein Mann sich am Notruf über den piepsenden Rauchmelder des Nachbarn aufregt und die Leitstelle mit "Woher soll ich das wissen" anschreit, als sie nachfragt, ob sich noch Personen im Haus befinden. Dafür wiederum sehr cool: Geht es mit dem Einsatz los, gibt es tolle Video-Sequenzen mit der Zusammenfassung des jeweiligen Vorfalls und danach landen wir in schöner Ego-Perspektive in der Haut eines Feuerwehr-Helfers.
Die Grafik sieht überraschend gut aus und auch das Gameplay ist superflüssig. Im Fall der Kampagne werden wir zum Start von unserem Gruppenführer beauftragt, beim Einsatzobjekt nach austretendem Rauch zu suchen. Da wir diesen tatsächlich entdecken, geht es zurück ans Einsatzfahrzeug, wo wir nun entscheiden müssen, welche Gerätschaften wir heranschaffen müssen. Wichtig dabei: Lassen wir benötigtes Werkzeug wie Absperrband, Halligantool, Fluchthaube, Hochstrahlrohr oder Auffangwanne liegen, kostet das Zeit, Punkte und vielleicht sogar Menschenleben. Da es nur begrenzten Platz zur Mitnahme von Werkzeugen gibt, muss die Auswahl zum jeweiligen Einsatz passen.
Tolle Einsätze mit vielen stimmigen Details
Auch die Details sind stimmig – es tuckern im Hintergrund die Motoren der Einsatzfahrzeuge und Einsatzkräfte tauschen sich mit Details zum Einsatz aus, während man die Tür zum Objekt aufbricht und vom Einsatzleiter die weiteren Befehle bekommt. Etwa, im Objekt nach Personen und dem Brandherd zu suchen. In verrauchten Häusern muss man zudem den Inhalt der Sauerstoffflasche im Auge behalten, während man den Einsatzort durchkämmt. Einzig die Personen wie Bewohner von Häusern oder Sicherheitsdienste von Firmen verhalten sich etwas seltsam, denn sie stehen meist einfach in der Gegend herum und lassen sich befragen, während unweit die Flammen lodern.
Während das Hauptziel der Einsätze natürlich ist, die Anwesenden zu retten und die Brände zu löschen, können auch Zusatzpunkte gesammelt werden. Etwa, indem man die Rauchmelder und Alarmanlagen am Einsatzort abstellt, die Anwesenden nach wichtigen Informationen befragt oder mitunter auch mal ein Haustier in Sicherheit bringt. Das sorgt manchmal auch für viel Zeitersparnis bei den Einsätzen, denn wenn ein Bewohner uns die Tür aufsperren kann, müssen wir sie nicht mühsam mit unserem Werkzeug aufbrechen. Je nach Größe des Feuers muss schließlich dem Handfeuerlöscher oder der Löschleitung draufgehalten werden, bis die Flammen erloschen sind.
"Notruf 112: Der Angriffstrupp" als feurige Simulation
Einmal abgelöscht, meldet man den erfolgreichen Einsatz dem Gruppenleiter des Angriffstrupps und streicht dann eine Bewertung ein. Die Kampagne reiht dabei abwechslungsreiche Szenarien aneinander, eine wirkliche Handlung gibt es allerdings nicht. Je länger man spielt, umso mehr schleichen sich aber kleine Kritikpunkte ein. So ist die Grafik abseits der Menüführung und der Karten-Ansicht detailreich, es mischen sich aber immer wieder karge und verwaschene sowie leere Umgebungen in die Szenerie abseits der Haupt-Schauplätze. Das fällt dadurch auf, dass in "Notruf 112: Der Angriffstrupp" in einer offenen Spielwelt die Karte mit Fahrzeugen selbst erkundet werden kann.
So abwechslungsreich wie die Einsätze sind auch die Einsatzfahrzeuge, auch da lässt sich der Simulation nichts vorwerfen. Besonders beeindruckt auch die Künstliche Intelligenz der Kameraden – zwar rückt man meist alleine zu den Brandherden vor, die Kameraden stehen aber nicht nur angewurzelt herum, sondern gehen jeweils eigenen Tätigkeiten nach. "Notruf 112: Der Angriffstrupp" ist insgesamt eine recht feurige Simulation, die zwar keinen riesigen Umfang bietet, aber das Gebotene richtig gut umsetzt und noch dazu die Hoffnung weckt, dass die Macher über die kommenden Monate mit neuen Inhalten und Missionen aufwarten könnten.