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Notruf 112 - Die Feuerwehr Simulation im Test
Notruf 112 - Die Feuerwehr Simulation will den ereignisreichen Alltag der Feuerwehr in einer Großstadt zeigen.
Die Voraussetzungen für die Feuerwehr-Simulation sind eigentlich perfekt - in Zusammenarbeit mit der Berufsfeuerwehr Mülheim wollten die Entwickler von Crenetic Studios und Publisher Aerosoft auf Realitätsnähe und Genauigkeit bei den Einsätzen achten. Wir haben nach dem Feuerwehrschlauch gegriffen und am PC getestet, ob das gelungen ist.
Notruf 112 - Die Feuerwehr Simulation präsentiert sich als durchwachsenes Erlebnis, wie Feuer und Wasser. Beginnen wir damit, was uns wirklich an dem Titel gefallen hat. Das ist, dass das Leben eines Feuerwehrmannes extrem detailgetreu umgesetzt wurde. Von den Einsätzen bei Bränden und Unfällen über die technischen Tätigkeiten im Feuerwehrhaus bis hin zu der Feuerwache und der Stadt wirkt alles so, wie es in der Realität wohl auch für einen Feuerwehrmann aussieht.
Im Spiel kann der Nutzer alle Rollen übernehmen, die es bei den Einsatzkräften gibt, etwa Notrufe entgegennehmen und die Kameraden alarmieren, die Feuerwehrfahrzeuge zum Einsatzort lenken, mit schwerem Atemschutz gegen Brände vorgehen oder gleich den ganzen Einsatz leiten. Die liebevolle Umsetzung merkt man bereits zuvor beim Spielstart - als Menü des Games dient die Leitstelle des Feuerwehrhauses. Von dort kann man entweder direkt ins Feuerwehrleben einsteigen oder sich einfach frei in der Spieleumgebung bewegen.
Das gefällt richtig gut
Die Detailverliebtheit zeigt sich nicht nur bei den verschiedenen Rollen, die man bei der Feuerwehr einfach durch Auswählen aus einer Tabelle fließend wechseln kann. Alle Einsatzfahrzeuge können gesteuert, alle Utensilien und Gegenstände genommen und verwendet werden. Die Einsätze selber sind zufallsgeneriert und bieten so jede Menge Abwechslung. Einmal bedroht ein Ölteppich die Umwelt, dann droht ein Zimmerbrand zum Großbrand zu werden oder es muss nach einem Autounfall aufgeräumt werden.
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Hier ist nichts mit langsam und gemächlich - wie im echten Leben brausen die Kollegen mit Blaulicht und Sirene ohne einen davon, wenn man am Weg zur Feuerwehrgarage trödelt. Oder statt eines kleinen Zimmerbrandes steht man beim langsamen Spielen plötzlich vor einem Feuerinferno. Oder man schafft es gar nicht zum Brandort, weil man am Weg dorthin selbst einen Verkehrsunfall verschuldet. Die Einsatzgeräte lassen sich ebenfalls realistisch bedienen - auf der Drehleiter bekämpft man das Feuer mit dem flexibel beweglichen Schlauch. Die Spielwelt selbst ist offen, so gut wie jedes Gebäude kann betreten werden.
Da sind wir noch skeptisch
Zum einen findet man sich aufgrund der Spieltiefe schwer in das Game ein. Ein tiefergehendes Tutorial zum Kennenlernen der verschiedenen Rollen und der Steuerung wäre wünschenswert. So passiert es einem in den ersten Stunden immer wieder, dass man die Steuerung nachblättert, während daneben der verunfallte Lastwagen abbrennt. Feinschliff ist zudem bei der KI nötig - nicht immer, aber manchmal stehen die Kameraden einfach hilflos in der Gegend herum und reagieren vermeintlich widerwillig auf Befehle. Dann muss man selbst die Rolle wechseln und statt des Helfers eingreifen.
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Schade ist auch, dass zwar die Rettung mit zu Einsätzen fährt, dort aber scheinbar die Rolle von Schaufensterpuppen übernimmt, statt einzugreifen. In der Stadt dagegen dürften sich alle Menschen in Autos oder Wohnungen befinden, auf der Straße begegnet man ihnen kaum. Grafisch spielt Notruf 112 in einer veralteten Liga mit. Das wollen wir dem Titel, dessen Ambitionen in der Simulation liegen, nicht vorhalten. Bei Effekten wie der Feuerausbreitung oder Wassernutzung könnte trotzdem nachgebessert werden. Generell neigt das Spiel vielfach zu Rucklern, obwohl die Grafikanforderungen unterdurchschnittlich sind.
Daran muss man noch arbeiten
Gar nicht gefallen hat uns, dass Missionen manchmal ganz schön zicken. Zum einen verweigert das Feuerwehrteam dabei vollkommen jegliche Tätigkeit, zum anderen werden Einsätze als abgeschlossen angezeigt, während neben dem virtuellen Alter Ego das Feuerchen schön lodert. Dass dann über das Hauptmenü der Einsatz abgebrochen werden muss, um voranzukommen, frustriert. Zum anderen fallen grobe Gameplay-Schnitzer auf: Autos fahren in unser Feuerwehrfahrzeug und werden "verschluckt". Rückfahrten zum Feuerwehrhaus lassen sich nicht durchführen, weil unser Team dort nicht erkannt wird.
Wenig begeistert auch, dass sich Spiele gelegentlich nicht speichern oder laden lassen. Und: Die Einsätze fordern nicht wirklich heraus, denn Spielminuten sammelt man eher beim Hin- und Rückweg, vor Ort sind die Aktionen in ganz wenigen Minuten abgearbeitet. Ein wirklicher Kampagnen- oder Karrieremodus ist auch nicht wirklich vorhanden. So sitzt man zwischen Einsätzen 15 bis 20 Minuten herum, bis es wieder etwas zu tun gibt. Das mag dem Realismus geschuldet sein, spannend ist es aber nicht.
Fazit
Man merkt die Ambitionen, die die Entwickler bei Notruf 112 - Die Feuerwehr Simulation hatten. Umso enttäuschender ist, dass das Spiel diese Ambitionen aufgrund der vielen Frustrationsmomente und Bugs nicht vermitteln kann. Dabei ist die Simulation gar nicht schlecht, sie wirkt einfach von vorne bis hinten unfertig und zu früh veröffentlicht. Zwar hatten Fans seit der Präsentation des Spiels monatelange Verschiebungen in Kauf genommen, ein, zwei Monate mehr wären hier aber nochmals nötig gewesen.
Trotz des durchwachsenen Fazits gibt es bei Notruf 112 Lichtblicke. Der größte davon ist, dass die Entwickler sich intensiv dem Feedback der Spieler widmen und sich der Kritik annehmen. Für die kommenden Wochen und Monate wurden Updates und Fehlerbehebungen versprochen. Leere Versprechen sind das nicht, denn auf Steam kommunizieren die Verantwortlichen rege mit den Usern und stimmen Update-Inhalte mit ihnen ab, bevor die Files veröffentlicht werden. So viel Engagement sucht man bei anderen Spielen vergeblich. Und vielleicht lässt genau das das Spiel in einiger Zeit richtig heiß lodern. (rfi)