Spiele-Test

"Horizon Zero Dawn Remastered" ist ein Grafik-Juwel

"Horizon Zero Dawn Remastered" lässt alle, die das Original verpassten, noch schöner in die Robo-Wildnis eintauchen. Auch Kenner werden unterhalten.

Rene Findenig
"Horizon Zero Dawn Remastered" ist ein Grafik-Juwel
"Horizon Zero Dawn Remastered" ist nicht nur unfassbar schön, sondern bringt auch neue Inhalte.
PlayStation

Rund sieben Jahre nachdem Protagonistin Aloy Spieler auf der PlayStation 4 ins atemberaubende Action-Adventure "Horizon Zero Dawn" entführte, das 2022 mit "Horizon Forbidden West" einen erfolgreichen Nachfolger auch auf PlayStation 5 bekam, liefern uns nun Entwickler Guerilla Games und die Portierungs-Spezialisten von Nixxes Software auch den Erstling auf der PlayStation 5 und gleichzeitig dem PC nach. Mit an Bord sind nicht nur deutlich verbesserte Optik und ein flüssigeres Gameplay, sondern auch die Unterstützung des DualSense-Controllers sowie die Erweiterung "The Frozen Wilds". Lohnen sich die Neuerungen? Ja, sowohl für Neulinge als auch Kenner, denn es gibt einige ganz neue Inhalte mit an Bord.

Optisch erstrahlt "Horizon Zero Dawn Remastered" nun in nativem 4K, aber auch Effekte und die gesamte Spielwelt wurden entweder überarbeitet oder neu aufgebaut. Shader, Texturen und Geometrie von Gräsern und Blättern wurden aufgehübscht, was vor allem das Regenwaldbiom der Spielwelt fantastisch aussehen lässt. Zudem gibt es kaum einen Ort mehr, der in der Spielwelt leer erscheint. Wo vorher karge Ebenen zu finden waren, gibt es zumindest Pflanzen-Formationen, Felsen oder Bäume. Dörfer und Städte wiederum werden von weit mehr NPCs bevölkert, was die Welt lebendiger wirken lässt. Diese Nebenfiguren stehen aber nicht nur bloß herum, sondern gehen Tätigkeiten nach, hacken Holz, tragen Wasser und Lebensmittel herum.

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    Rund sieben Jahre nachdem Protagonistin Aloy Spieler auf der PlayStation 4 ins atemberaubende Action-Adventure "Horizon Zero Dawn" entführte,...
    Rund sieben Jahre nachdem Protagonistin Aloy Spieler auf der PlayStation 4 ins atemberaubende Action-Adventure "Horizon Zero Dawn" entführte,...
    PlayStation

    Tolle Spielwelt, alleine der Boden ist ein optischer Genuss

    Gebäude des Basisspiels wurden außerdem durch die Next-Gen-Versionen der Erweiterung ersetzt, weshalb nun die Spielwelt von Basisspiel und Erweiterung wie aus einem Guss wirken. Doch nicht nur Gebäude haben diese Auffrischungskur erfahren, auch der Boden ist ein optischer Genuss geworden: Durch Wiesen ziehen sich tiefe Krallenspuren, Wälder sind mit Wurzeln und Stämmen versehen, Höhlen glänzen mit provisorischen Holzplanken über kleine Schluchten, in Sand und Schnee hinterlassen Aloy und die Roboter-Kreaturen jetzt auch Spuren. Zusätzlich bewegen sich Menschen und Maschinen mit neuen Animationen, Licht- und Feuer-Effekte erstrahlen in neuem Glanz und es gibt obendrauf zehn Stunden an neuen Dialogen.

    Was dürfen Kenner insgesamt davon erwarten? Dass "Horizon Zero Dwan Remastered" gleich gut, vielleicht sogar noch etwas besser als der Nachfolger "Horizon Forbidden West" aussieht. Doch für sie gibt es auch noch andere Vorteile, etwa blitzschnelle Ladezeiten oder die neue Unterstützung des DualSense-Controllers. Die adaptiven Triggertasten machen einiges her, wenn wir mit dem Bogen auf einen Schwachpunkt der Maschinenmonster zielen, beim Stapfen oder Reiten durch Sand und Schnee lässt uns das Vibrationsfeedback die unterschiedlichen Untergründe deutlich spüren. Zusätzlich ist das Gebiet der Erweiterung, das im Original separat eingeführt wurde, nun direkt in der Spielwelt integriert, auch das spielt sich deutlich immersiver.

    (Wieder)Spielen lohnt sich für Neulinge und auch Kenner

    Ein kleiner Bonus für Kenner ist, dass Spielstände aus dem Original in die Neufassung geladen werden können – und auch preislich lockt die Remastered-Fassung Besitzer des (digitalen) Originals, denn das Upgrade kostet sie nur rund zehn Euro. Schneller, schöner, immersiver: "Horizon Zero Dawn Remastered" wurde blitzsauber verbessert und aufgehübscht und bietet genug Inhalte, damit auch Kenner auf Szenen und vor allem Gespräche stoßen werden, die sie so nicht aus dem Original kannten. Neulinge hingegen sollten gar nicht überlegen müssen, denn bereits auf der PlayStation 4 war "Horizon Zero Dawn" ein Meisterwerk, das es nun auf der PlayStation 5 in seiner "definitiven" Fassung als echtes Grafik-Juwel zu spielen und erleben gibt.

    An dieser Stelle dürfen wir inhaltlich und spielerisch die wichtigsten Punkte des Original-Tests zusammenfassen, die sich auch in der neuen Version nicht verändert haben. Mit Aloy betrat im Original und nun erneut im Remaster eine wunderbar frische Protagonistin den Boden der Action-Rollenspiele. So fremd Spielern Aloy anfangs auch sein mag, ihre Figur ist besser herausgearbeitet als so ziemlich jeder Charakter, den wir in den letzten zehn oder mehr Jahren kennengelernt haben. An der Seite unseres Mentors Rost, einem Ausgestoßenen mit starkem Beschützerinstinkt, lernen wir Aloy nicht nur im Kindesalter zu Beginn von "Horizon Zero Dawn" kennen, sondern müssen das Kind zur Kämpferin, Sammlerin und Entdeckerin machen.

    Eine fremde und dennoch vollkommen vertraute Spielwelt

    Statt einem langweiligen Tutorial wurde das Kennenlernen der Steuerung und der Möglichkeiten selten so gelungen und konsequent in die Handlung miteinbezogen, als in einer Welt, in der ein kleines Mädchen zur mutigen Frau heranwächst. Angesiedelt ist "Horizon Zero Dawn" in einer Welt, die einem gleichzeitig fremd und vertraut ist. Die Zivilisation ist vor hunderten Jahren zusammengebrochen. Menschen leben in Stämmen zusammen, die man im Laufe des Abenteuers besser kennenlernt. Manche besinnen sich auf die Jagd, andere auf Handel und Bastelei, einige vertrauen auf einen seltsamen Glauben, andere krönen Könige unter sich. Tyrannei, Misstrauen, aber auch liebevoller Umgang miteinander kennzeichnen die Völker.

    Gemeinsam haben sie eines: Sie werden von Kreaturen bedroht, die durch die Wildnis streifen – Robotermonster aus Metall, scheinbar aber mit der Intelligenz von Tieren, denen sie auch äußerlich nachempfunden sind. Über Gespräche erfährt man, dass nicht immer alles so feindlich war – Menschen und Maschinen lebten lange Zeit in friedlicher Koexistenz, bis eine Infektion die Kreaturen befiel und sie bösartig machte. Die Suche nach Nahrung und Materialien wird dadurch für die Stämme zur lebensgefährlichen Aufgabe. Von dem sind wir in der Rolle von Aloy aber vorerst ausgeschlossen, denn als Schützling des Ausgestoßenen werden wir selbst im Kindesalter gemieden und von den Stämmen verbal und körperlich drangsaliert.

    Kein lineares Story-Konzept, sondern enorm viel Abwechslung

    Dazwischen steht immer die Frage, wer wir eigentlich sind, denn weder wissen wir etwas über unsere Mutter, noch ist der aus unbekannten Gründen ausgestoßene Rost unser Vater oder gewillt, uns mehr über unsere Identität zu verraten. Spielern ist es bis zu einem gewissen Grad auch der eigenen Fantasie überlassen, aus welchem Grund sie sich in das Abenteuer stürzen. Wollen wir wissen, wer wir eigentlich sind? Oder wollen wir erfahren, was die Maschinen so gefährlich macht? Oder aber wollen wir einfach zur Überlebensexpertin werden und alle Waffen meistern? "Horizon Zero Dawn" presst den Spieler nicht in ein enges und lineares Story-Konzept, sondern bietet nach und nach Bruchstücke zu allen diesen Zielen mit enormer Abwechslung.

    Wer auf Identitätssuche ist, grast zuerst mal diese Nebenmissionen ab. Wer dagegen bereits anfangs aufrüsten will, streift einfach durch die Wildnis auf der Suche nach Herausforderungen. Wer dagegen konsequent die Hauptmissionen durchspielt, bekommt immer noch jede Menge geboten, nämlich gut 30 bis 40 Spielstunden inklusive der Erweiterung. Aber keine Sorge, die auftauchenden Sidequests sind teils so faszinierend, dass man gar nicht anders kann, als auch einige davon zu erledigen. "Horizon Zero Dawn" spielt in der Third-Person-Perspektive und unterscheidet sich bei der Steuerung nicht groß von Games wie "Uncharted" und "Tomb Raider". Mit dem linken Stick bewegt man sich, mit dem rechten Stick kontrolliert man die Kamera.

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    Faszinierendes Kampf- und Jagdsystem, viel Beute-Sammeln

    Auf der Suche nach und im Kampf gegen Maschinen bietet "Horizon Zero Dawn" ein faszinierendes Jagdsystem. Aloy kann sich in hohen Gräsern und hinter Felsen den Sensoren der Kreaturen entziehen und auf gute Gelegenheiten zum Angriff warten. Eines der Kernelemente des Spiels ist der "Fokus", ein dreieckiges Metallteil, das unsere Heldin im Kindesalter findet und zu nutzen lernt. Neben dem Ohr getragen, blendet der Fokus Holo-Infos ein. Im Kampf werden Schwachstellen der Kreaturen markiert und ihre Wege angezeigt. Beides nutzt der Jagd und ermöglicht viele Herangehensweisen. Kleine Wächter können mit dem Scharfschützenbogen und einem Präzisionspfeil ins Auge schnell stillgelegt werden.

    Das Kampfsystem von "Horizon Zero Dawn" kann aber viel mehr. Auf Routen der Maschinen können Elementfallen gelegt werden, die die Kreaturen mit Eis, Feuer oder Strom überraschen. Die jeweilige Elementschwäche offenbart sich ebenfalls über den Fokus. Wer den Nahkampf bevorzugt, kann mit der R1-Taste einen leichten, schnellen Angriff und mit der R2-Taste einen langsameren, starken Hieb durchführen. Nach letzterem Schlag gehen kleinere Kreaturen schnell zu Boden und können mit einem kritischen Angriff schwer beschädigt bis ausgelöscht werden. Wer es ganz kreativ mag, kann aber auch Stolperdrähte auslegen und Maschinen damit lähmen und zu Fall bringen. Das Arsenal an Waffen, Attacken und Effekten wächst laufend an.

    Von Kämpfern bis Schleichern werden alle Spieler bedient

    Auch wer fast ausschließlich Schleichen will, wird bedient: Nähert man sich ungesehen einer Kreatur, kann man über das Halten der Dreiecks-Taste die Maschine überbrücken. Manche Maschinen werden so zu Reittieren, die große Distanzen schnell überbrückbar machen, andere werden zu Feinden aller umliegenden Maschinen und kämpfen für uns. Das Überbrücken lernt man nach und nach beim Erforschen von gruseligen Bruthöhlen, aus denen die Maschinen entspringen. Der Kampf gegen Maschinen wird nie langweilig – jede Maschine verfügt über ein eigenes Angriffsverhalten, auf das man individuell reagieren muss. Ebenso bietet jede Umgebung – von dichten Gräsern bis zu eisigen Felsen – eigene Anforderungen an den Kampf.

    Besonders beeindruckend: Verletzte Maschinen suchen schon mal das Weite, ändern aber auch ihr Angriffsverhalten zu einer Art verzweifelter Rage. Attraktiv ist auch das Gruppenverhalten – schlägt eine Maschine Alarm, rücken andere an und durchkämmen die Umgebung. Damit der schnelle Kampf Chancen für Angriffe bietet, verfügt Aloy über eine Konzentrationsfähigkeit. Wer mit L2 den Bogen samt Pfeil hebt und mit R2 die Waffe spannt, kann mit Druck auf den rechten Stick die Zeit für einen Augenblick verlangsamen und den Feind dadurch heranzoomen. Als Waffen und Ausrüstungen steht zwar nicht ein riesiges Arsenal zur Verfügung, es ist aber gelungen abgestimmt und man behält den Überblick, Outfits bieten zudem Spezialeffekte.

    Pflicht-Titel für jeden Gamer, der Videospiel-Abenteuer liebt

    Bei den Waffen, die über ein mit L1 einblendbares Waffenrad ausgewählt werden, können vier Plätze belegt werden, mit Scharfschützen-, Kampfbögen, Stolperfallen-, Seilwerfer oder anderen Nah-, Mittel- und Fernkampfwaffen, die jeweils mit anderer Munition und Verstärkungseffekten bestückt werden können. Alle Materialien besorgt man sich von gefallenen Maschinen oder von Pflanzen und Tieren. Eine große Auswahl bietet das Fähigkeitensystem von Aloy. Durch das Erledigen von Missionen und das Vernichten von Maschinen sammelt man Erfahrungspunkte und bei Levelsprüngen und besonderen Abschlüssen auch Fähigkeitspunkte. Diese kann man in gut 30 Fähigkeiten investieren, die neue Angriffe oder Effekte ganz ohne Grind freischalten.

    Nebenher kann man auch noch die Ausrüstung modifizieren – Beutel-Upgrades lassen uns mehr Pfeile, Fallen und Tränke herumschleppen, Outfit und Waffen können mit bis zu drei "Steckplätzen" mit besonderen Effekten aufgerüstet werden. Wer das Potenzial von "Horizon Zero Dawn" erleben will, sollte übrigens den leichten Schwierigkeitsgrad beiseite lassen, erst ab dem normalen Schwierigkeitsgrad bieten Kämpfe das fantastische Taktikgefühl und die Wildnis wirkt so bedrohlich, wie sie sich für Aloy im Spiel anfühlen muss. "Horizon Zero Dawn" bietet nicht nur eine offene Spielewelt, sondern auch deren freie Erkundung – und ist ein epischer Titel, der ein Pflicht-Game für jeden darstellt, der Videospiel-Abenteuer liebt.

    Auf den Punkt gebracht

    • "Horizon Zero Dawn Remastered" bietet sowohl Neulingen als auch Kennern ein beeindruckendes Erlebnis mit verbesserter Grafik in nativem 4K, flüssigerem Gameplay und neuen Inhalten
    • Die überarbeitete Spielwelt wirkt lebendiger und detailreicher, während die Unterstützung des DualSense-Controllers und blitzschnelle Ladezeiten das Spielerlebnis weiter optimieren
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    Akt.