Spiele-Test

"theHunter: Call of the Wild" ruft zur Jagd nach Nepal

Die beste Jagdsimulation am Markt hat eine neue Erweiterung bekommen. Mit "Sundarpatan Nepal Hunting Reserve" pirschen wir uns nun neu durch Nepal.

Rene Findenig
"theHunter: Call of the Wild" ruft zur Jagd nach Nepal
Viel zu schön, um anzudrücken: Die Nepal-Erweiterung für "theHunter: Call of the Wild" ist eine Augenweide.
Expansive Worlds

Ganz ohne Blutvergießen und Tierleid entführt uns das Entwicklerstudio Expansive World seit dem Jahr 2017 auf realistische Jagdausflüge am PC. "theHunter: Call of the Wild" hat sich eine besonders enthusiastische Fan-Gemeinde aufgebaut. Für Anfänger ist die Simulation allerdings nichts, denn es ist stundenlanges Pirschen und auf die Lauer legen angesagt – ohne dass vielleicht überhaupt ein Tier im Fadenkreuz des Zielfernrohrs auftaucht. Schließlich zelebriert das Game alles rund um die Jagd – aber nicht das simple Töten der wehrlosen Pixel-Tiere.

Was Neulinge wissen müssen: Die Welt von "theHunter" ist gigantisch groß, weit über 100 Quadratkilometer. Entsprechend zieht sich alleine wegen der Lauf- und Fahrwege die Zeit immens, bis man zu Fuß oder per Quad am Jagdort angelangt ist. Dort zückt man aber nicht einfach das Gewehr und ballert auf riesige Tierherden, sondern hält minutenlang Ausschau, wechselt immer mal wieder die Position, robbt dann durch das Dickicht leise zu einer Position – und wartet dann dort ab, oftmals auch ganz umsonst. Wer nur rumläuft, sieht wohl nie ein Tier.

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    Ganz ohne Blutvergießen und Tierleid entführt uns das Entwicklerstudio Expansive World seit dem Jahr 2017 auf realistische Jagdausflüge am PC.
    Ganz ohne Blutvergießen und Tierleid entführt uns das Entwicklerstudio Expansive World seit dem Jahr 2017 auf realistische Jagdausflüge am PC.
    Expansive Worlds

    Kaum Komfortfunktionen und beinharter Schwierigkeitsgrad

    Komfortfunktionen bietet "theHunter" wenige – einerseits kann man sich Außenposten als Speicherpunkte freischalten, andererseits zeigt uns eine Gerätschaft an, welcher Fährte wir da gerade folgen. Hat man mit Kriechen, Geduld und etwas Glück schließlich wirklich einen Bären oder Hirsch vor sich, ist der Abschuss aber alles andere als fix. Wer nicht auf seine Geräusche, seinen Geruch, die Windrichtung, die Atmung und den Puls achtet, ballert so gut wie sicher vorbei – und die Sache startet von vorne. Hilfsitems und Waffen sind erwerbbar, aber schwer.

    Beachtlich ist, wie teuer die Macher kleine und große Hilfsmittel im Spiel gemacht haben. Erst nach Stunden kann man sich einfachste Objekte leisten, bis zur nächsten Wumme vergeht gefühlt ein ganzes virtuelles Leben. Fast schon Rollenspiel-artig fällt in der Simulation dagegen die Charakter-Entwicklung aus. Über einen Fähigkeitenbaum mit mehreren Kategorien darf man nach dem jeweiligen Levelaufstieg Punkte verteilen und dadurch Werte wie Tarnung und Trageleistung erhöhen. Am beinharten Schwierigkeitsgrad der Simulation ändert das nichts.

    Optisch ist das Game ein Wunderwerk, das staunen lässt

    Umso beeindruckender, wie sehr die Fan-Gemeinde für "theHunter" brennt, das nach einem sehr kurzen Tutorial Spieler in die freie Wildbahn entlässt und auf sich selbst stellt. Die Tiere selbst sind übrigens keinesfalls wehrlos: Luchse und Bären müssen mit einem Schuss zielgenau erledigt werden, oder wir werden wortwörtlich vom Jäger zum Gejagten und beißen dabei sehr schnell ins Gras. Richtig, richtig gut ist indes die Grafik ausgefallen. "theHunter" bietet eine der beeindruckendsten Landschaften überhaupt, da bleibt man gern minutenlang staunend stehen.

    Klar, ein paar Grafikfehler wie ineinander wachsende Gräser oder schwebende Steine gibt es auch, aber in Sachen Weitsicht macht keine andere Simulation dem Titel so schnell etwas vor. Bonus für alle, die gern abseits der Jagd die Spielwelt erkunden: Sie werden mit Punkten belohnt, die sich wiederum in die Charakter-Entwicklung investieren lassen. Noch schöner und abwechslungsreicher macht diese Welt nun im Jahr 2024 die neue Erweiterung "Sundarpatan Nepal Hunting Reserve", die die virtuellen Jägerinnen und Jäger ins ferne Nepal entführt.

    Erweiterung geizt nicht mit neuen Inhalten und Abwechslung

    Kleiner Exkurs zuvor: War "theHunter: Call of the Wild" ursprünglich am PC gestartet, kann es mitsamt der neuen Erweiterung mittlerweile auch PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One und Xbos Series X|S gezockt werden. Drei große neue Areale führt nun der Nepal-DLC ein, dazu kommen gleich zehn neue Tierarten wie der große Tahr und der Barasingha, aber auch tödliche Gegner wie der gefürchtete Bengalische Tiger oder der flinke und intelligente Schneeleopard. Gegeizt haben die Entwickler bei der Erweiterung keineswegs, auch nicht bei der Abwechslung.

    Die drei neue Gebiete in Nepal reichen von schneebedeckten Berglandschaften mit einsamen Gebirgspfaden und karger Natur über saftige Wälder mit durch Schatten schleichende Raubtiere bis hin zu tropischen Ebenen mit Wanderpfaden und den traditionellen Gebetsfahnen. Bei den Waffen kommt das Gandhare-Gewehr neu hinzu. Es handelt sich um ein Gewehr mit absolut durchschlagender Wirkung gegen Tiger und Co. – allerdings komplett ohne Zielfernrohr, einer dadurch recht eingeschränkter Reichweite und einer fast katastrophalen Genauigkeit.

    "theHunter: Call of the Wild" ruft zur Jagd nach Nepal

    Worauf die Erweiterung zudem noch mehr Wert legt, sind die Aktivitäten abseits der Jagd. Der DLC lässt virtuelle Jäger zu einem Mix aus Touristen und Historikern werden. Sie erleben die kulturellen Gepflogenheiten in Nepal kennen, können einige Sammelobjekte einsacken und werden sogar vor Foto-Aufgaben gestellt, um die Geschichte des Landes besser kennenzulernen. Zeitgleich mit der Erweiterung ist auch gleich ein Update erschienen, das dem Game einige Fehler behebt und die Tiermodelle in Spiel noch viel detailreicher überarbeitet.

    "theHunter: Call of the Wild" treibt mit dem Nepal-DLC vor allem optisch die Jagdsimulation auf die Spitze. Aber auch inhaltlich wird für kleines Geld viel serviert. Highlight ist eindeutig die Begegnung mit einem majestätischen Tiger, der aus den Schatten lautlos auftauchen kann und so gar nicht die typische Beute ist, sondern uns fauchend erzittern lässt. Aber auch mit der Erweiterung und ein paar fast handzahmen Wasserbüffeln bleibt "theHunter: Call of the Wild" aber eine sehr gute Simulation, die sich an sehr geduldige Spieler und Experten richtet.

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