Spiele-Test

"Stellar Blade": Knallharte Kämpferin in Action-Kracher

Erstes Konsolen-Spiel und gleich ein Mega-Hit! Mit "Stellar Blade" für die PlayStation 5 schafft das Studio Shift Up einen echten Action-Kracher.

Rene Findenig
"Stellar Blade": Knallharte Kämpferin in Action-Kracher
"Stellar Blade"
PlayStation

Was uns das koreanische Entwicklerstudio Shift Up da als Premiere für die PlayStation 5 vorlegt, hat es in sich. In "Stellar Blade" hat ein verheerender Krieg gegen bizarre Kreaturen die Menschen von ihrem Planeten Erde vertrieben. Die monströse Naytibas haben sich indes auf unserer Ex-Welt angesiedelt, während die letzten Überbleibsel der Menschheit in einer Kolonie im Weltall ausharren. Doch die Menschen haben ihre ehemalige Heimat natürlich nicht aufgegeben – und richten soll es die Kämpferin EVE mit dem 7. Landetrupp. Heißt im Klartext: Unsere Protagonistin soll alles monsterartige, das auf dem Planeten zu finden ich, vernichten. Die Story ist aber nicht nur pure Action – und auch der einfache Plan wird schnell kompliziert.

Wem das alles jetzt bekannt vorkommt: "Stellar Blade" hätte eigentlich schon viel früher und für die PlayStation 4 erscheinen sollen. Einblicke gab es vor Jahren immer mal wieder, allerdings unter dem Namen "Project Eve". Die verlängerte Entwicklungszeit hat dem Spiel aber gutgetan und dafür gesorgt, dass es neben den schnellen und präzisen Kämpfen auch einen spaßigen Anteil an Rollenspiel-Elementen gibt. Mit einem Skill-System schalten sich die Spieler neue Bewegungsmuster und Fähigkeiten für EVE frei. Diese neuen Skills lassen uns nicht nur viele spektakuläre Manöver im Kampf ausführen, sondern auch zuvor versperrte Bereiche betreten.

"Stellar Blade" bietet für jeden Spielstil etwas

Etwas seltsam ist, dass so gut wie alles hinter dem Hochlevel-System versteckt ist, selbst den Doppelsprung müssen wir erst freischalten. Das wäre eigentlich kein Problem, ein simpler Doppelsprung steht aber sehr im Kontrast zu den späteren, absolut spektakulären Skills – und noch dazu gibt es von Anfang an Passagen, in denen wir solch einfache Bewegungen gut brauchen können. Dafür muss man sich keine Sorgen machen, stundenlang Ressourcen für Verbesserungen zu farmen, denn die Spielwelt von "Stellar Blade" ist regelrecht vollgestopft mit Gold, Munition und Materialien, die wir in Waffen und den Exo-Anzug unserer Heldin investieren.

Verbesserungen laufen in "Stellar Blade" als Implantate für ihren Exo-Gear ab, wobei das Prinzip sehr mit "Cyberpunk 2077" vergleichbar ist: Die Auswahl an Verbesserungen und Modullen ist so groß, dass wir nicht nur laufend stärker und besser werden, sondern der Kampfstil auch an den eigenen Geschmack angepasst werden kann. Dadurch werden defensive Spieler mit besseren Überlebenschancen sowie mehr einsteckbaren Treffern ebenso bedient wie offensive Kämpfer, die sich auf ihre Ausweich-Reflexe verlassen wollen und dafür mehr Schaden austeilen dürfen. Schaden ist allerdings, dass wir die großartige Spielwelt nicht frei erkunden.

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    Was uns das koreanische Entwicklerstudio Shift Up da als Premiere für die PlayStation 5 vorlegt, hat es in sich.
    PlayStation

    Trotz Linearität gibt es jede Menge zu entdecken

    Die Spielwelt selbst sieht fantastisch aus und verbindet einen postapokalyptische n Planeten mit vielen Überresten einer einst futuristisch ausgerüsteten Zivilisation. Beim Spielen relativiert sich die Kritik, dass der Planet nicht frei begehbar ist, etwas, denn das Spiel führt uns zwar immer wieder durch lineare und beengte Abschnitte, die Umgebungen öffnen sich aber auch immer wieder in weitläufigere Areale, die zum Erkunden einladen. Umgebungsrätsel legen zudem immer wieder neue Gebiete und Geheimnisse frei – das Grundprinzip kennt man aus den neueren "God of War"-Teilen, in denen es trotz Linearität jede Menge zu entdecken gibt.

    Eine Besonderheit stellt das Schnellreisesystem des Spiels dar. Einerseits sind die bereits besuchten Areale durch freischaltbare Abkürzungen schnell erneut zu durchforsten, andererseits darf man in der Spielwelt verstreute Mikrofone aktivieren und zu einem Netzwerk verbinden, womit sich schnell an die jeweiligen Telefon-Standorte reisen lässt. Das macht es leicht, die Sammel-Items des Spiels zu suchen, die uns nette Überraschungen freischalten. Auch hier muss man sich nicht über Backtracking ärgern, denn optionale Neben-Missionen schicken uns in besuchte Gebiete – Sammel-Items streift man da gleich nebenher mit ein.

    Eine Art Soulslike, aber in der "Light-Version"

    Auch die Balance zwischen Erzählmomenten (von denen es überraschend viele und gute in "Stallar Blade" gibt), Rätseln, Erkundungsmöglichkeiten und Kämpfen hält der Titel fantastisch. Einen Vorgeschmack auf die spektakulären Kämpfe gab es bereits mit der "Stellar Blade"-Demo, nun weiß man auch endlich, wie es danach weitergeht. EVE lernt den Überlebenden Adam kennen, der uns in die letzte Stadt der Menschheit mitnimmt und uns dann auf unserer Mission einerseits mit seinem Tetrapod ein Fortbewegungsmittel bietet, andererseits mit einer Kampfdrohne in den Gefechten zur Seite steht. Weitere Helfer kommen im Spielverlauf dazu.

    Soulslike-Gefühle kommen bei den Versorgungslagern im Game auf. Diese Zufluchtsstätten sind sichere Orte, in denen wir unsere Heldin aufleveln und verstärken dürfen – dabei füllen sich auch die Gesundheitswerte und Heilitems unserer Protagonistin wieder auf. Aus den "Souls"-Games bekannter Nebeneffekt: Auch die meisten bereits besiegten Gegner einer Umgebung sind dann wieder auferstanden und müssen erneut besiegt werden. Wer nun vor dem Härtegrad eines "Elden Ring" oder "Dark Souls" zittert, kann unbesorgt sein: Der Spieltod hat hier nicht ganz so dramatische Konsequenzen, denn EVE verliert weder Erfahrungspunkte noch Beute.

    Großartige Musik hat sich einen Game-Oscar verdient

    Cool gemacht: Die Versorgungslager sind nicht einfach reine Speicher- und Auflevelpunkte, sondern begehbare Orte, die auch noch etwas spielerische Abwechslung in Form von bedienbaren Automaten und Maschinen bietet, die EVEs Ausrüstung, Look und Fähigkeiten verbessern oder uns neue Gegenstände produzieren. Das erinnert wiederum ganz entfernt an die "Safe-Houses" in "Death Stranding". Der Vergleich passt auch musikalisch gut, denn hier lässt sich der Sound wechseln und anpassen. Die Komponisten Park Jin-bae, Oliver Good und Keita Inoue liefern eine orchestrale Begleitung ab, die sich einen Game-Oscar verdient hätte.

    Gleicht das Rundherum vielen Soulslikes, geht es im Kampf fast vollkommen klassisch in Action-Manier eines "Devil May Cry" zu. Gegner werden superschnell mit leichten und schweren Angriffen attackiert, die recht schnell im Spielverlauf zu Kombos verkettet werden müssen, um Erfolg zu haben. Durch die Attacken lädt sich eine Energieleiste auf, die die Spezialangriffe aktiviert, die wir nach und nach in unserem Fähigkeitenbaum freischalten. Gegnerische Angriffe können auf zwei Arten vermieden, beziehungsweise bestraft werden, wobei beide schnelle Reflexe voraussetzen, aber auch für Anfänger gut erlernbar sind: Parieren und Ausweichen.

    Spektakuläre Kämpfe und herausfordernde Bosse

    Parieren hat den schönen Nebeneffekt, dass wir auf die kurz wehrlosen Gegner weiter einprügeln dürfen, während präzises Ausweichen dafür sorgt, dass sich (sobald verfügbar) eine Energieleiste füllt, die weitere Spezialattacken ermöglicht. Beide Manöver gehen schnell flott von der Hand und müssen nicht stundenlang wie in einem "Bloodborne" oder "Sekiro: Shadows Die Twice" geprobt werden. Wer sich allerdings trotzdem mit dem Kampfsystem schwertut, kann die Reaktionszeit mit Upgrades weiter verlängern oder die Manöver in einem eigenen Trainingsbereich üben, bis sie sitzen. Der Titel trainiert uns aber in den Missionen sowieso.

    Heißt? Verfügen wir anfangs über eine Klinge für den Nahkampf, zeigt uns das Spiel Quest für Quest mit Kämpfen (die dennoch nicht künstlich arrangiert wirken) vor, wie wir diese einsetzen. Je weiter wir vorankommen, desto mehr Kombos stellt uns das Game vor. Später bekommen wir dann auch eine "Drone-Gun" für den Fernkampf in die Hand gedrückt – und wieder erwarten uns Kämpfe, die genau für deren Einsatz zugeschnitten sind. Wofür es dann den Trainings-Modus gibt? Weil neben den vielen klassischen Feinden auch die "Alpha Naytiba" warten, die optisch einen allerfeinsten Monster-Aufputz bieten und Boss-gerecht knackig zu besiegen sind.

    "Stellar Blade": Knallharte Kämpferin in Action-Kracher

    Selbst klassische Gegner unterscheiden sich drastisch voneinander, die Zwischenbosse und Bosse wiederum sind jeweils einzigartig – eine ganz große Stärke von "Stellar Blade". Optisch beeindruckt das Werk auch deshalb, weil es zwar mit der Unreal Engine 4 entwickelt wurde, aber grafisch fast alles herausholt, was einer PlayStation 5 würdig ist. Die Charaktere und unsere EVE in Third-Person-Perspektive sehen fantastisch aus und wurden toll animiert, die Spielwelt gefällt durch Detailreichtum, beeindruckend inszenierte Kämpfe und eine flüssige Darstellung. Wählbar sind drei Grafikmodi: 4K bei 30 Bilder pro Sekunde (fps), 1440p bei 60 fps und ein Balance-Modus, der versucht, das Spiel mit 4K und bis zu 60 fps darzustellen.

    Eine Extra-Erwähnung verdienen die implementierten Funktionen des DualSense-Contreollers. Der rüttelt nämlich nicht nur in Gefechten beeindruckend und lässt uns mit den adaptiven Trigger-Tasten die Wucht der Angriffe spüren, sondern liefert auch spürbare Hinweise, wann pariert und geblockt werden sollte. "Stellar Blade" ist ein regelrechtes Kampf-Feuerwerk und ein absolutes Action-Highlight des Jahres 2024. Shift Up ist eine echte Blockbuster-Premiere gelungen – da wären uns Fortsetzungen herzlich willkommen. Bis dahin können wir aber nicht genug kriegen, uns mit EVE spektakulär durch die Spielwelt zu kämpfen, der bombastischen Musik zu lauschen und eine Handlung zu erleben, die so neuartig wie fesselnd ist.

    rfi
    Akt.