Spiele-Test

"Hi-Fi Rush" rockt nun endlich auch die PlayStation 5

Das Rhythmus-Spiel "Hi-Fi Rush" war im Jahr 2023 die Game-Überraschung schlechthin. Nun hat es das gefeierte Werk auch auf PlayStation 5 geschafft.

Rene Findenig
"Hi-Fi Rush" rockt nun endlich auch die PlayStation 5
"Hi-Fi Rush" im Test – das Meisterwerk hat es nun auch (endlich) auf die PlayStation 5 geschafft.
Tango Gameworks

Als die Entwickler von Tango Gameworks und die Publisher von Bethesda Softworks "Hi-Fi Rush" im Jahr 2023 für PC und Xbox Series X|S vorstellten, war die Überraschung in mehrfacher Hinsicht groß, denn für das Game wurde zuvor kaum geworben, es erschien sofort zum Zeitpunkt der Ankündigung – und richtig, richtig gut war es auch noch! Nach dem riesigen Erfolg des Spiels, in dem sich alles um Rhythmus und Action drehte, wurde es aber still, und viele fragten sich, ob denn PlayStation-Zocker nicht in den Genuss des Abenteuers kommen würden. Nun erscheint "Hi-Fi Rush" aber auch für die PlayStation 5 – und man muss keine Sorge haben, denn das Spiel ist nicht gealtert, sondern höchstens noch viel besser geworden.

Das Game lässt sich gar nicht so leicht in ein Genre pressen, denn es bietet viel Musik, ein rhythmisches Gameplay, Hack'n'Slay-Züge und jede Menge Action. Als ein "Devil May Dance" wird es oft bezeichnet. In Sachen Handlung lernt man den Jugendlichen Chai kennen, der unter einem verletzten Arm leidet, während er vom Leben als Rockstar träumt. Da kommt ihm der Megakonzern Vandelay ganz recht, der Robotik-Experimente an Freiwilligen durchführt. Doch der Traum wird schnell zum Albtraum, denn Chai wacht nach dem Eingriff nicht nur mit einem Cyborg-Arm, sondern auch einem mit seinem Herzen verschmolzenen MP3-Player auf, gilt für den Konzern fortan als "Defekt" und muss sich nun – im Rhythmus – um sein Leben prügeln.

Das ist neu auf der PlayStation 5

Im Vergleich zur Startversion hat jene der PlayStation 5 vor allem technische Neuerungen. Dazu gibt es die volle Packung, denn die PS5-Version enthält alle bisherigen Gameplay-Updates und Modi, alle Kostüme und auch den begehrten Foto-Modus. Am coolsten aber: Vibrationsfunktion und Trigger-Effekt des neuen DualSense-Controllers werden unterstützt, was den Beat nun viel besser fühlen lässt als zuvor. Außerdem sind die bereits zuvor sehr kurzen Ladezeiten jetzt auf der PlayStation fast gar nicht mehr existent. Doch wie spielt sich "Hi-Fi Rush" denn überhaupt? Das Gameplay kann dagegen fantastisch überzeugen. Chai verfügt dank seines Cyborg-Arms über die Macht, Metall anzuziehen und damit auf die Bots des Megakonzerns einzuprügeln.

Das alles passiert genauso wie die Plattformer-Passagen und Puzzles des Spiels im Rhythmus von Rockmusik. Chai bekommt auch schnell Verstärkung, etwa durch die Zufallsbekanntschaft Peppermint und ihre Katze 808. Was die Story dabei an Tiefgang vermissen lässt, macht sie dafür an anderer Stelle wieder wett: Kaum ein Game stellt so sehr alle Figuren statt nur den Protagonisten in den Mittelpunkt. Die immer größer werdende Gruppe rund um den angehenden Rockstar Chai hat aber nicht nur storytechnische, sondern auch spielerische Gründe. Jede neue Figur bringt ihre eigenen Emotionen und Fähigkeiten in die Gruppe ein und stellt so auf ganz natürliche Weise neue Gameplay-Elemente im Verlauf des Abenteuers vor.

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    Mit Games wie den beiden "The Evil Within"-Teilen oder "Ghostwire: Tokyo" haben sich die Entwickler bei Tango Gameworks zu wahren Meistern des Horror-Genres gemacht. 
    Mit Games wie den beiden "The Evil Within"-Teilen oder "Ghostwire: Tokyo" haben sich die Entwickler bei Tango Gameworks zu wahren Meistern des Horror-Genres gemacht.
    Tango Gameworks

    Im Rhythmus zu immer mehr und höheren Kombos

    So schalten wir einerseits erspielbare Kampffähigkeiten für Chai frei oder sorgen andererseits dafür, dass wir über einen immer größer werdenden Vorrat an implantierbaren Chips verfügen. Während die freischaltbaren Fähigkeiten aktiv im Kampfgeschehen genutzt werden, sorgen die Chips für passive Effekte. Außerdem können zum Teil auch die Nebenfiguren der Gruppe selbst im Kampf als taktisches Element eingesetzt werden. Das hilft vor allem dabei, die Verteidigung der Gegner zu durchbrechen, um sie angreifbar zu machen – allerdings helfen die Teammitglieder jeweils nur für kurze Zeit aus und können erst nach einer Abklingzeit wieder aufs Schlachtfeld gerufen werden. Chai bekommt auch immer mehr Kampf-Kombos verpasst.

    Das Ziel ist es, diese im Rhythmus zu möglichst unterbrechungsfreien Attacken zu verketten und so den Kombo-Zähler weit nach oben zu treiben. Weitere leichte und schwere Angriffe kauft man sich nach und nach durch in den Kämpfen gesammelte Schrottteile, die Währung des Spiels, dazu. Das Game belohnt nicht nur das Einprügeln auf Gegner, ohne dabei Schaden zu nehmen, sondern auch, wenn das ganz genau im Takt der fantastischen Musik passiert. Je genauer man dabei den Takt trifft, umso höher fallen zudem der ausgeteilte Schaden und die eingeheimsten Punkte aus. Das gestaltet sich anfangs gewöhnungsbedürftig, geht aber bald ins Blut über Wer will, kann sich zudem per Touchpad eine Rhythmus-Anzeige aufrufen.

    Coole Moves, einige Skills und tolle Vertonung

    Überraschend gut ist auch die deutsche Sprachausgabe ausgefallen – im Vergleich zur englischen stehen die Sprecherinnen und Sprecher der Qualität um nichts nach und sogar die Witze zünden in beiden Sprachen gleich gut. Abseits von den Kampf-Passagen wird man mit einigen zwar linearen, aber abwechslungsreich gestalteten Levels mit einigen Geheimnissen, dem einen oder anderen recht simplen Puzzle und einigen kniffligen Geschicklichkeits-Passagen versorgt. Wer sich ganz genau umsieht, kann in den knallbunten Arealen auch Upgrade-Materialen für die Gesundheitsleiste und Angriffsleiste finden. Hat man einige Kampf-Skills freigeschaltet, erinnert das Kampfsystem etwas an ein nicht ganz so hartes "Hades".

    Per starker Angriffe kann die Haltung der Feinde durchbrochen werden, was ein Fenster für durchschlagende Attacken öffnet. Außerdem können feindliche Angriffe nicht nur geblockt, sondern mit dem richtigen Timing auch pariert werden, was einen ähnlichen Effekt hat. Komplexer wird das Kampfsystem dann aber nicht. Der Härtegrad lässt sich auf Wunsch aber steigern, vor allem mit dem "Arcade Challenge! Update!". Das besteht aus Spielmodi wie "BPM Rush!", einer Art Turbo-Modus für das Spiel. "Power Up! Tower Up!" kann ebenso knackig sein, es ist ein Roguelite-Modus, in dem sich Chai seine Fähigkeiten auf Turm-Ebenen neu erarbeiten muss und bei jedem neuen Anlauf etwas stärker für die Turm-Herausforderungen gerüstet ist.

    "Hi-Fi Rush" rockt nun endlich auch die PlayStation 5

    Technisch wurde "Hi-Fi Rush" hervorragend umgesetzt, bereits in den PC- und Xbox-Versionen, aber auch jetzt in der neuen PlayStation-Fassung. Das Gameplay läuft flüssig ab, zahlreiche Videosequenzen runden den Titel ab und lassen herrliches Comic-Feeling aufkommen, die knallbunte Zeichentrick-Grafik passt brillant zum Rest und die Rockmusik ist eine Klasse für sich. Diese pumpt so richtig und lässt uns im Beat mitwippen, lenkt aber gleichzeitig nie vom Spielgeschehen ab. Steht man schließlich dem ersten von einigen Bossen des Spiels gegenüber, ist es um die Zocker vollends geschehen. Das alles zum Wumms von Nine Inch Nails oder The Prodigy – für Streamer gibt es außerdem einen Modus mit streambarer Musik.

    "Hi-Fi Rush" rockt nun endlich auch die PlayStation 5 und bleibt auch im Jahr 2024 eine riesige Game-Überraschung. So ist es auch keine Frage, dass der Titel in jede gute PlayStation-Bibliothek gehört. Tatsächlich liegt die einzige Schwäche des Games in seiner etwas zu platten Handlung, was aber durch den Style und Witz wieder ausgeglichen wird. Auf der Haben-Seite stehen ein fantastisches Gameplay, viel Abwechslung und Endgame-Content durch zahlreiche Herausforderungen und Modi sowie die vielleicht beste Musik der Spiele-Welt. "Hi-Fi Rush" wird deshalb auch nicht nur eingefleischte Rhythmus-Fans begeistern, sondern alle Besitzer einer PlayStation 5, die sich gerne in Action-Kämpfe stürzen und eine gute Prise Humor schätzen.

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    Akt.