Spiele-Test
"Mixture" ist ein magisches Abenteuer auf der PSVR2
Großes VR-Kino, kleiner Preis: "Mixture" entführt in eine magische Welt, in der du parallel die Rollen einer Ritterin und eines Zauberers übernimmst.
Mit "Mixture" für die Meta-Quest-Systeme, PC-VR-Brillen und PlayStation VR2 entführt uns das kleine Entwicklerstudio Played With Fire aus Polen in eine Welt der Monster und Magie. Als Besonderheit ist "Mixture" aber nicht nur ein Fantasy-Abenteuer, sondern auch die Verschmelzung zweier Feinde, die zusammenarbeiten müssen. Spieler übernehmen nämlich in einem Körper die Kontrolle über zwei Persönlichkeiten – der Ritterin Sola und des Alchemisten Sephairos. Gemeinsam verbunden müssen sie – das wiederum ist ganz klassisch erzählt – nichts Geringeres als den Weltuntergang verhindern und eine riesige Verschwörung aufdecken.
Gespielt wird in einem Mix aus Ich- und Third-Person-Perspektive, denn während man die Ritterin kämpfen und Hindernisse überwinden lässt und ihr dabei zusieht, kann und muss man aus der Ego-Perspektive als Alchemist immer wieder helfen und eingreifen. Zu diesem Zweck führen wir bis zu sechs unterschiedliche Tränke mit uns, die wir wortwörtlich ins Geschehen werfen können. Im Detail gibt es natürlich Unterschiede, das große Ganze erinnert aber dann doch sehr an den PSVR-Vorzeigetitel "Moss". Und auch "Mixture" spielt sich auf der PSVR2 ausgesprochen gut. Technisch gibt es aber noch einiges am neuen VR-Abenteuer auszusetzen.
Motivierendes Gameplay mit knackiger Herausforderung
Doch was funktioniert bereits super? Generell ist die Bewegungs-Erkennung sauber umgesetzt. Kämpfen die Charaktere, werfen wir gezielt und flüssig unsere Tränke in die Arena, die Gegner entweder schädigen, verlangsamen oder Wegen blockieren. Diese Tränke kommen nicht nur in den teils etwas hektischen Schlachten zum Einsatz, sondern auch bei den kniffligen Platformer-Passagen, bei denen wir kleine Umgebungsrätsel mit Magie lösen oder uns über unter uns wegbrechende Wege retten müssen. Zum größten Teil sind die Umgebungsrätsel mit etwas Ausprobieren und Nachdenken lösbar, nur ein- bis zweimal mussten wir minutenlang kämpfen.
Generell aber ist der Grad an Herausforderung knackig und motivierend. Und auch im Kampf macht es Spaß, mit den Möglichkeiten zu experimentieren und Feinde in Fallen zu locken. Das Game bietet dabei einen anfangs gar nicht geglaubten Tiefgang – so können mit dem Einsatz der richtigen Tränke Feinde plötzlich zu Geschossen gegen andere Gegner werden oder selbst die härtesten Bosse werden für wenige Sekunden zu in Fäden verhedderten, zahmen Gesellen. Unbegrenzt stehen uns die Tränke zwar nicht zur Verfügung, sie lassen sich aber ganz simpel herstellen – indem man den Sense-Controller auf die Umgebung richtet und per Button zugreift.
Gewöhnungsbedürftige Ziel-Suche und spaßige Rätsel
Die Materialien – Kristalle und Co. – funkeln deutlich sichtbar in der Spielwelt, man muss also nicht nach ihnen suchen, sondern sich nur etwas umsehen. Hat man sich die Materialien wie von Geisterhand geholt, lässt sich über die Sense-Schultertaste der PSVR2-Controller ein Item-Rad aufrufen, in dem man den herzustellenden Trank auswählt. Einziges kleines Manko des Systems: Anders als in einem "Far Cry" hat man währenddessen nicht die volle Übersicht und kann schon mal von einem Gegner erledigt werden, wenn man gerade beim Craften ist. Zudem tendiert das Auswahlrad auch dazu, manchmal aus der VR-Sicht "hinauszuspringen".
Das kann lästig bei den immer und immer wieder heranstürmenden Gegnerwellen werden, denn meist braucht man die Tränke genau dann ganz dringend, wenn man sowieso schon von vielen Gegnern eingekreist ist. Gewöhnungsbedürftig ist eine automatische Zielfunktion, die dafür sorgen sollte, dass die Tränke auch den anvisierten Feind treffen. Anvisiert ist ein Feind aber nicht, nur weil er im Sichtfeld erscheint, sondern erst, wenn er vom Spiel mit einem Symbol markiert wurde. Das kostet gerade zum Start einige der wertvollen Tränke. Gut funktionieren dagegen wiederum die Rätsel-Einlagen mit zu lösenden Mal-, Bastel- und Labyrinth-Aufgaben.
Viel Abwechslung bei den Feinden und bei der Taktik
Überraschend ist, dass "Mixture" auch ein spannendes Upgrade-System bietet, in dem wir Objekte gegen neue Angriffe und Stärkungen eintauschen können. Die notwendigen Objekte sind allerdings gut in den Levels versteckt – und selbst wenn man eines entdeckt, heißt das nicht automatisch, dass man auch leicht an diese Stelle gelangt. Das Einsammeln lohnt sich aber, denn die Upgrade-Möglichkeiten sind vielfältig – von verstärkten Tränken reichen sie über aufladbare Angriffe bis hin zu Effekten für Umgebungsschäden und höhere Effektivität beim Ressourcen-Einsammeln. So groß wie die Skill- ist übrigens auch die Gegner-Abwechslung.
Ob zu Boden, aus dem Boden, aus dem Wasser oder aus der Luft, von allen Seiten wird man von verschiedensten Monstern beharkt, die alle ihre unterschiedlichen Stärken und Schwächen besitzen und nicht einfache Standard-Feinde sind. Da die Feinde und vor allem die extrem beeindruckenden Bosse ganz unterschiedliche Herangehensweisen erfordern und die Tränke begrenzt sind, ist taktisches Vorgehen notwendig. Trotz knackigem Schwierigkeitsgrad kommt auch bei Anfängern kein Frust auf, da Speicherpunkte fair verteilt sind. Auch Motion Sickness ist nicht wirklich ein Problem, obwohl das Spielgeschehen ganz schön hektisch ausfällt.
"Mixture" ist ein magisches Abenteuer auf der PSVR2
Grafisch sieht das alles super in der PlayStation-VR2-Welt aus, wobei die Fantasy-Welt selbst leider recht karg ausfällt. Zu kämpfen hat man zwischendurch mit einer zickigen Headset-Kalibrierung, die einfach nicht das Sichtfeld korrekt einstellen will. Musikalisch gibt es dagegen wenig auszusetzen, von orchestralen Melodien und Kampf-Effekten wird man durch die Spiel-Welt geleitet. Schade ist, dass auf eine durchgehende Sprachausgabe verzichtet wurde und die Dialoge nur in Textform über die Bühne gehen. In allen Fällen darf man noch auf Updates hoffen, denn bisher haben die Macher ordentlich immer wieder Verbesserungen nachgelegt.
"Mixture" kommt gerade zur rechten Zeit, denn für die PlayStation VR2 sind Spiele seit dem Start auch heute noch immer rar. Dass das Game dann auch noch gleich so ansprechend ausfällt, freut doppelt. Kämpfe mit zwei Charakteren und ein paar ungewohnte Steuerungs-Entscheidungen verlangen am Anfang eine Eingewöhnungsphase, spielerisch macht der VR-Titel aber ordentlich Spaß. "Mixture" hat taktischen Tiefgang, rasante Kämpfe, nette Rätsel und auch die Technik passt zum größten Teil. An das große Vorbild "Moss" kommt das Game bisher qualitativ zwar nicht heran, verstecken muss es sich aber genauso wenig. Und alle, die "Moss" mochten, machen nichts falsch, wenn sie "Mixture" auf der PlayStation VR2 eine Chance geben.