"Sniper Elite: Resistance" ist der neueste Teil der "Sniper Elite"-Reihe, die für ihre realistische Ballistik, die detaillierten X-Ray-Killcams und das taktische Gameplay bekannt ist. In "Resistance" für Xbox One und Series X|S, PlayStation 4 und 5 sowie PC schlüpfen wir dieses Mal nicht in die Rolle des Serien-Veterans Karl Fairburne, sondern übernehmen erstmals die Figur Harry Hawker im Einzelspielermodus. Unbekannter ist Hawker allerdings ebenfalls keiner, immerhin hatte er Auftritte in den Teilen 3, 4 und 5 als spielbarer Charakter im Koop- oder Multiplayer-Modus. Die Handlung ist allerdings erneut Nebensache, das kennt man bereits.
Zeitlich landen wir wieder mitten im Zweiten Weltkrieg, wobei "Sniper Elite: Resistance" zeitgleich mit dem Vorgänger "Sniper Elite 5" spielt. So wird auch Fairburns Abwesenheit erklärt – während der legendäre Scharfschütze das Geheim-Projekt "Krake" der Nazis in Frankreich stoppen muss, springt Hawker, ebenfalls in Frankreich, dem Widerstand in ihrem Kampf gegen die neue Chemie-Superwaffe "Kleine Blume" bei. So oder so, Spieler bekommen wieder einmal einen amerikanischen Scharfschützen, der im Zweiten Weltkrieg in Frankreich gegen die deutsche Besatzung kämpft. Die Handlung ist solide, aber nicht besonders tiefgründig.
Wer mit platten Actionfilmen gut lebt, bekommt aber auch mit "Resistance" eine für ein paar Momente spannende Erzählung mit interessanten Wendungen, die aber alle nicht genutzt werden. Die Charaktere sind blass und die Dialoge sind vorhersehbar. Insgesamt dient die Handlung als guter Rahmen für die neun Missionen, aber sie ist nicht der Hauptgrund, warum man "Sniper Elite: Resistance" spielt. Schade, hier hätte Rebellion echt etwas ändern und den Figuren Hintergrundgeschichten oder Motivationen verpassen können, die Spieler interessieren würden. Es gibt zudem kaum emotionale Momente, die die Spieler sonderlich berühren würden.
Das Gameplay von "Sniper Elite: Resistance" ist wie immer das Herzstück des Spiels. Und da gibt es erneut sehr gute Nachrichten, auch wenn die Macher auf wenige Neuerungen setzen. Die Schussmechanik ist hervorragend und die X-Ray-Killcams sind detailliert wie nie – Neulinge seien aber gewarnt, denn in Röntgenansicht splitternde Schädelknochen, herumspritzendes Blut, zerfetzte Organe und Co. können auf den Magen schlagen. Die Entwickler haben aber erneut in den Einstellungen die Möglichkeit verbaut, die "Kill-Cam" entweder deutlich zu entschärfen oder ganz abzudrehen. Zur Wahl gibt es außerdem fünf Schwierigkeitsgrade.
Die Missionen und auch die abwechslungsreich gestaltete Spielwelt sind abwechslungsreich und bieten viele Möglichkeiten, die Ziele zu erreichen. Man kann schleichen, sich als Saboteur betätigen oder einfach aus der Ferne die Gegner ausschalten. Die Künstliche Intelligenz (KI) der Gegner ist verbessert worden und sie reagieren nun realistischer auf die Aktionen des Spielers. Während auf den beiden niedrigeren Stufen des Schwierigkeitsgrades ein regelrechtes Durchballern mit Pistolen und Gewehren möglich ist, kommt man darüber nur mit Taktik, gezielten Scharfschützen-Schüssen und schleichendem Vorgehen ans jeweilige Missionsziel.
Die Grafik von "Sniper Elite: Resistance" ist gut, aber nicht auf dem neuesten Stand der Technik. Macht nichts, zu bemängeln gibt es trotzdem wenig. Die Umgebungen sind detailliert und die Charaktere sehen realistisch aus. Die X-Ray-Killcams sind noch detaillierter geworden und zeigen nun noch mehr Details der zerstörten Körper. Der Sound ist ebenfalls gut und die Waffen klingen realistisch. Auch das Gunplay hat sich etwas verfeinert. Die Pistolen, Gewehre und Schnarfschützengewehre zeigen nun noch unterschiedlichere Rückstöße und verschiedene Streuungen beim Abfeuern. Im Menü darf man Reichweite und Physik individuell anpassen.
Gewohnt ist man in den Missionen auf recht wenige Waffen und Hilfsmittel angewiesen. Verletzungen werden mit Verbänden und Erste-Hilfe-Koffern verarztet, Pistole und Gewehr lassen sich neben dem Scharfschützengewehr ausrüsten und für Fallen oder Fluchtversuche gibt es eine kleine Auswahl an Sprengstoff und Granaten. Jede Mission spielt zudem wieder in einer optisch opulenten Umgebung, etwa einem Staudamm oder einem Dorf mit viel Natur für Verstecke und verschiedenste Laufwege. Erforderlich ist es ebenfalls wieder, sich in der Welt Aussichtspunkte zu suchen und von diesen aus die Feinde mit dem Fernglas zu markieren.
Feinde reagieren wieder sowohl auf Sicht, als auch auf Lärm. Das kann wie in den Vorgängern dazu verwendet werden, sie geschickt voneinander zu trennen oder sie mit Fallen als ganze Gruppe auszuschalten, etwa indem man sie per Pfeifen anlockt oder einen Generator manipuliert und eine Sprengladung hochgehen lässt, wenn ein Trupp zur Reparatur heraneilt. Auch bereits bekannt: Missionsziele werden in der Spielwelt mit einem Marker angezeigt, wie man diesen erreicht und ob man am Weg auch optionale Ziele erfüllt, bleibt den Spielerinnen und Spielern überlassen. Und: Unerkannt können Feinde per Messer ausgeschaltet werden.
Spitze: Erneut kann die gesamte Kampagne auch im Koop-Modus mit einem Begleiter absolviert werden. Zurück kehrt auch der Invasionsmodus, in dem man in die Kampagne eines anderen Spielers "eindringt" und sich mit diesem einen Kampf auf Leben und Tod liefert, während um die beiden Spieler herum die Feinde beiden nach dem Leben trachten. Auch einen Multiplayer-Modus gibt es wieder – in diesem dürfen sich in Kämpfen mit bis zu 16 Spielern die Zockerinnen und Zocker um den Titel des besten Sniper matchen können. Der Multiplayer ist eine nette Abwechslung zum Einzelspieler-Modus, aber er ist nicht besonders innovativ.
Alternativ zum Kampf gegen andere Spieler kann man sich in einem Survival-Untermodus auch zu viert zusammenschließen und gegen immer zahlreicher und stärker werdende Wellen an Feinden antreten. Neu sind wiederum die "Propaganda-Missionen". Wer in der Spielwelt der Hauptkampagne die dort versteckten Propagandaplakate findet, kann über diese tiefer in die Welt der "Resistance" eintauchen und einen französischen Widerstandskämpfer steuern, wobei sich die kurzen Missionen meist durch mehr Action und ein Zeitlimit auszeichnen. Eine nette Abwechslung, solche Experimente hätten sich die Macher durchaus öfter trauen können.
Sniper Elite: Resistance ist ein guter Shooter, der vor allem Fans der Reihe gefallen wird, wobei die erneut gut gelungene Action nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass es bis auf den neuen Protagonisten so gut wie nichts Neues gibt. Für "Sniper Elite: Resistance" mag das reichen, für ein "Sniper Elite 6" erwarten sich die Fans aber wohl mehr Innovationen. Doch nun genug gemeckert, wer die Action-Reihe "Sniper Elite" kennt und mag, der wird sich auch mit "Resistance" sehr wohl fühlen. Das Gameplay ist hervorragend und die X-Ray-Killcams sind zwar umstritten, aber zumindest in ihrer technischen Umsetzung immer wieder ein Highlight.
Die Handlung von "Sniper Elite: Resistance" ist zwar nicht besonders tiefgründig, aber sie dient als guter Rahmen für die Missionen. Die Grafik ist gut, aber nicht auf dem neuesten Stand der Technik. Der Multiplayer-Modus ist eine nette Abwechslung, aber er ist nicht besonders innovativ. "Sniper Elite: Resistance" ist spannend für Fans der Reihe. Wer auf halbwegs realistische Shooter steht und gerne taktisch vorgeht, sollte sich das Spiel unbedingt ansehen. Übrigens: Besonderes Lob gilt der Steuerung, denn nicht nur mit Maus und Tastatur kann problemlos auf den Millimeter genau geschossen werden, auch per Gamepad geht das präzise.