Spiele-Test
"Jack Holmes: Master of Puppets" als schlimmer Albtraum
Schaurige Atmosphäre und spannende Story – doch technische Mängel und frustrierendes Gameplay machen "Jack Holmes: Master of Puppets" zum Albtraum.
Egal ob als First-Person- oder VR-Game, Survival-Horror-Spiele erscheinen aktuell wieder am laufenden Band – allerdings ist die Qualität stark schwankend. So zeigte zuletzt etwa das VR-Abenteuer "HappyFunland" gute Ansätze, gruselte aber vor allem wegen der miesen Technik-Umsetzung. Nun will es der Indie-Entwickler @TonyDevGame besser machen und serviert uns – dieses Mal ganz ohne VR – das First-Person-Horror-Abenteuer "Jack Holmes: Master of Puppets". Doch wieder sind die Grundsteine gut gelegt, doch reicht es nicht für ein gutes Game.
Zuerst zum positiven, und das ist die Story. Die Handlung stellt uns den Arbeitslosen Jack vor, der aus Geldnot ins Familienunternehmen einsteigen muss, das anfangs nicht genauer erklärt wird, außer dass wir es von Kindheit an verleugnet hatten. Egal, wir bekommen den Auftrag, eine vermisste Person zu finden, wobei uns die Suche in einen gigantischen Vergnügungspark führt. Die Suche entwickelt sich schnell zum Albtraum, denn plötzlich bekommen wir es mit lebenden Puppen, bizarren Experimenten und gruseligen Monstern zu tun. Ordentlich gemacht!
Tolle Atmosphäre, doch dann beginnen die Probleme
Auch die Optik und die Atmosphäre können überzeugen – schließlich wurde das Game für PC und die PlayStation 5 entwickelt. Der anfangs so einladende Park wandelt sich schnell zu einer Horror-Kulisse mit blitzenden Neon-Schildern und beeindruckenden Licht-Effekten. Bluttriefende Wände, herumstolpernde Horror-Puppen, knarrende Türen und Schauplätze wie ein Haus, in dem offenbar Experimente an Kindern durchgeführt wurden, wissen es wohl, den Spielern einen Schauer über den Rücken zu jagen. Aber: Damit ist das Positive auch gesagt.
Das Gameplay und die Technik sind es, die das Game von einem eindrucksvollen zu einem ärgerlichen Albtraum werden lassen. Verschmerzbar ist, dass am Start des Spiels weder Steuerung noch Ziele erklärt werden – nicht schlimm, schließlich lässt sich die Tastenbelegung im Menü nachsehen. Schnell zeigt sich aber eine übernervöse Bewegungssteuerung, die gemeinsam mit einer langsam-gebremst wirkenden Bewegung selbst beim Laufen seltsam wirkt. Und auch die Sprachausgabe verwirrt, denn sie klingt wie von einem KI-Assistenten.
Frustrierende Suchen und schlechte Übersetzungen
Viel Zeit im nur rund drei bis vier Stunden kurzen Spiel wird man mit der Suche nach dem Weg in den nächsten Abschnitt verbringen, wobei die Lösung nicht immer auf der Hand liegt. Und weiß man auch mehrere Minuten lang nicht weiter, gibt es trotzdem keinerlei Tipp, wo man suchen könnte, wenn man gefühlt bereits die gesamte Umgebung abgegrast hat. Dazu kommt noch eine seltsame Übersetzung. Selten dürfen wir aus ein paar Text-Zeilen wählen, was wir als Nächstes tun wollen, wobei die deutsche Übersetzung für Fragezeichen und Verwirrung sorgt.
Immer wieder lässt "Jack Holmes: Master of Puppets" seine Genilaität aufblitzen – etwa bei den benutzbaren Fahrgeschäften des Vergnügungsparks oder den schaurigen Splatter-Begegnungen mit einigen Horror-Puppen –, nur um den klasse Eindruck sofort wieder mit der Technik zu vermiesen. In hektischen Passagen wurden Fluchtwege oft unnötig kompliziert versteckt, sodass man meist ganz genau wissen muss, wohin man rennt. In anderen Situationen bleibt man wiederum in der Umgebung hängen und muss das Game neu laden.
Geniale Momente, die das eigentliche Potenzial zeigen
Wehren darf man sich später gegen die Feinde auch, etwa mit einer Pistole, wobei das Zielen und Schießen erneut wenig flüssig von der Hand geht. Dazu kommt eine unruhige Kamera, die gerne auch mal vom eigentlichen Geschehen ablenkt, als darauf zu fokussieren. Schade, denn auf der Haben-Seite stehen wiederum einige interessant gestaltete Bosse. Und in diesen Momentan kann man sogar über die Steuerungsprobleme hinwegsehen und einige Momente richtig Horror-Spaß mit dem Game haben. Schade, dass diese Augenblicke die Ausnahme sind.
Was ebenfalls irritiert, egal ob man die Perspektive wechselt, abdrückt oder wegzulaufen beginnt, jedes Mal scheint es eine kleine Verzögerung bei den Aktionen zu geben. Anfangs fragt man sich, ob etwas mit den Eingaben nicht funktioniert, später gewöhnt man sich daran, anfreunden kann man sich damit aber bis zum Ende nicht. Immer wieder gibt es geniale Schreckens- und Kampf-Szenen, die das eigentliche Potenzial von "Jack Holmes: Master of Puppets" zeigen – dazu wäre aber eine fast komplette Überarbeitung des Titels notwendig.
"Jack Holmes: Master of Puppets" als schlimmer Albtraum
Der Kreislauf aus Spuren- und Wegsuche, Munitions- und Medikit-Verwaltung sowie dem Lösen kleiner Rätsel und verschiedenen Kämpfen will einfach nicht so richtig zünden – und das liegt eindeutig an der Technik. An "Resident Evil" erinnert wiederum das Anlegen von Speicherdaten an den in der Spielwelt verstreuten Telefonen. Während gut gefällt, dass wir recht schnell das Zeitliche bei Gegner-Kontakt segnen, verstehen wir den Unmut einiger Spieler, die sich vom Trailer (siehe oben) getäuscht fühlen. So rasant wie im Game-Video geht es nämlich nie zu.
Zugutehalten muss man dem Game aber, dass es ein ambitioniertes Projekt eines Ein-Mann-Studios ist, das sicherlich ein Nischen-Publikum ansprechen kann. Und auch, dass es auf Klasse statt Masse beim Gegner-Aufkommen setzt, ist ein Ansatz, der das Spiel in besserer Qualität von der Konkurrenz abheben würde. So aber bleibt "Jack Holmes: Master of Puppets" technisch ein schlimmer Albtraum, dem man nur wünschen kann, dass der Macher noch einmal ordentlich nachpoliert. Die Zutaten wären für einen Leckerbissen da, ob er noch zu retten ist, steht aber auf einem anderen Blatt geschrieben.