Spiele-Test
Richtig schön abtauchen mit "Endless Ocean Luminous"
Die guten alten Wii-Zeiten kehren auf der Nintendo Switch zurück. Mit "Endless Ocean Luminous" dürfen Spieler in traumhafte Meereskulissen abtauchen.
Bereits 14 Jahre beziehungsweise sogar 17 Jahre ist es her, dass wir auf der Nintendo Wii mit den beiden "Endless Ocean"-Games in den Meeren der Welt auf Tauchgang gehen konnten. Nun liefert uns "Endless Ocean Luminous" endlich wieder einen richtig schönen und entspannten Tauchgang, bei dem wir auf der Nintendo Switch ganz gefahrlos mit Meeresbewohnern auf Tuchfühlung gehen und die Schönheit der Unterwasserwelt bewundern dürfen. Das funktioniert auch dieses Mal wieder komplett alleine, aber durch einen neuen Koop-Modus kann man auch gleich Mitspieler oder Freund mitnehmen. Und sogar so etwas wie eine Handlung erlebt man.
"Endless Ocean Luminous" versetzt euch in die Rolle eines Mitglieds eines Forschungsteams, das die "Verborgene See" in den Tiefen des Meeres erkunden will. Das bisher noch weitgehend unbekannte Wasserareal droht die Vernichtung, denn ein gigantisches Korallenriff droht abzusterben. Nun sollen wir uns umsehen, was dieses Korallensterben verursacht und versuchen, die Unterwasserwelt zu retten. Bei der Erkundung der Umgebung und Aufzeichnung der Lebewesen kommt uns eine Künstliche Intelligenz zu Hilfe, die mit Tipps und Vorschlägen jederzeit parat steht. Neben der Story stehen Solo- und Koop-Tauchgänge zur Verfügung.
Das Erkunden der Unterwasserwelt heilt die Natur
Die ersten Teile der Story-Kampagne sind gleichzeitig das Tutorial, das euch langsam und spaßig an die Mechaniken des Games heranführt. Ähnlich wie in einem "No Man's Sky" geht es primär darum, die Unterwasserwelt und ihre Bewohner zu scannen und mit ihren Informationen eine stetig wachsende Datenbank zu füllen. Gleichzeitig zeigt sich schnell, dass diese Tätigkeit auch beginnt, die Unterwasserwelt zu heilen. Eine weitere Mechanik des Spiels sind kleine Rätsel in Tafeln eingelassen, deren Felder man mit dem Fortschritt im Spiel aufdeckt. Sie dienen hauptsächlich dazu, die wichtigsten Geschehnisse der Handlung zusammenzufassen.
Später stößt ein weiterer Forscher als Begleiter zu euren Tauchgängen, der als Helfer und auch als Gesprächspartner dient, wobei man sogar einige Dialog-Wahlmöglichkeiten hat, die aber keine dramatischen Wendungen und Auswirkungen mit sich bringen. Spaßig ist jedenfalls, die Geschichte zu verfolgen und konkrete Aufgaben zu erfüllen, während man in anderen Passagen wiederum völlig frei die Tauchgänge unternehmen kann, da man zum Spielfortschritt eine gewisse Zahl an Unterwasser-Lebewesen erfasst haben muss. Uneingeschränkt von Aufgaben und Zielen kann man den Solo- und Koop-Modus für die Erkundung des Meeres für sich nutzen.
Unterwasser-Suche nach Lebewesen und auch Schätzen
Eine Besonderheit ist der Koop-Modus deshalb, weil man sich mit einer teilbaren ID gemeinsam in die Tiefe begeben kann. Die ID markiert dabei den jeweiligen Standort des Spielers, denn das Game bietet dank unzähliger und riesiger Karten sowie verschiedenster Unterwasser-Biome abwechslungsreich ausgefallen. Wer sich dabei nicht einfach ganz in seine Entdeckungen vertiefen will, bekommt sogar ein Ziel serviert, denn mindestens vier Fünftel der jeweiligen Karte sollen aufgedeckt und alle großen und kleinen Lebewesen der Welt erfasst werden. Die erfassten Lebewesen sind mit netten Kurzinformationen in der Datenbank des Spiels sichtbar.
Die Menge an Lebewesen ist schon an sich riesig, die Kreaturen unterscheiden sich aber sogar von Größe, Gewicht und von einigen gibt es noch einmal verschiedene Unterarten. Etwas lästig: Scannt man bereits erfasste Lebewesen, landet man in einer Übersicht, die weggeklickt werden muss. Das Spiel bemüht sich aber sehr darum, die Lebewesen mit einem leichten Schein beziehungsweise Fragezeichen zu markieren, die noch nicht vom Spieler erfasst wurden. Abseits der Lebewesen bietet der Meeresgrund auch einige Schätze, in deren Nähe ein Sensor unserer Spielfigur zu leuchten beginnt, und die man einsammeln oder aber auch auslösen kann.
Überraschend gute Grafik für ein Spiel auf der Switch
Schön gelöst: Die Schätze sind nicht immer einfach dekorativer Natur und einzig der Sammel-Leidenschaft gewidmet, sondern aktivieren manchmal auch besondere Aufgaben wie den Besuch einer bestimmten Stelle der Spielwelt oder dem Anlocken bestimmter Lebewesen. Kleinere Kreaturen können, auch unabhängig von dieser Aufgabe, per Knopfdruck dazu bewegt werden, unserer Spielfigur eine Weile nachzuschwimmen. Das macht sich richtig gut für eindrucksvolle Screenshots. Seltener kommt es zum Scannen von Anomalien und "Unbekannten Lebewesen", ganz besonders eindrucksvollen Kreaturen, was ein Spektakel ist.
Im Koop kann man Mitspieler per Emojis auf bestimmte Stellen mit Schätzen und Lebewesen hinweisen. Das Emoji-System ist dabei sehr begrenzt, was die mitzuteilenden Informationen betrifft, nach einer kurzen Eingewöhnungsphase aber schnell umgesetzt und genutzt. Überraschend für Switch-Verhältnisse ist die Grafik ganz große Klasse. Die Animationen sind flüssig, die Unterwasserwelt detailreich gestaltet und abwechslungsreich umgesetzt und die Lebewesen sind immer ein Hingucker, egal wie groß oder klein sie ausfallen. Überraschend ist auch, wie abwechslungsreich die Welt mit Höhlen, Tunneln und Riffs letztlich ausgefallen ist.
Das Highlight des Spiels sind die Ausflüge in die Tiefsee
Ein besonderes Erlebnis sind neben Tropen- und Eiswelt-Tauchgängen auch jedes Mal die Ausflüge in die Tiefsee, in der es ziemlich dunkel wird und sich unbekannte Lebewesen majestätisch ins Licht unserer Unterwasserlampen schieben. Was gegen Ende des Spiels hin etwas schade ist: Um Voranzukommen, müssen irgendwann fast alle, also wirklich alle Lebewesen der Unterwasserwelt erfasst werden. Das kann dann im Spiel zu einer längeren Suche nach den letzten fehlenden Exemplaren ausarten, die mitunter recht klein ausfallen können und zudem oft bereits gescannten Lebewesen auch noch recht ähnlich sehen können.
Nebeneffekt der Sammelwut ist, dass man damit Spielwährung einheimst und diese in einem Ingame-Shop für bunte Teile des Taucheranzugs ausgeben oder sich neue Gesten und Sticker kaufen kann. Wirklich sinnvoll sind diese optischen Freischaltungen allerdings nur im Koop-Modus, da machen sie aber etwas her, wenn man mit einer größeren Tauchgruppe unterwegs ist, in der alle verschiedenfarbige Taucheranzüge tragen. So schön anpassbar der Anzug der Taucher ist, so wenig darf man die eigene Spielfigur in anderen Belangen gestalten, gerade einmal die Sticker darf man in einem sehr zurückhaltenden Editor nach Lust und Laune kleben.
Richtig schön abtauchen mit "Endless Ocean Luminous"
Auch sonst gibt es neben dem eigentlichen Tauchen wenig Zusatzinhalt, im Menü sind nur Daten wie Spielzeit und zurückgelegte Strecken sichtbar. Wunderbar ist dafür der Soundtrack ausgefallen, der euch mit ruhigen Melodien auf eure Tauchgänge begleitet. Ergänzt wird das Ganze von den Geräuschen der Lebewesen, wie einem eindrucksvollen Walgesang. Etwas deplatziert wirken da manchmal die übrigens komplett deutschen Stimmen der Begleiter und der KI-Assistenz. Angst müssen schreckhafte Spieler übrigens keine haben, denn es gibt weder Kämpfe noch Jumpscares im Game. Eindrucksvoll sind die größten Kreaturen aber allemal.
"Endless Ocean Luminous" ist ein Game, bei dem man fröhlich der Sammel-Leidenschaft frönen, sich aber auch einfach nur entspannen und zurücklehnen kann. Die optisch sehr eindrucksvolle Meereswelt und ihre Bewohner faszinieren über Stunden und jede Aufgabe und Entdeckung kann man in seinem eigenen Tempo angehen. Und auch, wer mit dem Tauchen im realen Leben nicht wirklich viel anfangen kann, wird von "Endless Ocean Luminous" zweifelsohne beeindruckt sein. Oder aber, man kann seinem liebsten Hobby nun auch von Zuhause aus auf der Couch nachgehen, wenn es bis zum nächsten Tauchgang länger dauert.