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"The Quarry" im Test: Guter Horror der alten Schule

Nach "Until Dawn" und der "The Dark Pictures Anthology" macht Supermassive Games wieder richtig guten Horror – mit dem neuen Game "The Quarry".

Rene Findenig
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"The Quarry": Endlich wieder richtig guter Horror aus dem Hause Supermassive Games.
"The Quarry": Endlich wieder richtig guter Horror aus dem Hause Supermassive Games.
Supermassive Games

Mit "The Quarry" ist einer der heißesten Anwärter auf den Titel des Horror-Games des Jahres 2022 erschienen. "Heute" erweitert deshalb seinen Vorschau-Bericht nun um die endgültige Test-Bewertung:

"Until Dawn" war zwar spielerisch nicht die große Revolution, das Game hatte 2015 auf der PlayStation 4 aber einen Nerv getroffen. Die klassische Serienmörder-Geschichte, die sich im Spielverlauf zu etwas noch weit düsterem entwickelte, gab dem Spieler nur die Aufgabe, die sehr begrenzte Umgebung etwas zu erkunden und in entscheidenden Momenten die richtige Entscheidung zu treffen, damit alle oder möglichst viele Mitglieder eine Runde junger Erwachsener das Game überlebt.

Später bildete das Erfolgsrezept im Stile klassischer Horrorfilme die Grundlage für die "The Dark Pictures Anthology", eine Horror-Viderospielreihe, die nur lose miteinander verknüpft ist und Spieler in jeweils andere Grusel-Szenarien einlud. Während Gamer noch 2022 den neuesten Teil "The Devil in Me" präsentiert bekommen sollen, feilt Supermassive Games mit "The Quarry" auch bereits an einem separaten neuen Horror-Game. Und das zahlt sich extrem aus, wie der Spieletest zeigt.

Klassischer Horror, der spielerisch Spaß macht

Bei "The Quarry" handelt es sich um ein Koop-Horror-Game für PlayStation 4 und 5, Xbox One und Series X|S sowie PC, das am 10. Juni erschienen ist. Und waren "Until Dawn" und die "The Dark Pictures Anthology"-Games schon gut, dann ist "The Quarry" grandios. Von der Handlung wollen wir dabei nicht allzu viel verraten, schließlich lebt das Story-getriebene Game von Schreck- und Überraschungselementen. Der Plot ist dabei wieder an ganz klassische Horror- und Slasher-Werke angelehnt.

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    Bei "The Quarry" handelt es sich um ein Koop-Horror-Game für PlayStation 4 und 5, Xbox One und Series X|S sowie PC, das bereits am 10. Juni erscheinen soll. 
    Bei "The Quarry" handelt es sich um ein Koop-Horror-Game für PlayStation 4 und 5, Xbox One und Series X|S sowie PC, das bereits am 10. Juni erscheinen soll.
    Supermassive Games

    In einem beschaulichen Wald steht die letzte Nacht eines Sommercamps an, in der anständig gefeiert werden soll. Neun junge Betreuer erwartet allerdings eine Nacht des Schreckens, in der ein brutaler Kampf ums Überleben ausbricht. Im Ferienlager "Hacket's Quarry" tauchen des Nachts nämlich nicht nur mit Blut bedeckte Einheimische auf, auch schleichen unheimliche Wesen um die jungen Feiernden und auch unter ihnen selbst steigen die Spannungen immer weiter an.

    Alle Klischees werden ausgeschöpft – und es ist egal

    In Sachen Horror-Klischees schöpft "The Quarry" dabei aus den Vollen: Killer, Kreaturen und Krach treibt die Jugendlichen in den Wahnsinn, vom supersexy Model bis zum gemobbten Langweiler ist zudem alles dabei und die Gespräche zwischen den Beteiligten beschränken sich zum größten Teil auf supercoole Sprüche oder saukomische Blödheiten. Und ganz ehrlich: Das macht einfach riesigen Spaß, bei dem man sich einfach zurücklehnen und toll inszenierte Grusel-Stimmung freuen kann.

    Apropos inszenierte Grusel-Stimmung: Im Spiel dürfen die Zocker wählen, ob sie das Game mit verschiedenen Grafik-Filtern erleben wollen. Indie-, 80er- und klassischer Schwarzweiß-Horror-Filter stehen zur Auswahl. Gespielt wird wieder in Third-Person-Perspektive, wobei die erkundbaren Abschnitte wieder sehr begrenzt und die Kameraposition in den meisten Fällen fixiert zu sein scheint. Grafisch wurde das Spiel, das wieder mehr Film als Game ist, allerdings anständig aufgepeppt.

    Jede Menge Stars und tolle neue Animations-Details

    Sofort fallen zwei Dinge auf, die "The Quarry" anders und besser macht als die genannten Horror-Games. Zum einen ist das die Animation der Figuren und vor allem deren Gesichter. Bewegungen sehen nun weit flüssiger und natürlicher aus und auch von gruseligen Fratzen und verzögerten Mundbewegungen bei Dialogen ist nun im Vorschau-Material keine Spur mehr. "Modernste Face-Capture- und filmische Lichttechnik" nennt Supermassive Games da als Grund für die sehr schicke Optik.

    Dass man einige Figuren davon schnell erkennt, liegt an einer unglaublichen Star-Dichte unter den Protagonisten. Mit an Bord sind etwa David Arquette, Ariel Winter, Brenda Song, Evan Evagora, Halston Sage, Justice Smith, Miles Robbins, Siobhan Williams, Skyler Gisondo, Zach Tinker, Ethan Suplee, Grace Zabriskie, Lance Henriksen, Lin Shaye und Ted Raimi. Zum anderen gibt es noch mehr und auch ganz neue Gameplay-Elemente sowie nun unglaubliche 186 verschiedene Enden.

    Nicht erkennbare Auswirkungen als besonderer Reiz

    Zu den typischen Gameplay-Elementen wie verschiedenen Antworten in Dialogen und Aktionen bei Handlungen kommen auch wieder Quicktime-Events, die flotte Finger erfordern, aber auch kleine Neuerungen wie das Luft-Anhalten per Knopfdruck. Außerdem dürfen wieder einige Collectibles in den Arealen entdeckt werden und kleine, abgeschlossene Bereiche darf man nun eingehender als bisher erkunden. Open World gibt es hier aber keine, im Gegenteil, alles ist beengt.

    Bei den Aktions-Entscheidungen selbst ist für die Spieler im ersten Durchlauf meist wieder kaum erkennbar, was denn genau die "richtige" Entscheidung wäre. So darf man wählen, ob man bei drohender Gefahr alleine aus der Gruppe flüchtet oder bei einer Suche im Wald unheimlichen Echos nachgehen will. Egal ob man etwas tut oder nicht, beides kann schnell ins Verderben führen und der einen oder anderen Spielfigur das Leben kosten. Der Wiederspielwert ist also wieder immens hoch.

    Kleinere Spielereien und das Warten auf Online-Koop

    Wer sich an die Schneeballschlacht und das Dosenschießen in "Until Dawn" erinnert, darf sich freuen, dass die Entwickler auch in "The Quarry" solche kleine Spielereien verpackt haben. So darf man etwa in einer kurzen Passage etwa mit einem Gewehr selbst zielen und auf Melonen schießen. Auch solch etwas "freieren" Gameplay-Passagen kommen erneut etwas öfters vor. Bleiben die wirklich extrem gut aussehenden Videosequenzen, die Horror-Kinofeeling aufkommen lassen.

    "The Quarry" im Test: Lokal und später auch online darf man zu acht gemeinsam spielen.
    "The Quarry" im Test: Lokal und später auch online darf man zu acht gemeinsam spielen.
    Supermassive Games

    Grafisch sieht alles noch einmal aufpolierter und flüssiger aus als in den bisherigen vergleichbaren Spielen von den Entwicklern bei Supermassive Games. Spielen kann man übrigens nicht nur im Einzelspielermodus, sondern auch im Koop. Der Online-Koop soll zwar erst im Juli nachgereicht werden, lokal darf man aber sofort starten. Und das bis zu acht, denn jeder Spieler kann einen Charakter übernehmen und deren Schicksal bestimmen. Online gibt es dann Aktions-Abstimmungen.

    Neue Details im richtig guten Horror der alten Schule

    Wie in ganz alten und klassischen Horror-Filmen ist auch der Splatter-Faktor nicht zu unterschätzen. Immer wieder flimmern äußerst brutale Szenen über den Bildschirm – vor allem, wenn der Spieler oder die Spielerin eine falsche Entscheidung getroffen hat und seine Figur dafür mit dem Leben bezahlt. Was dabei ganz neu ist: Nach "verpfuschten" Sequenzen hat man dieses Mal die Möglichkeit, bis zu drei Mal das Game "zurückzuspulen" und sich für eine andere Aktion zu entscheiden. Und: Vor dem Start können die Eigenschaften der Charaktere manipuliert werden, damit es zu neuen, anderen Aktionen kommt. Rund 12 Stunden wird man mit einem Spieldurchgang beschäftigt sein, was nicht unbedingt wenig ist.

    Bedenkt man dann noch den sehr hohen Wiederspielwert des Videospiels, bekommen Zocker jede Menge Horror-Material geliefert. Von Anfang bis Ende des Games ist die Story extrem spannend und qualitativ hochwertig gestaltet, die Spiel-Grafik glänzt vor allem bei den Figuren und den Landschaften und die Steuerung ist absolut simpel ausgefallen, was Anfänger freut. Wer schon wie beim großen Vorbild "Until Dawn" nichts dagegen hat, über weite Strecken Beobachter des Geschehens zu sein und nur in heiklen Situationen mit eigenen Entscheidungen einzugreifen, der bekommt mit "The Quarry" richtig guten Horror der alten Schule für Konsolen und PC geliefert. Grandios gruselig und gut gelungen!