Kader-Debatte
"Verschollene" LASK-Stars sorgen für Fan-Ärger
Vier LASK-Profis wurden klammheimlich aus dem Kader gestrichen. Fans rätseln, sind über den Umgang mit den Stars verärgert.
Peter Michorl ist Fan-Liebling, langjähriger Leistungsträger – seit Beginn der aktuellen Saison auf dem Abstellgleis. Der LASK hat für den Mittelfeldmann keine Verwendung mehr. "So ist das im modernen Fußball. Leider haben wir keinen Platz für ihn", erklärte Sportboss Radovan Vujanovic eine Woche vor dem Frühjahrsstart im "Heute"-Talk.
Michorl ist nun einer von vier Spielern, die vor dem Liga-Match am Sonntag gegen Klagenfurt im Kader fehlen. Nicht nur der 28-Jährige sucht man im Team von Trainer Thomas Sageder vergeblich. Auch der Langzeit-Verletzte Philipp Wiesinger, Ungarn-Legionär Filip Twardzik und der Franzose Yannis Letard sind nicht mehr auf dem Teamfoto, trainieren nicht mehr bei den Profis.
Vujanovic sagte zu "Heute" letzte Woche noch: "Der Kader ist nicht zu groß." Und doch verzichten die Linzer nun freiwillig auf gleich vier Spieler, die zumindest offiziell noch keinen neuen Verein gefunden haben. "Michorl werden keine Steine in den Weg gelegt", verkündete der Sportboss. Aus der heimischen Liga fand sich kein Abnehmer. Die Spur zu Ex-Klub Austria verlief im Sand, das Transferfenster ist zu. Aktuell wird der Wiener mit einem Sprung nach China in Verbindung gebracht.
Weiteres Trio aussortiert
Ex-Teamspieler Wiesinger hat ebenso noch bis Sommer Vertrag. Wie Michorl war der Salzburger Leistungsträger, ehe ihn eine Schambein-Entzündung aus der Bahn warf. Ein Ende der Leidenszeit ist seit mehr als zwei Jahren nicht absehbar. Comeback-Versuche waren bisher nicht von Erfolg gekrönt.
Twardzik kam im Jänner 2021 von Spartak Trnava, kostete immerhin 250.000 Euro, kam beim LASK aber nie über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus.
Letard ist seit 2021 beim Klub, fehlte zunächst wegen einer Oberschenkelverletzung, riss sich dann das Kreuzband und geriet in Vergessenheit. Ein halbes Jahr vor Vertragsende steht er nun nicht mehr im Kader.
Michorl-Aus verwundert
LASK-Fans ärgern sich über den Umgang mit verdienten Spielern wie Michorl und Wiesinger, die mangelnde Kommunikation vonseiten des Klubs. Vor allem der Fall Michorl sorgt im Umfeld des Klubs für Unruhe. Unter Sageder-Vorgänger Didi Kühbauer war der Standard-Spezialist noch unumstrittener Stammspieler. Seit Sageder im Sommer überraschend das Ruder übernommen hat, rutschte er von der Startelf auf die Tribüne.
Sein Spiel sei zu langsam für das implementierte hohe Anlaufen, erklärte der neue Chefcoach im Herbst sinngemäß, verwies dabei auf interne Daten-Analysen. Die Anhänger erinnern sich an die erfolgreichen Spielzeiten unter Oliver Glasner und Valerien Ismael, als der LASK ebenfalls aggressives Pressing praktizierte, Michorl im Zentrum als Lenker nicht wegzudenken war.
Beim Cup-Aus gegen Salzburg bot der LASK vergangenen Freitag das Mittelfeld-Duo Sascha Horvath und Neuzugang Valon Berisha auf. Beide agierten in der Frühphase ihrer jeweiligen Profi-Laufbahn in offensiveren Rollen. Horvath geigte auch beim LASK bis zur letzten Saison noch zumeist als "Zehner". Berisha sorgte in seiner Zeit bei Salzburg im linken Halbraum als offensiver Mittelfeldspieler für Torgefahr. Beide haben ihre größten Stärken am Ball.
Michorl gewann beispielsweise in der Saison 2019/20 unter Ismael bei ähnlicher Spielanlage 55 Prozent seiner Zweikämpfe. Dazu schoss er fünf Tore, leistete elf Assists. Der LASK agierte wie aktuell mit drei Innenverteidigern, offensiven Außenbahnspielern und einem Mittelfeld-Duo hinter den Angreifern.
Bezeichnend: Als der LASK im Herbst beim knappen Heimsieg über Altach (1:0) aufgrund personeller Sorgen auf die Einwechslung von Michorl angewiesen war, wurde der Profi von den Fans nicht nur mit Sprechchören empfangen. Michorl kam in Minute 58 für den inzwischen ebenfalls aussortierten Ebrima Darboe (Leih-Abbruch), war fortan defensiv wie offensiv der auffälligste Spieler auf dem Feld. Trotz des fehlenden Spielrhythmus schien er im besten Fußballer-Alter mit dem Tempo seiner Kollegen keinerlei Probleme zu haben …
Auf den Punkt gebracht
- Neben Peter Michorl sortierte der LASK drei weitere Profis aus
- Sportboss Vujanovic behauptete noch, der Kader sei nicht zu groß
- Die Michorl-Ausbootung leuchtet nicht allen ein – vergangene Leistungen werden zu wenig gewürdigt