Autopilot, Humanoide Roboter
Krise bei Tesla – Musk macht mysteriöse Versprechen
Tesla verzeichnet ersten Umsatzrückgang seit Jahren. "Kostengünstigere" Modelle sollen nun rascher auf den Markt kommen und die Krise abwenden.
Beim US-Elektroautobauer Tesla ist der Gewinn nach Unternehmensangaben im ersten Quartal des Jahres um mehr als die Hälfte eingebrochen. Den am Dienstag veröffentlichten Zahlen zufolge lag der Profit des Unternehmens bei 1,1 Milliarden US-Dollar – und somit um 55 Prozent niedriger als im Vorjahresquartal. Der Umsatz ging demnach im selben Zeitraum um neun Prozent auf 21,3 Milliarden US-Dollar zurück.
2022 und 2023 war der Tesla-Gewinn deutlich gestiegen, zuletzt hatten sich die Marktbedingungen jedoch erheblich verschärft – unter anderem durch eine gewachsene Konkurrenz. Tesla bekräftigte am Dienstag seinen Willen, im gesamten Unternehmen die Kosten zu senken, um ein "profitables Wachstum" zu erreichen. Zudem sollen die günstigeren Modelle früher auf den Markt kommen als geplant.
Der Wall Street, die die Tesla-Aktie seit Jahresbeginn um mehr als 40 Prozent fallen ließ, gefielen Musks Visionen. Der Kurs stieg im nachbörslichen Handel um gut 13 Prozent.
Zuvor hatte Tesla angekündigt, in seinem deutschen Werk im brandenburgischen Grünheide nahe Berlin 400 feste Stellen abbauen zu wollen, wobei Musk bereits vor zwei Wochen angekündigt hatte, er wolle weltweit zehn Prozent der Stellen streichen.
Günstigere Modelle sollen's richten
Nach dem deutlichen Absatz-Rückgang bei Tesla will Firmenchef Elon Musk nun schneller als geplant günstigere Modelle auf den Markt bringen. Sie sollen schon vor dem ursprünglich angepeilten Termin im zweiten Halbjahr 2025 in die Produktion gehen.
Musk versprach am Dienstag abermals, dass Tesla mit selbstfahrenden Autos die Branche verändern werde. Der Tech-Milliardär wollte dagegen aber keine Angaben dazu machen, wann genau und zu welchem Preis die günstigeren Teslas auf den Markt kommen sollen. Auch die Frage, ob es sich dabei um komplett neue Modelle oder angepasste Versionen der bisherigen Bestseller Model 3 und Model Y handeln werde, blieb in einer Telefonkonferenz mit Analysten unbeantwortet.
Die Frage war berechtigt. Denn ursprünglich sollte ein günstigeres neues Modell von Tesla auf einer neuen Fahrzeug-Plattform entwickelt werden – ebenso wie ein Robotaxi ohne Lenkrad und Pedale. Musk versprach revolutionäre Produktionstechniken, mit denen die Fertigung so effizient wie noch nie sein werde. Das Robotaxi, das Tesla am 8. August vorstellen will, soll weiterhin auf der neuen Plattform basieren. Die günstigeren Modelle aber sollen auf heutigen Fertigungslinien mit einer Mischung aus alten und neuen Verfahren gebaut werden, kündigte Tesla nun an.
Abschwächung beim Wachstumstempo erwartet
Für das laufende Jahr gibt Tesla weiterhin keine konkrete Prognose für die Auslieferungen ab, rechnet aber mit einer spürbaren Abschwächung beim Wachstumstempo im Vergleich zu 2023. Musk betonte in einer Telefonkonferenz mit Analysten, dass er dennoch von einem Verkaufsplus ausgehe.
Besonders viel sprach Musk in der Telefonkonferenz aber über selbstfahrende Autos. Dabei bekräftigte er seine bereits vor Jahren verkündete Vision, dass Tesla-Besitzer ihre Autos zum autonomen Geldverdienen losschicken können werden, wenn sie diese gerade nicht brauchen. Man müsse sich das wie eine Mischung aus der Apartment-Plattform Airbnb und dem Fahrdienst-Vermittler Uber vorstellen, sagte Musk. Jederzeit könnten sie das Auto auch nur selbst nutzen – so wie man auch ein zeitweise über Airbnb vermietetes Gästezimmer nur für sich haben könne.
Teslas bisher nicht wirklich selbstfahrend
Dass Musks langjährige Pläne immer noch nicht Wirklichkeit wurden, liegt allerdings daran, dass es seinen Entwicklern bisher nicht gelang, die Teslas wirklich selbstfahrend zu machen. Es gibt bereits komplett fahrerlose Robotaxi-Dienste – etwa von der Google-Schwesterfirma Waymo in San Francisco und Los Angeles. Doch diese Fahrzeuge haben Spezial-Technik wie relativ teure Laser-Radare, die die Umgebung abtasten. Musk beharrt dagegen darauf, autonomes Fahren nur mit Kameras hinzubekommen. "Autopilot"-Software bisher nur Assistenzsystem.
BILDERSTRECKE: Elon Musks Überraschungsbesuch in der Berliner Tesla-Fabrik
Als Folge ist auch die fortgeschrittene Version von Teslas "Autopilot"-Software mit dem vielversprechenden Namen "Full Self-Driving" (komplett selbstfahrend) bisher nur ein Assistenzsystem, bei dem der Mensch am Steuer jederzeit bereit sein muss, die Kontrolle zu übernehmen. Jüngst ergänzte Tesla die Bezeichnung "Full Self-Driving" in der aktuellen Version mit dem Zusatz "überwacht" in Klammern.
Musk überzeugt von Roboter "Optimus"
Die meisten Branchenexperten hatten sich immer wieder skeptisch gezeigt, dass autonomes Fahren nur mit Kameras in absehbarer Zukunft möglich sei, Musk gibt sich nach wie vor überzeugt. Erneut sagte er, dass Tesla in Gesprächen mit einem großen Autokonzern über eine Lizenz für die fortgeschrittene "Autopilot"-Technologie sei. Zugleich schränkte Musk aber ein, dass mit den Entwicklungszeiten in der Branche selbst nach einem möglichen Deal mindestens drei Jahre vergehen würden, bis das System im Fahrzeug eines anderen Herstellers auftaucht.
Teslas humanoider Roboter "Optimus" könne aktuell im Labor einfache Fertigungsaufgaben ausführen, sagte Musk. Man wolle die Maschinen bis Ende des Jahres für einen eingeschränkten Einsatz in die Fertigungshallen bringen. Und bis Ende 2025 sollen sie auch anderen Unternehmen zum Kauf angeboten werden. Musk wiederholte, dass nach seiner Meinung "Optimus" auf lange Sicht wertvoller als alles andere bei Tesla sein werde.