Trotz erfolgreicher Saison

"Sah keinen Sinn" - Ski-Superstar gibt Selbstzweifel zu

Lara Gut-Behrami spricht nach ihrer erfolgreichen Saison über Selbstzweifel und verlorenes Geld.
Sport Heute
02.04.2025, 12:50

Die Saison für den Schweizer Ski-Superstar Lara Gut-Behrami (33) ist vorbei. Nach anfänglichen Schwierigkeiten brillierte sie. Gut-Behrami gewann unter anderem ihre sechste Super-G-Kugel. Historisch! Diesen Meilenstein hatte zuvor noch nie jemand erreicht.

"Es war ein ganz anderer Start in die Saison als sonst. Beim Saisonstart in Sölden habe ich mich immer gut gefühlt, aber zum ersten Mal hatte ich sehr seltsame Gefühle, die ich nicht kannte", blickt sie nun im Interview mit "RSI" zurück. Was folgte, war eine Phase der Unsicherheit – nicht nur sportlich, sondern existenziell.

"Ich sah absolut keinen Sinn darin"

Gut-Behrami begann zu zweifeln, ob ihre Entscheidung, nicht zurückzutreten, richtig gewesen war. Der Entschluss, weiterzumachen, hatte sich im Sommer noch leicht und richtig angefühlt. Doch als es ernst wurde, schien die Leidenschaft verschwunden zu sein. "Das erste Gefühl war, dass es vielleicht ein Fehler war, weiterzumachen. Im Sommer dachte ich, ich hätte noch Lust, aber als es Zeit war, mit den Rennen zu beginnen, ging mir die Lust aus."

Das Skifahren selbst war nie das Problem. Doch der Rennzirkus, der Druck, das ständige Funktionieren-Müssen – all das lastete plötzlich schwer auf ihr. Es war, als hinge ihr gesamtes Leben an ein paar Zehntelsekunden. Und für dieses Gefühl fand sie keinen Sinn mehr.

"Das Skifahren ist die eine Sache, aber der Rennsport bringt Spannung, Druck und die Gelassenheit des Lebens hängen jedes Wochenende von ein paar Zehntelsekunden ab", sagt Gut-Behrami. "Ich sah absolut keinen Sinn darin, es war eine schwierige Zeit, ich wusste nicht, ob ich weitermachen oder aufhören würde."

"Zahlen sind da, um übertroffen zu werden"

Die Antwort kam langsam. Und sie kam in Killington. Dort fand Gut-Behrami wieder Anschluss – nicht nur an die Strecke, sondern auch an sich selbst. Gesundheitlich stabilisiert, mental etwas freier, begriff sie: Der Wille ist noch da. Das Feuer, klein, aber nicht erloschen. Gleichzeitig änderte sich ihr Blick auf Erfolg. Was früher vor allem an Zahlen und Pokalen gemessen wurde, hat heute eine neue Dimension bekommen.

Natürlich zählen Rekorde noch – aber sie bestimmen bei der Schweizerin nicht mehr alles. "Erfolg ist nicht immer gleichbedeutend mit Wohlbefinden", sagt der Ski-Superstar. Und auch sechs Super-G-Kugeln relativiert sie: "Zahlen sind dazu da, um übertroffen zu werden, um die Messlatte immer höher zu legen. Vor mir gab es Athleten, die viel mehr gewonnen haben als ich, und es wird auch in Zukunft noch viele geben."

Und weiter: "Was mir von diesem Tag am meisten geblieben ist, ist das gute Gefühl, in diesem Moment glücklich zu sein, ohne an gestern oder morgen denken zu müssen. Denn Erfolg ist nicht immer gleichbedeutend mit einem guten Gefühl."

Gut-Behrami verzichtete auf viel Geld

Auch wirtschaftlich hat sich bei der Schweizerin einiges verändert. Nach zwölf Jahren endete ihre langjährige Partnerschaft mit der Schokoladenmarke Camille Bloch. Seit Sommer fährt sie ohne Kopfsponsor und verzichtete gemäß "Blick" damit auf mehrere Hunderttausend Euro. Dazu sagt sie: "Ich arbeitete seit mehr als einem Jahrzehnt mit Ragusa zusammen. Es war eine unglaubliche Reise, wir haben beide von vielen Dingen profitiert."

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Und weiter: "Der Skisport ist mein Beruf, also verdiene ich meinen Lebensunterhalt auch dank der Sponsoren, aber es ist wichtig zu wissen, zu welchem Preis man diese Dinge tut und warum man sie tut." Sie habe gelernt, dass es wichtig sei, sich die Frage zu stellen: Warum, wie und mit wem mache ich das? "Oft schaut man als Sportler nur auf die Nullen im Vertrag, anstatt sich zu fragen, ob es Sinn macht."

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