Trainer von Damen-Team
Russ: "Auch unter Ernst Happel war nicht alles gut"
ÖFB-Legende Kurt Russ spricht im "Heute"-Interview über seinen neuen Job in Potsdam, große Trainer und Marko Arnautovic.
Kurt Russ drückte als Spieler dem heimischen Fußball seinen Stempel auf. Der Rechtsverteidiger schaffte es von der Unterliga bis ins Nationalteam, wurde bei der Vienna zum Star, holte mit Innsbruck den Cup-Titel. Als Trainer schwang er das Bundesliga-Zepter in Hartberg. Mit 59 machte er jetzt den Sprung ins Ausland – zu den Frauen vom deutschen Traditionsklub Turbine Potsdam. "Heute" fragte nach: Wie kam es dazu?
"Es war von heute auf morgen", lacht Russ am Telefon. "Im Sommer gab es durch einen Freund den ersten Kontakt, im Winter wollten wir uns noch einmal zusammensetzen, durch eine Negativserie ging jetzt alles ganz schnell. Ich dachte mir, wenn nicht ich, dann macht es ein anderer und habe zugesagt." Die Arbeit mit Frauen? "Kein Problem, die Basics im Fußball bleiben ja die gleichen, vielleicht ist man in der Ansprache weniger hart als zu Männern."
Einziges Problem: Potsdam ist Tabellenletzter, ohne Tor und ohne Punkt. "Es geht jetzt darum, die Spielerinnen aufzurichten, ihnen Mut zu machen. Ich habe selbst alles erlebt – die Höhen, die Tiefen." Helfen Russ dabei auch die Erfahrungen mit seinen Trainern – etwa Ernst Happel, Branko Elsner, Ernst Dokupil oder Horst Hrubesch? "Sicher. Aber auch bei Happel war nicht alles gut. Doch wichtig: Er ist immer seinen Weg gegangen. Dokupil zum Beispiel war sehr einfühlsam, das probiere ich jetzt umzusetzen."
Teamchef Rangnick erklärt das Pressing
Vienna-Coach Dokupil formte Russ zum Teamspieler. Die Höhepunkte? "Siege gegen Spanien und Holland, ein 1:1 gegen Argentinien mit Maradona. Und natürlich die WM 1990 in Italien. Da wäre mehr möglich gewesen. Beim 0:1 gegen Italien waren wir nur die ersten 20 Minuten schlecht, hätten ein Remis verdient gehabt. Aber am Ende haben wir es nicht geschafft. So wie jetzt auch das Team bei der EM gegen die Türkei."
Die Aussage von Marko Arnautovic, die aktuelle Elf sei die beste aller Zeiten, kann Russ daher nicht verstehen. "So etwas zu sagen, ist dumm. Da mache ich alle anderen schlecht. Aber ich bin ihm nicht böse, es war in der Emotion."
Im November wird Russ 60. Seine Wünsche? "Sportlich, nicht abzusteigen und sonst: nur Gesundheit."
Interview: Klaus Pfeiffer
Auf den Punkt gebracht
- Kurt Russ, ehemaliger österreichischer Fußballspieler und Trainer, hat kürzlich die Position des Trainers beim deutschen Frauenfußballverein Turbine Potsdam übernommen
- Trotz der Herausforderungen, die der Tabellenletzte mit sich bringt, ist Russ zuversichtlich und möchte seine umfangreichen Erfahrungen, die er unter Trainern wie Ernst Happel und Ernst Dokupil gesammelt hat, nutzen, um das Team zu motivieren und zu verbessern