Jetzt Vieraugengespräch
Neuer ÖFB-Boss über Rangnick: "Aus dem Ruder gelaufen!"
Wolfgang Bartosch tritt sein Amt als Interimspräsident an. Auf seiner Agenda: Ein klärendes Gespräch mit Teamchef Ralf Rangnick.
Die ÖFB-Schlammschlacht gipfelte im Rücktritt von Präsident Klaus Mitterdorfer und dem Rauswurf der beiden Geschäftsführer und Streithähne Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold. Jetzt übernimmt Wolfgang Bartosch. Der neue ÖFB-Boss soll den Verband interimistisch bis zur Neuwahl im kommenden Mai wieder in ruhigere Gewässer steuern.
Teamchef Ralf Rangnick und sein Spielerrat hatten öffentlich Druck auf Mitterdorfer gemacht, der sich mit seiner geplanten Reform und speziell der Neuhold-Entlassung den Unmut des A-Teams zugezogen hatte. Rangnicks Brandrede im Vorfeld der letzten Länderspiele des Jahres war in ihrer Deutlichkeit beispiellos. Seine Rolle im großen ÖFB-Beben will jetzt auch Mitterdorfer-Nachfolger Bartosch aufarbeiten.
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Am Wochenende verriet der 66-Jährige, dass ein Treffen mit Rangnick weit oben auf der To-Do-Liste steht. Bartosch über Rangnick: "Da war schon ein wenig Irritation dabei. Das ist irgendwie aus dem Ruder gelaufen. Ich selbst werde ja demnächst mit dem Teamchef ein Vieraugengespräch führen und ich werde völlig unvoreingenommen in dieses Gespräch gehen. Diese vergangenen Geschehnisse möchte ich eigentlich nicht weiter kommentieren."
Bei "Sky" sprach der neue Boss über die Gründe des Scheiterns seines Vorgängers: "Ich glaube, dass es zu früh um eine Personaldiskussion gegangen ist. Wenn man eine Strukturreform erfolgreich durchbringen will, sollte man zuerst einmal den Inhalt festmachen und dann die Personalfrage klären. Das ist natürlich nicht so einfach. Er hat aber auch viele andere Einmischungen gegeben, viele andere Umstände gegeben. Es gibt nie nur einen Grund. Ich habe den Vorgänger Mitterdorfer ja bis zuletzt unterstützt, weil ich zu denen gezählt habe, die so eine Strukturreform immer durchbringen wollten. Leider, wie man dann letztlich zur Kenntnis nehmen hat müssen, hat sich dann eine völlige Eigendynamik entwickelt, mit anderen sehr, sehr unerfreulichen Nebenerscheinungen."
Was hat Bartosch in den kommenden Monaten vor? "Absolute Priorität hat für uns die Strukturreform. Das heißt, zuerst ist einmal von Personen unabhängig zu klären, ob wir diese Strukturreform rüberbringen. Ich bin sehr optimistisch. Es geht darum, dass das Hauptamt gestärkt wird, dass das Präsidium, das oft immer wieder für negative Schlagzeilen sorgt, auf ein Aufsichtsorgan zurückgedrängt wird, auf ein strategisches Organ zurückgedrängt wird. Alle operativen Tätigkeiten sollen auf den Vorstand, auf den hauptberuflichen Vorstand, übertragen werden und die Vertretung nach außen von diesem, dann zu bestellenden, CEO durchgeführt werden."
Spannend: Mitterdorfers letzte Amtshandlung unmittelbar vor dem Rücktritt war die Entlasung von Neuhold und Hollerer. Ob diese nur symbolisch waren oder tatsächlich Bestand haben würden? Bartscho spricht Klartext: "Die Kündigungen sind ja durch einen Beschluss des Präsidiums gedeckt und ausgesprochen worden. Es bleibt bei diesen Kündigungen. Es stehen beide nach wie vor mit hundertprozentigem Einsatz zur Verfügung. Ich habe zu beiden auch einen sehr guten Draht."