Am Donnerstag gegen 4.15 Uhr war es wieder so weit: Mitten in der Nacht sprengten laut der Polizei zwei unbekannte Täter einen Bankomaten auf der Wagramer Straße in der Wiener Donaustadt, kurz darauf flohen die Täter mit einem schwarzen Audi – ein Leserreporter-Video zeigt die Flucht. Dieser Coup hat System, wie "Heute"-Recherchen zeigen.
In Wien gab es in den letzten Wochen laut Polizei acht Bankomat-Sprengungen. Sieben davon wurden vollendet, eine blieb im Versuchsstadium. "Heute" beleuchtet die Taten in und um die Hauptstadt, denn auch in Niederösterreich, Oberösterreich, im Burgenland und sogar in Salzburg schlugen die Kriminellen zu.
Die Serie an Bankomat-Sprengungen nahm Mitte Juli in Niederösterreich so richtig Fahrt auf: An einem Sonntag schlugen mehrere Täter in Drosendorf (Bezirk Horn), einer kleinen Stadtgemeinde nahe der tschechischen Grenze, zu. Die Polizei ging schnell von mindestens vier Tätern aus – in einer Raiffeisen-Filiale kam es zu der Bankomat-Sprengung, bei der nahen Sparkassen-Filiale blieb es lediglich beim Versuch.
Am 28. September jagte die Audi-Bande Geldautomaten im EKZ-Hanssonzentrum in Favoriten in die Luft. Gegen 3.40 Uhr hörten Anrainer im 10. Wiener Bezirk laute Detonationen, mehrere Bankomaten wurden in einer Bankfiliale gesprengt. Die Polizei rückte umgehend mit Streifenbesatzungen aus, den Tätern gelang jedoch die Flucht – "Heute" berichtete.
Am 29. November knallte es in der Bank Austria-Filiale auf der Brünner Straße im 21. Wiener Bezirk gewaltig. Dort ereignete sich in den frühen Morgenstunden ein Bankeinbruch. Die Filiale wurde verwüstet, nach "Heute"-Informationen flohen die Täter mit einer Menge Bargeld. Wie hoch die erbeutete Summe war, wird bis heute geheim gehalten.
Am 1. Dezember trat die Audi-Bande dann erneut in Erscheinung: Drei Tatverdächtige sprengten einen Automaten im Trillerpark in Wien-Floridsdorf. Die Rowdys zerlegten den Bankomaten vermutlich mit einem pyrotechnischen Gegenstand.
Nur wenige Stunden nach Coup im Trillerpark wurde eine Bank im selben Bezirk überfallen. In einer "Bank Austria"-Filiale auf der Brünner Straße ereignete sich in den frühen Morgenstunden der Einbruch – "Heute" berichtete.
Über einen Monat lang blieb es ruhig, am 4. Jänner knallte es dann in Wien-Simmering: Am Exenbergerweg betraten vier Personen gegen 3.20 Uhr eine Bankfiliale und ließen einen Bankomaten in die Luft gehen. Die Polizei rückte sofort aus, doch die Männer ergriffen direkt nach der Tat die Flucht.
In der Nacht auf Dienstag, den 21. Jänner, jagten Kriminelle einen Bankomaten in einer "Bank Austria"-Filiale im Wohnpark Alterlaa (Liesing) in die Luft. Anschließend soll die Bande mit Motorrädern geflüchtet sein. Auch die lauten Motorengeräusche waren so nicht üblich: "Die sind regelrecht durch die Anlage gerast", so ein Anrainer im "Heute"-Talk.
Am 5. Februar sprengten Unbekannte in einer "Bank Austria"-Filiale in Gänserndorf (Niederösterreich) zwei von vier Bankomaten, konnten Bargeld in unbekannter Höhe erbeuten und mit einem PS-starken, schwarz lackierten Pkw in Fahrtrichtung Wien flüchten. Eine sofort eingeleitete Fahndung verlief negativ. Laut Zeugen wurden drei Männer in dem Bereich wahrgenommen, ein vierter Täter dürfte im Fluchtwagen gewartet haben.
Zwei Tage später schlug die Bande erneut zu, diesmal im Burgenland: Durch bislang unbekannte Täter wurde gegen 3.30 Uhr ein Bankomat in Neusiedl am See in die Luft gejagt. Eine sofort eingeleitete Fahndung blieb, trotz Straßenkontrollen, wieder ohne Erfolg. Diesmal fahndete die Polizei nach vier Personen in einem Audi A6.
Am 12. Februar, einem Mittwoch, kam es bei einem Geldautomaten in der Wienerberg-City in Favoriten zu einem versuchten Coup. Gegen 3 Uhr morgens versuchten drei maskierte Männer, die Geldmaschine mit Sprengkörpern zu knacken. Allerdings schafften sie es diesmal aus unbekannten Gründen nicht, den Sprengsatz zu zünden – mehr dazu hier.
Am Samstag, dem 15. Februar, kam es dann in Salzburg zur Großfahndung nach einer Bankomat-Sprengung! In Aigen (Salzburg-Stadt) rückten gegen 10 Uhr mehrere Einsatzkräfte der Polizei aus. Der Grund: Drei bislang unbekannte Täter sollen in den frühen Morgenstunden gewaltsam in das Foyer einer Postfiliale in dem Salzburger Stadtteil eingedrungen sein, dort haben sie laut Polizei einen Geldautomaten gesprengt – mehr dazu hier.
Am Dienstag führte die Bande ihre Explosions-Serie fort und jagte in Korneuburg (Niederösterreich) am Bahnhof einen Bankomat in die Luft. Wie in vergangenen Fällen flüchteten die Kriminellen laut Polizei mit einem hochmotorisierten schwarzen Kfz vom Tatort. Die Täter konnten bis jetzt nicht gefasst werden – "Heute" berichtete.
Am Donnerstag kehrten die Gangster wieder in die Hauptstadt zurück, es sind Szenen wie aus einem Action-Thriller: Gegen 4.15 Uhr nachts sprengten zwei Personen in einer Post-Filiale am Kagraner Platz im 22. Wiener Bezirk mitten in der Nacht Bankomaten – "Heute" berichtete. Wie in einem Video zu sehen ist, flüchteten die Kriminellen mit einem PS-starken schwarzen Audi.
Auch in der Nacht auf Freitag knallte es erneut heftig, diesmal in Pasching (Oberösterreich): Mitten im Einkaufszentrum PlusCity hatte ein noch unbekannter Täter gegen 4 Uhr früh versucht, einen Bankomaten in die Luft zu sprengen. Erfolg hatte der Verdächtige nicht. Es wurde lediglich die Abdeckblende des Geräts heruntergerissen. Aber: Ihm gelang die Flucht. Er machte sich ohne Beute aus dem Staub, löste damit eine Großfahndung aus – mehr dazu hier.
Die Ermittlungen der Polizei laufen auf Hochtouren – nach derzeitigem Ermittlungsstand deutet alles auf international organisierte Kriminalität hin. Das Landeskriminalamt Wien befindet sich in engem Austausch mit den Landeskriminalämtern der anderen Bundesländer und dem Bundeskriminalamt.
Nach den mutmaßlichen Tätern wird intensiv gefahndet. Zeugen des Vorfalls, denen die unbekannten Täter vor, während oder nach ihrer Flucht aufgefallen sind, werden ersucht, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen. Hinweise (auch anonym) werden an das Landeskriminalamt Wien, unter der Telefonnummer 01-31310-33800 erbeten.
Handelt es sich hierbei um die in den Niederlanden und Deutschland berühmte Audi-Bande, die nun auch in Österreich ihr Unwesen treibt? Fakt ist, dass einige der Geldautomaten-Sprenger 2020 in Deutschland festgenommen worden sind. Ebenso ist klar, dass die Tatverdächtigen häufig mit PS-starken Audis flüchten. Die Bankfilialen befinden sich in den meisten Fällen vor offenen Parkplätzen oder Straßen und bieten somit verschiedene Fluchtwege für die Täter.
Der Name "Audi-Bande" kommt von den präferierten Fluchtfahrzeugen der Gangster, die gern mit hochmotorisierten Audi-Modellen flüchten. Grund dafür ist das gute und vergleichsweise einfache Handling der Autos, vor allem bei hohen Geschwindigkeiten. Außerdem gibt es viele solcher und ähnlicher Audi-Modelle im Straßenverkehr, was die Fahndungschancen der Polizei unter Umständen schmälern kann.
Ursprünglich kommt die Bande aus den Niederlanden und expandierte später mit ihren Coups nach Deutschland. Aktuell geht man davon aus, dass zwischen 200 und 500 Personen an den Machenschaften beteiligt waren bzw. sind.
Ob es sich bei den Bankomat-Sprenger in Österreich und Nachahmungstäter oder gar dieselbe Bande handelt, ist bis dato völlig unklar. Die Kripo möchte sich jedenfalls nicht in Karten schauen lassen. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.