Muss seine Kämpfer schon mit zivilen Ladas ausrüsten, hat aber dennoch derzeit die Oberhand im Ukraine-Krieg: Kreml-Despot Wladimir Putin.
picturedesk.com; Reuters – "Heute"-Montage
Der überraschende ukrainische Vorstoß in die russische Region Kursk brüskierte Kriegstreiber Wladimir Putin, sollte offenbar als Faustpfand für mögliche Verhandlungen herhalten. Nun droht die hochgefährliche Offensive aber zu einer Katastrophe für Kyjiw zu werden.
"Die dortige Schlacht ist für die Ukraine verloren", sagt Oberst Markus Reisner am Sonntag zur "Berliner Zeitung".
Der Kriegsbeobachter des österreichischen Bundesheeres sieht in aktuellen Drohnenvideos aus der Region ein "eindeutiges Zeichen" für einen allgemeinen ukrainischen Rückzugsbefehl: "Es geht nun darum, möglichst unversehrt aus dem Kessel zu kommen. Vor allem aber darum, das eigene Leben zu retten."
Alles hänge jetzt vom Erfolg dieses Rückzugsmanövers ab. Geht dieses schief, könnten die Russen sogar bis zur nächsten stabilen Verteidigungslinie nachsetzen: "Das Schlimmste, was bei einem derartigen Rückzug passieren kann, ist das Ausbrechen von Chaos oder Panik – so, wie es die Russen 2022 bei Charkiv erlebten", erklärt Reisner.
Oberst Markus Reisner leitet seit 1. März 2024 das Institut für Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt.
Bundesheer/Kristian Bissuti
Putin wolle ohnehin die gesamte Ukraine östlich des Flusses Dnipro erobern oder zumindest entmilitarisieren, um jede Bedrohung von Moskau durch weitreichende westliche Waffensysteme auszuschließen. Das Zusammenbrechen der Kursk-Front könnte nun russische Kräfte freimachen, um im Osten noch stärker vorzudrängen.
Das Momentum liegt derzeit klar auf russischer Seite, das Überleben der Ukraine bleibt abhängig von der Unterstützung des Westens und dem internationalen Druck auf Russland. Lässt beides nach – wie es dank Donald Trump derzeit passiert – würde das Putin kaum zur raschen Beendigung des Kriegs bringen, im Gegenteil. Er würde nur nach mehr gieren, seine Ziele noch weiter stecken, warnt der Militärhistoriker: "Denn wer sollte ihn dann abhalten, dies nicht zu tun?!" Dann wäre plötzlich auch eine Überschreitung des Dnipro, ein Vorstoß bis nach Transnistrien sowie die Einnahme von Odessa möglich.
Katastrophaler "Dammbruch" droht
Ein US-amerikanischer Stopp von Satellitenaufklärungsdaten würde die Ukraine "faktisch blind" zurücklassen, Angriffe mit Gleitbomben und Marschflugkörper auf die kritische Energieinfrastruktur und die Frontlinie könnten so deutlich schlechter abgewehrt werden. In ukrainischen Militärkreisen mache sich seit Trumps Kuschelkurs mit Putin Unruhe breit, die Angst vor einem "Dammbruch" an der Front geht um.
Einen solchen "muss die Ukraine aber verhindern, möchte sie den Krieg nicht zu den ungünstigsten Konditionen verlieren", mahnt Reisner. Die Kriegsgeschichte sei voller Beispiele – etwa die Isonzo-Schlachten – für solch katastrophale Zusammenbrüche nach jahrelangen Grabenkämpfen.
"Die Tragik dabei ist, dass mit den USA im Moment der wichtigste Verbündete der Ukraine von ihr abfällt", so der Historiker abschließend. Nur eins ist gewiss: "Darüber werden noch viele Bücher geschrieben werden."
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