Oberst Markus Reisner

Neue Rekruten laufen bei erstem Gefecht davon

Donald Trump will den Ukraine-Krieg schnell beenden. Ob das gelingt, ist völlig offen. Oberst Reisner spricht derweil eine unangenehme Wahrheit an.

Roman Palman
Neue Rekruten laufen bei erstem Gefecht davon
Oberst des Generalstabsdienstes Markus Reisner ist seit 1. März 2024 Leiters des Institutes für Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt.
Bundesheer/Kristian Bissuti

Die Lage an der Ukraine-Front ist aktuell weiter prekär. Ob es, wie vom neuen US-Präsidenten Donald Trump angekündigt, tatsächlich schnell zu Friedensverhandlungen kommen wird, ist unklar. Kurz nach seinem Einzug ins Weiße Haus erklärte er, dass der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski bereit sei, "einen Deal zu machen".

Ob das auch für Kriegstreiber Wladimir Putin gelte, wisse er nicht: "Ich glaube, er zerstört Russland, wenn er keine Vereinbarung eingeht", sagte Trump. "Ich würde hoffen, dass er einen Deal schließen will." Ein Video zeigt den Moment:

Kurz vor Trumps Amtsantritt in Washington wagte Oberst Markus Reisner einen ernüchternden Blick an die Situation in der Ukraine. Kiews Pläne hätten sich deutlich verändert. Wollte man noch 2024 in der Defensive bleiben, um Kraft für eine große Offensive aufzubauen, ist jetzt nichts mehr davon zu sehen.

"Mittlerweile ist es so, dass diese Verteidigung sich in eine Verzögerung gewandelt hat. Man geht langsam und sukzessive zurück, die Ukraine muss Woche für Woche, Monat für Monat Territorium hergeben", sagte er in einem Interview mit ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz am Montag.

Alles hänge nun von Donald Trump ab. Was dieser tun werde, "wissen wir alle nicht". Bleiben die USA und der Westen Unterstützer der Ukraine, könne diese mit den gelieferten Waffen ihren Abwehrkampf fortsetzen. "Aber, wenn man genauer hinsieht, sieht man, dass es auch von einem weiteren sehr entscheidenden Punkt abhängt: der Verfügbarkeit von weiteren Soldaten".

Hier stehe die Ukraine trotz der Unterstützung des Westens vor einem "riesen Dilemma". Kiew müsse sich die Frage nach der Notwendigkeit und auch der Sinnhaftigkeit einer weiteren Mobilisierungswelle stellen.

Neue Rekruten "völlig überfordert"

Der lange Abnutzungskrieg habe jedenfalls schon massive Spuren hinterlassen, rund 70 Prozent des am besten ausgebildeten Armeepersonals sei bereits gefallen, neue Rekruten würden nach wenigen Wochen Grundkurs bereits an die Front geführt. Diese seien dann im Gefecht oft "völlig überfordert".

Reisner schildert einen Austausch mit einem ukrainischen Kameraden, der ihm genau von so einem Extremfall berichtete: "Sie haben Ersatz bekommen. Das waren zum Teil 50-jährige Männer, die beim ersten Artillerie-Überfall voller Schock davongelaufen sind. Nicht weil sie desertieren wollten, sondern weil sie unter Schock standen. Die mussten erst wieder eingesammelt, nach vorn an die Front gebracht und beruhigt werden. Und dann hat man versucht, hier weiterzumachen." Das, so der Militärhistoriker, zeige, "wie prekär die Situation ist."

Der Heeres-Oberst veranschaulicht das Grundproblem anhand eines Boxkampfes. Die Ukraine habe sich sehr gut vorbereitet auf diese Konfrontation vorbereitet gehabt, wusste, wie der Russe agieren wird.

In der Anfangszeit habe man dadurch Putins Invasionsarmee wesentliche Niederlagen zufügen können. Reisner spricht von Punktesiegen: "Das hat funktioniert, doch es gab kein wirkliches k.O.. Russland hat zwei blaue Augen bekommen, aber passt sich nun an. Über die Zeitachse ist es aber nun so, dass der Russe mit seiner Masse faktisch Vorteile hat, die der gedrungene Ukrainer, der sehr flink ist, nicht kompensieren kann."

Die besseren Verbündeten

"Der Ressourcen-Zähler rennt auf beiden Seiten nach unten": Die entscheidende Frage in diesem Abnutzungskrieg ist für ihn deshalb nicht, WANN Russland in die Knie geht, sondern "ob die Ukraine so lange durchhält, BIS Russland in die Knie geht".

In der russischen Wirtschaft seien zwar bereits "erste Risse klar erkennbar", doch gleichzeitig konstatiert Reisner: "Russland alleine könnte weder diesen Krieg führen noch gewinnen. Aber Russland ist nicht alleine, es hat Verbündete... und diese Verbündete sind offensichtlich besser als die, die Ukraine hat." China, Nordkorea und der Iran zählen zu wesentlichen Unterstützern Putins, auch Indien und die Türkei unterstützen etwa durch Rohstoffabnahme oder der Umgehung von Sanktionen.

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    Helmut Graf

    Auf den Punkt gebracht

    • Oberst Markus Reisner analysiert seit dem Einmarsch der Russen in der Ukraine das Kriegsgeschehen

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