Ukraine
Heftige Krankheit trifft Russen und Ukrainer an der Front
Seit Monaten reiben sich russische und ukrainische Truppen beim Kampf um die Stadt Bachmut auf. Jetzt droht auch noch eine tödliche Krankheit.
Die Materialschlacht im ostukrainischen Donbass ist enorm. Seit neun Monaten wird erbittert um die kleine, aber strategisch äußerst wichtige Stadt Bachmut mit allen Mitteln gekämpft. Die ehemalige 70.000-Seelen-Gemeinde rund 50 Kilometer nördlich der Separatisten-Hochburg Donezk liegt beinahe vollständig in Trümmern – an ein Aufgeben denkt aber keine der beiden Seiten.
Seit 2014 hätten sich die Ukrainer hier mit mehrstufigen Verteidigungsanlagen auf einen Angriff aus den pro-russischen Separatistengebieten vorbereitet. Schnelle Vorstöße der Russen gibt es nicht mehr. Stattdessen kämpfen sich die eingezogenen Reservisten und Wagner-Söldner, die hier am Werke sind, Meter um Meter durch Minenfelder, Panzergräben und MG-Stellungen vorwärts.
Die Lage ist unübersichtlich. Während am Montag Separatisten-Anführer Denis Pushilin verkündete, die Stadt sei de facto umzingelt worden, halten die ukrainischen Streitkräfte dagegen. Kein Russenvorstoß sei nachhaltig gelungen, es werde am Stadtrand und in Vororten weiter gekämpft.
Und all das begleitet vom nicht enden wollenden Trommelfeuer der Artillerie, wie Bundesheer-Oberst Markus Reisner gegenüber dem ORF schildert. Alleine die Russen würden bis zu 50.000 Artilleriegranaten auf die Stadt abfeuern, von ukrainischer Seite seien es deutlich weniger, aber immer noch 10.000 bis 12.000 Geschosse.
"Das ergibt dann diese apokalyptischen Bilder", beschreibt der Gardekommandant die schrecklichen Szenen wie aus dem 1. Weltkrieg. Bachmut sehe bereits aus "wie Verdun 1916".
Es ist aber nicht nur der Dauerbeschuss, den die Soldaten aushalten müssen. Es gibt andauernd Stromausfälle und kein fließendes Trinkwasser mehr. Mit dem Wintereinbruch füllen auch Kälte und Nässe die Schützengräben. Und Schlamm, überall Schlamm.
Gefährliche Grabenfüße
Das lässt auch eine oft vergessene Krankheit wieder umgehen. Laut ORF mehren sich die Berichte, dass die kämpfenden Männer unter sogenannten Grabenfüßen leiden. Durch anhaltende Nässe und Kälte werden die Extremitäten aufgeweicht und die Haut beginnt einzureißen, was schließlich das Eindringen von Pilzen, Bakterien und anderen Schadstoffen in tiefere Hautschichten ermöglicht.
Die Behandlung ist je nach Stadium sehr schwierig. Ist die Haut noch intakt, können äußerliche Anwendungen mit antibakteriellen oder Antimykotika noch helfen. Ist der Befall aber bereits tiefer, kamen etwa im Zweiten Weltkrieg nur noch Amputationen und Transplantationen in Frage. Wer es überstand, brauchte danach oft noch eine langwierige Physiotherapie. Unbehandelt drohen Nekrosen und sogar der Tod durch Multi-Organ-Versagen.
Vorbeugen kann man nur durch Trockenhalten der Füße durch etwa dem Ausziehen der Stiefel für mindestens zehn Stunden – etwas, das im Kampfgeschehen oft nicht möglich ist.
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