Heeres-Oberst lässt aufhorchen
Experte zu Ukraine: "Bewegen uns in Dritten Weltkrieg"
Betrachte man die aktuelle Entwicklung in der Ukraine, dränge sich die Bewertung auf, dass man immer mehr in einen größeren Konflikt hineinschlittere.
Nach wie vor herrscht in der Ukraine ein unerbittlicher Krieg. Dafür verantwortlich: Russen-Despot Wladimir Putin, der vor mehr als zweieinhalb Jahren einen brutalen Angriffskrieg befahl. Seit Februar 2022 wehrt sich die ukrainische Armee nunmehr mit Händen und Füßen gegen die russische Kriegswalze – nicht zuletzt auch dank massiver Unterstützung aus dem Westen.
Kriegsgerät "aus Garage" reicht nicht
Markus Reisner gilt auch über Österreichs Grenze hinweg als kompetenter Analyst des Krieges. Nun gab er ZIB-Moderator Stefan Lenglinger ein ausführliches Interview, in dem er auch angesichts des Wahlsieges von Donald Trump einen Ausblick auf die Zukunft wagt. Der Konflikt in der Ukraine habe sich zum Abnützungskrieg entwickelt.
Jetzt liege es nun an den europäischen Staaten, Kriegsgerät zu produzieren, denn "mit dem, was in der Garage steht", werde man das Auslangen nicht finden. Es gelte, zwei Punkte zu erreichen: einerseits ausreichend zu produzieren, damit die eigenen Streitkräfte eine abschreckende Wirkung haben und gleichzeitig müsse man sicherstellen, in einer Quantität und Qualität zu produzieren, um die Ukraine ausstatten zu können. Das sei letztlich aber eine politische Entscheidung.
Donald Trump posaunte im Wahlkampf wiederholt, den Ukraine-Krieg innerhalb eines Tages, also innerhalb von 24 Stunden zu beenden, auch ohne bereits im Amt zu sein. Den Beweis dafür blieb Trump bisher freilich schuldig. Für Reisner gibt es dafür einen klaren Grund. Trump müssen nun darauf achten, Entscheidungen so zu treffen, dass sie sich nicht zum Nachteil der USA darstellen können – und das wäre gegeben, wenn Russland bzw. Wladimir Putin Entwicklungen als Erfolg verkaufen könnte. Agiere der künftige US-Präsident rational, dann sei der Spruch lediglich ein Wahlkampf-Produkt gewesen, um Stimmen zu gewinnen.
Ist das schon ein Dritter Weltkrieg?
Nicht nur die Ukraine erfährt Unterstützung aus dem Ausland. Auch Russland darf sich darüber freuen. Konkret gibt es im Hintergrund Unterstützung von China – neuerdings sind auch nordkoreanische Soldaten im Einsatz. Laut Reisner allerdings vorerst wohl nur auf russischem Gebiet und in russischen Uniformen. Die geschätzt 12.000 Soldaten aus Nordkorea hätten angesichts von 700.000 verfügbaren russischen Soldaten bis Jahresende vor allem symbolische Bedeutung.
Neben der Ukraine und Russland, sowie Waffen aus den USA, kommt mit Nordkorea nun auch ein asiatischer Faktor ins Spiel. Sei das nicht schon ein Dritter Weltkrieg? Reisner wagt einen historischen Vergleich. Auch bei den ersten beiden Weltkriegen sei es zu Beginn auch nicht erkennbar gewesen, dass es zu einem Weltkrieg kommen würde. "Je mehr Konfliktparteien im Spiel sind, desto größer auch der Konflikt". Man sehe aber zunehmend einen Konflikt des globalen Südens gegen den globalen Norden. "Es drängt sich hier die Bewertung auf, dass wir uns immer mehr in einen Weltkrieg bewegen".
Völkerrechtlich sei so eine Eskalation nicht erlaubt. Man sehe aber momentan, "dass das Völkerrecht offensichtlich niemanden mehr interessiert". Komme man nicht zur Vernunft, werde man in einen größeren Konflikt hineinschlittern, so Reisner.
Auf den Punkt gebracht
- Oberst Markus Reisner warnt in einem Interview vor einer Eskalation des Ukraine-Konflikts zu einem Dritten Weltkrieg, da immer mehr internationale Akteure involviert sind
- Er betont die Notwendigkeit, dass europäische Staaten mehr Kriegsgerät produzieren, um sowohl ihre eigenen Streitkräfte zu stärken als auch die Ukraine zu unterstützen, und kritisiert die Missachtung des Völkerrechts in der aktuellen Situation