3 Jahre Ukraine-Krieg

"Wir waren auch neutral" – Warnung an Österreich

Auch die Ukraine war vor der russischen Invasion neutral, sagt Botschafter Vasyl Khymynets im "Heute"-Talk. Er warnt vor Putins Plänen in Europa.
Nicolas Kubrak
24.02.2025, 05:30

Als am 24. Februar 2022 erste russische Truppen in der Ukraine einmarschierten, war von einem Drei-Tages-Krieg die Rede. Aus den drei Tagen wurden drei Jahre, die Zukunft der Ukraine ist nach wie vor ungewiss. Seit Donald Trumps Machtübernahme stehen die Zeichen auf Frieden, doch Kiew will keinem Pakt zustimmen, an dem man selbst nicht beteiligt ist.

"Heute" traf anlässlich des dritten Jahrestags den ukrainischen Botschafter in Österreich, Vasyl Khymynets. Im Interview verrät er, wie es einen Frieden mit Russland geben kann, wie man in der Ukraine auf eine neue Regierung in Österreich blickt und ob der Krieg noch dieses Jahr beendet wird.

Vasyl Khymynets über...

das Leben in der Ukraine: "Der Krieg ist weiter brutal. Russland führt seit 2014 einen genozidalen Krieg gegen die Ukraine. Russland tötet die zivile Bevölkerung, zerstört ganze Städte und zivile Infrastruktur und terrorisiert die Menschen in der Ukraine. Das Leben der Ukrainer auf den besetzten Gebieten ist unerträglich und gleicht einer Hölle."

die Standhaftigkeit der Ukrainer: "Die Frage stellt sich gar nicht. Wir werden standhalten, solange es notwendig ist. Schon vor drei Jahren wurde ich gefragt, wie lange wir uns wehren können. Wir sind stark, wir werden weiterhin zusammenhalten und verteidigen, was uns gehört. Wir wissen, was der Preis ist. Dieser Krieg geht über die Ukraine hinaus, die Russen wollen auch andere Länder erobern."

VIDEO: Botschafter zu Friedensdeal mit Russland

einen "Friedensdeal" mit Russland: "Frieden ist Frieden. Wir alle müssen verstehen, dass Putin keinen Frieden will. Wir sehen jetzt die Bemühungen der Administration von Donald Trump, mit denen er einen Frieden erreichen möchte. Aus unserer Sicht ist wichtig, dass die USA als mächtigstes Land der Welt Russland klar formulieren, dass der nachhaltige und gerechte Frieden hergestellt werden muss und dieser mit konkreten Maßnahmen bekräftigt werden muss. Wenn die Russen das verstehen, dann werden sie mitmachen. Sie können jederzeit ihr Militär aus der Ukraine zurückziehen, dann haben wir einen Frieden. Ich möchte hier klar betonen: Die Ukraine akzeptiert keine Beschlüsse, die über unsere Köpfe laufen."

"NATO ist billigster Weg für Frieden"

eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine: "Wenn hohe Vertreter aus dem Ausland sagen, eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine nicht infrage kommt, sagen wir, dass aus unserer Sicht die NATO der billigste Weg ist, um für Frieden und Sicherheit in Europa langfristig zu sorgen. Laut NATO-Statuten gibt es keine Passage, die besagt, dass der Beitritt neuer Länder vom Willen Russlands abhängt. Russland hat Angst vor der NATO, weil sie als Verteidigungsbündnis ein effektiver Faktor ist, der Russland von militärischen Angriffen zurückhält. Deswegen sieht sie Putin als Hindernis, um seine imperialistischen Pläne zu verwirklichen."

VIDEO: "Russland hat Angst vor der NATO"

den Ukraine-Kurs einer neuen Regierung: "Ich bin den Österreicherinnen und Österreichern sowie der Bundesregierung für die Unterstützung sehr dankbar. Wir respektieren die österreichische Neutralität, erwarten uns aber, dass Österreich militärisch neutral, aber politisch nicht neutral ist und dass geholfen wird. Wir hoffen sehr, dass die Projekte für die humanitäre Entminung und die Unterstützung für ukrainische Bauern fortgeführt werden. Die humanitäre Hilfe Österreichs hat schon vielen Ukrainern das Leben gerettet."

die österreichische Neutralität: "Am Beispiel der Ukraine sehen wir, dass die Neutralität uns vor der Aggression nicht geschützt hat. Daher ist es schwierig, zu beurteilen, ob die Neutralität zeitgemäß ist. Ich sehe allerdings, dass in Österreich die Erkenntnis steigt, mehr in die eigene Sicherheit zu investieren. Krieg ist in Österreich kein abstrakter Begriff mehr, dieser Krieg ist nur ein paar hundert Kilometer entfernt."

VIDEO: "Wir respektieren die österreichische Neutralität"

"Putin ist eine Gefahr für alle – auch für Österreich"

die Perspektiven für Österreich: "Putins Ziel ist es, Kontrolle über Europa zu haben. Es geht also nicht nur um die Ukraine, sondern um die europäische Ordnung und das Völkerrecht. In Wien als Hauptstadt der internationalen Diplomatie ist das Völkerrecht sehr präsent. Ohne das Völkerrecht herrscht Chaos und das ist eine Gefahr für Europa und da ist Österreich Teil davon. Wenn sich Putin in der Ukraine durchsetzt, dann hat er einen ganz anderen geopolitischen Status. Niemand wird ihn stoppen können."

ein Kriegsende 2025: "Präsident Selenskyj hat sich klar positioniert und gesagt, dass 2025 ein Jahr sein muss, in dem wir gemeinsam mit unseren Partnern erfolgreich sind, damit dieser Krieg beendet wird. Ich wünsche mir stellvertretend für jeden Ukrainer, ob Mann, Frau oder Kind, dass wir wieder Frieden haben. Dieser Frieden muss aber nachhaltig und gerecht sein. Daher ist die Frage der Sicherheitsgarantien als Abschreckung vor neuen russischen Angriffen für uns extrem wichtig. Wir sind bereit, alles Mögliche zu tun, um den Krieg dieses Jahr auf Basis des Völkerrechts zu beenden. Und das ist das Ziel aller unserer Partner."

VIDEO: Wird der Ukraine-Krieg 2025 beendet?

{title && {title} } nico, {title && {title} } Akt. 24.02.2025, 10:40, 24.02.2025, 05:30
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