Putin düpiert

"Große Blamage" – Heeres-Oberst mit Knallhart-Analyse

Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer sieht in der Kurs-Offensive der Ukraine eine krachende Blamage für Kreml-Despot Wladimir Putin.

Michael Rauhofer-Redl
"Große Blamage" – Heeres-Oberst mit Knallhart-Analyse
Wladimir Putin ist durch den ukrainischen Vorstoß in die Region Kursk in Erklärungsnot, sagt Oberst Markus Reisner.
Bundesheer/Kristian Bissuti; Sputnik/Gavriil Grigorov/Pool via REUTERS

Der österreichische Militärhistoriker und Experte für den Krieg in der Ukraine – und mittlerweile auch Russland – Oberst Markus Reisner analysiert für den Nachrichtensender NTV die aktuelle Situation auf dem Schlachtfeld. In seiner jüngsten Expertise geht er auf die Situation in der Kursk-Region ein.

Jüngst rückte die ukrainische Armee ja erstmals mit Bodentruppen auf russisches Territorium vor. Mittlerweile können von den rund 5.000 bis 6.000 eingesetzten ukrainischen Soldaten rund 1.000 Quadratkilometer Land kontrolliert werden. Dabei unterscheidet Reisner zwischen den Begrifflichkeiten "unter Kontrolle bringen" und "Einnehmen", letzteres sei nämlich nicht unbedingt der Fall.

Ukraine sprengt Brücken in erobertem Gebiet

Nun versuche die Ukraine den eingenommenen Raum zu halten bzw. sogar auszudehnen. "Die Ukraine geht jetzt von der Offensive in die Defensive über", so Reisner. So könne sie sich auf russische Gegenangriffe vorbereiten. An der Einbruchsstelle der Ukrainer versuchten die Streifkräfte, das gewonnene Areal nach Westen auszudehnen, so der Militär. Als Verteidigungslinie diene an mehreren Stellen der Fluss Seim – aus diesem Grund hat die Ukraine nachweislich mehrere Brücken beschädigt bzw. gar zerstört.

Gleichzeitig versuche die Ukraine freilich die Nachschublinie für Munition und Gerät offenzuhalten. Was die Situation für die ukrainischen Streitkräfte erschwert. Ihnen stünde kaum schweres Pioniergerät zur Verfügung, andrerseits habe natürlich die russische Armee die Lufthohheit in diesem Gebiet. Aufgrund wiederkehrender Gleitbombenangriffe habe die Ukraine nicht die Möglichkeit, sich "tief und nachhaltig einzugraben". Genau das sei aber vermutlich entscheiden, ob die ukrainischen Truppen den betreffenden Abschnitt auch faktisch über mehrere Wochen wird halten können.

Oberst Markus Reisner (46) ist Militärhistoriker und begleitet den Ukraine-Krieg seit Beginn mit seinen inzwischen auch international beachteten Analysen.
Von September 2022 bis Februar 2024 führt er im Rahmen einer Truppenverwendung für Generalstabsoffiziere die Garde in Wien. Seit 1. März 2024 leitet er das Institut für Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie. In dieser Funktion ist er gleichzeitig Leiter des FH-Ba-Studiengangs "Militärische Führung" und somit verantwortlich für die Grundausbildung der österreichischen Offiziere.

Darum lässt russischer Gegenschlag auf sich warten

Warum tut sich Russland eigentlich so schwer mit einem Gegenangriff in der betroffenen Region? Der Profi nimmt sich kein Blatt vor dem Mund und spricht in diesem Zusammenhang von einer "großen Blamage" für Russland. Moskau habe nämlich in dieser Region kaum Kräfte eingesetzt, teilweise seien gar nur Wehrpflichtige vor Ort gewesen. Der Ukraine sei es durch Täuschung und Überraschung gelungen, diese Truppen regelrecht zu überrennen.

Russland werde nun versuchen, die zugefügte Blamage wieder wettzumachen. Dabei wird Putins Armee versuchen, die Region zurückzuerobern, "egal welchen Preis man dafür zahlen muss". Denn abgesehen vom Atomkraftwerk Kursk und der historischen Bedeutung für den "vaterländischen Krieg" – Reisner nennt die Kursk-Offensive 1943 – habe die Region eine "untergeordnete Rolle" für Moskau. Viele kleinere Ortschaften seien bereits evakuiert worden.

Zwar versuche Russland "mit aller Heftigkeit" – Stichwort Gleitbomben – den Feind zurückzudrängen, das brauche allerdings Zeit. Denn die entsprechenden Kräfte müssten erst herangeführt werden, um entsprechende Gegenangriffe durchzuführen. Das werde eben durch zuvor erwähnte zerstörte Brückenköpfe erschwert.

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    Sabine Hertel

    Auf den Punkt gebracht

    • Der österreichische Militärhistoriker und Experte für den Krieg in der Ukraine, Oberst Markus Reisner, analysiert für den Nachrichtensender NTV die aktuelle Situation auf dem Schlachtfeld in der Kursk-Region, wo die ukrainische Armee erstmals mit Bodentruppen auf russisches Territorium vorgedrungen ist
    • Die Ukraine geht nun von der Offensive in die Defensive über, um sich auf mögliche russische Gegenangriffe vorzubereiten
    • Reisner bezeichnet Russlands Zurückhaltung in der Region als "große Blamage" und erwartet, dass Russland versuchen wird, die Region zurückzuerobern, "egal welchen Preis man dafür zahlen muss"
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