Die über den Bundeswehr-Stützpunkten gesichtete Drohnen waren gegenüber elektronischen Abwehrmaßnahmen immun.
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Ein Luftwaffenstützpunkt der deutschem Bundeswehr in Schleswig-Holstein ist Ziel eines mutmaßlichen Spionageversuchs geworden. Eine Armee-Sprecherin bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP "eine Mehrzahl an Drohnensichtungen" am Standort Schwesing bei Husum.
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete zuvor, dass es zwischen 9. und 29. Jänner zu "sechs Sicherheitsvorkommnissen" mit professionellen Drohnen unbekannter Herkunft gekommen sei. Die Unbekannten Flugobjekte seien minutenlang über einer Stelle geschwebt, alle elektronische Abwehrmaßnahmen wirkungslos gewesen. Drohnen einfach abschießen darf die Bundeswehr derzeit nur in Ausnahmefällen. SPD und Grüne haben eine entsprechende Gesetzesänderung auf den Weg gebracht, ob diese aber eine Mehrheit findet, ist völlig offen.
"Bundeswehr tut sich schwer"
Jetzt wird wegen Spionageverdachts ermittelt, man geht davon aus, dass es sich um eine professionell agierende Täterschaft handelt. Ein Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg wird nicht ausgeschlossen, denn auf dem Stützpunkt befindet sich das Ausbildungszentrum Flugabwehrraketen. Dort werden unter anderem ukrainische Soldaten an "Patriot"-Flugabwehr-Systemen ausgebildet.
Oberst Markus Reisner leitet seit 1. März 2024 das Institut für Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt.
Bundesheer/Kristian Bissuti
Es stehe ihm nicht zu, über die Fähigkeiten von NATO-Streitkräften zu urteilen, doch seien diese Vorfälle hochbrisant, sagt Militäranalyst Oberst Markus Reisner: "Ein Gegner setzt auf deutschem Hoheitsgebiet Maßnahmen zum möglichen Schaden Deutschlands um und die Bundeswehr tut sich schwer, dieser Aktionen Herr zu werden. [...] Man wurde immer wieder überrascht. Ja, das sollte der deutschen Bevölkerung Sorgen bereiten."
"Schon seit Jahren wird gewarnt"
Für die Bekämpfung seien an erster Stelle ein umfassendes Lagebild und darauf aufbauend eine Risikoanalyse nötig. Dann könne konkret entschieden werden, wo Drohnenabwehrsysteme am wirksamsten eingesetzt werden könnten.
Nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa stelle sich natürlich auch die Frage der Verfügbarkeit solcher Systeme. Derzeit gebe es noch viel zu wenige, um alle etwaig betroffenen Orte wirksam zu schützen. Reisner schärft nach: "Das gilt übrigens auch für Großveranstaltungen – die nächste Herausforderung. Schon seit Jahren wird gewarnt: Terroristen könnten Drohnen in eine Menschenmenge stürzen lassen."
Für Ukraine gefährlich
Die womöglich russische Spionage am Ausbildungszentrum für Patriot-Systeme könnte auch direkt der Ukraine gefährlich werden, wie der österreichische Offizier hervorhebt: Drohnen können zum Beispiel Handy-Signaturen abgreifen.
"Wenn die ukrainischen Soldaten, die an den Patriot-Systemen ausgebildet werden, dort in Schwesing telefonieren, lässt sich mittels der über ihnen fliegenden Drohne die Signatur des Anschlusses detektieren. Die Russen müssen dann nur den Signaturen der verwendeten Handynummern zurück in die Ukraine folgen und sie wissen, wo die ausgebildeten Soldaten später eingesetzt werden. Dort befinden sich dann ziemlich sicher Patriot-Batterien", erklärt Reisner.
Noch gibt es zur Herkunft der Drohnen nur Vermutungen. Klar ist aber, dass seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine vor bald drei Jahren die Sichtungen über Bundeswehr-Standorten zugenommen haben.
Deutschland, wie auch alle anderen Staaten, sollte, "tunlichst danach trachten", solche Vorgänge über dem eigenen Hoheitsgebiet zu verhindern, betont Reisner. Die Häufung der Vorfälle zeige, wie schwierig der Umgang mit hybrider Kriegsführung sei: "In dieser Grauzone tut sich der Staat sehr schwer, die auch rechtlich richtigen Maßnahmen zu treffen".
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