"Unzumutbar"
Kein Deutsch mehr in Wiener Schule: Familie zieht um
In Wien-Floridsdorf sieht sich eine Familie gezwungen, wegzuziehen. Der Grund: Mangelnde Deutschkenntnisse in den öffentlichen Bildungseinrichtungen.
Ein Familienvater (37) spricht im "Heute"-Talk über die prekäre Sprachsituation in einer Wiener Bildungseinrichtung. Er selbst ist in Wien geboren, österreichischer Staatsbürger mit Migrationshintergrund und vor etwa zwei Jahren in eine Genossenschaftswohnung in Wien-Floridsdorf gezogen.
Die Freude über die neue Wohnung für seine Frau und das dreijährige Kind war groß. Die im Vergleich geringeren Mietkosten waren für die Familie ein ausschlaggebender Grund, den Wohnort zu wechseln. Doch das vermeintliche Glück entwickelte sich nach und nach zu einem Albtraum, wie der 37-jährige Angestellte erzählt.
Suche nach Kiga-Platz endet in privater Einrichtung
Die ganze Odyssee begann vor zwei Jahren, als der Wiener auf der Suche nach einem Kindergartenplatz für seine Tochter war. Freie Plätze suchte er in einem öffentlichen Kindergarten vergeblich – erst ein privater Kindergarten nahm das Mädchen auf. "Grundsätzlich sind wir sehr zufrieden dort, unsere Kleine lernt bereits jetzt Englisch als Zweitsprache. Die monatlichen Kosten von rund 230 Euro sind aber nicht ohne. Ein öffentlicher Kindergarten würde nur rund 85 Euro kosten", erzählt der Familienvater weiter.
Aus diesem Grund entschloss er sich, mit seiner Frau einen neu eröffneten Kindergarten in Wohnnähe samt Volksschule ins Auge zu fassen. Immerhin seien dann auch die Chancen besser, dass das Kind später einen Schulplatz bekäme.
Beim Bewerbungsgespräch fielen die Eltern aber aus allen Wolken: "Uns wurde erklärt, dass keine Zweitsprache angeboten werde, da die meisten Kinder kaum bis gar kein Deutsch sprechen würden." Für den 37-Jährigen war sofort klar: Für seine Tochter würde das einen massiven Rückschritt bedeuten.
„Ich möchte, dass meine Tochter in einem Umfeld aufwächst, in dem Deutsch keine Fremdsprache ist.“
Ähnlich gestaltete sich die Situation mit den Volksschülern. "Das kann ich meiner Tochter nicht zumuten. Ich möchte, dass sie in einem Umfeld aufwächst, in dem Deutsch keine Fremdsprache ist", erklärt der Angestellte. Nun sieht er sich gezwungen, mittelfristig aus der Floridsdorfer Wohnanlage in einen anderen Bezirk oder gar aus Wien wegzuziehen.
Gleichzeitig betont er, dass es hier nicht um Ausländerhass, sondern um reale Bildungsprobleme gehe: "Ich habe selbst Migrationshintergrund und weiß, wie wichtig es für ein Kind ist, die deutsche Sprache von klein auf zu lernen, um in der späteren schulischen Laufbahn erfolgreich zu sein."
Der 37-Jährige hat selbst nur deshalb studieren können, weil seinen Eltern die Integration in Österreich so wichtig war. "Und dieselben Chancen möchte ich nun auch meiner Tochter geben. In Wien-Floridsdorf scheint das aber nur schwer möglich zu sein." Momentan rechnet der Familienvater damit, dass seine Tochter künftig auch eine Privatschule um 550 Euro im Monat besuchen wird. "Anders wird es wohl leider nicht gehen", so das bittere Fazit des Familienvaters.