Kostelka-Forderung
Supermärkte sollen Preise nur einmal pro Tag ändern!
Nach der Arbeiterkammer fordert auch der SPÖ-nahe Pensionistenverband klare Regeln für den Einsatz digitaler Preisschilder im Handel.
"Nach einer umfangreichen" Testphase verkündete der Handelsriese Spar Ende Juli den "Roll-out" elektronischer Regal-Etiketten. Bis Jahresende sollen zumindest 200 Filialen mit diesen sogenannten "Electronic Shelf Labels" (ESL) aufgerüstet werden. Die sollen sogar in bis zu vier Farben Preise und allfällig Infos anzeigen. Damit kann künftig die Preisauszeichnung auf Knopfdruck erfolgen, Mitarbeiter müssen nicht mehr ständig die Preisschilder händisch austauschen. Und, so Spar: Es bliebe mehr Zeit für Kunden.
Die Reaktion erfolgte postwendend, wenn auch nicht in der von Spar erhofften Form: Digitale Regaletiketten könnten zu "Flatterpreisen" in Supermärkten führen, warnte die Arbeiterkammer Salzburg. Heißt – Preise ließen sich so mehrmals täglich ändern und leicht an äußere Einflüsse anpassen, zum Beispiel an Tageszeit und Wetter. Bei sehr hohen Temperaturen etwa, könnte Speiseeis teurer werden.
Böse Überraschungen an der Kassa möglich
"Wird es bei uns nicht geben", verspricht Spar. Allerdings ist die Verunsicherung bei Kunden groß, warnt Peter Kostelka, Präsident des SPÖ-nahen Pensionistenverbands. "Sicherheit ist ein großes Bedürfnis unserer Generation", so Kostelka. "Dazu gehört auch die Sicherheit, dass ich mich darauf verlassen kann, dass ein Produkt nicht alle paar Minuten einen anderen Preis hat." Bei den immer zahlreicher eingeführten elektronischen Preisschildern sei "es ohne weiteres möglich, dass das soeben im Regal um 1,29 Euro genommene Produkt an der Kasse dann zum Beispiel 1,90 Euro kostet".
"Flatterpreise" machen Preisvergleiche sinnlos
Kostelka verweist in diesem Zusammenhang auf die finanziell oft angespannte Lage von Pensionistinnen und Pensionisten, die "die Zeitungsinserate und Werbe-Beilagen der Lebensmittelhändler genau studieren, um erst daraufhin zu entscheiden, wann sie was und wo kaufen". Beliebig hinauf- und hinuntersetzbare "Flatterpreise" – von den Handelsmultis als "dynamische Preise" bzw. "Dynamic Pricing" bezeichnet – würden diese Recherchen sinnlos machen.
Kostelka für "Tankstellen-Regelung"
Wie von der Arbeiterkammer Salzburg angeregt, kann sich Kostelka eine Regelung vorstellen, wie sie bei Tankstellen schon seit Jahren zum Einsatz kommt. Dort dürfen ja die Preise nur ein Mal täglich angehoben werden. "Gesetzliche Rahmenbedingungen ähnlicher Art würden auch den Kunden im Lebensmittelhandel ein gewisses Maß an Sicherheit und Vertrauen zu den angeführten Preisen und Aktionen geben."
Die Vorteile für den Handel, welche die digitale Preisauszeichnung bietet, blieben damit erhalten. Man stehe hier auf dem Standpunkt: "Wir haben nichts gegen Digitalisierung – aber wir haben etwas gegen Benachteiligung."
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Der SPÖ-nahe Pensionistenverband fordert klare Regeln für den Einsatz digitaler Regaletiketten im Handel, da diese zu häufigen Preisänderungen führen könnten
- Spar plant, bis Jahresende mindestens 200 Filialen mit elektronischen Regal-Etiketten auszustatten, was zu Bedenken hinsichtlich möglicher "Flatterpreise" und Verunsicherung bei Kunden führt
- Der Verband schlägt eine ähnliche Regelung wie bei Tankstellen vor, um Kunden Sicherheit und Vertrauen zu den Preisen zu bieten