Smartphone-Review
Vivo V40 im Test: Fast-Flaggschiff mit wenig Abstrichen
Smartphone-Flaggschiffe kosten mittlerweile 1.000 Euro und mehr. Ganz erreicht das neue Vivo V40 diese Klasse nicht, der Preis ist dafür erfreulicher.
Der Smartphone-Hersteller Vivo ist mittlerweile für zwei Dinge bekannt: Einerseits macht das chinesische Technologieunternehmen Highend-Handys mit richtig starken Kameras, andererseits produziert es leistbare Smartphones mit guter Allround-Ausstattung. Zuletzt konnte "Heute" je ein Modell der beiden Kategorien testen – das beeindruckende Flaggschiff Vivo X100 Pro und das fleckenfrei bleibende Mittelklasse-Gerät Vivo V40 SE. Zum Start der Fußball-EM in Deutschland stellte das Unternehmen im Sommer das Vivo V40, das die Lücke zwischen Mittel- und Flaggschiffklasse schließen sollte. Nun konnten wir das Modell testen.
Preislich ist man beim Vivo V40 5G mit 500 Euro eigentlich in der Mittelklasse, doch dieses Mal ist alles anders. Das zeigt auch ein schneller Blick auf das Smartphone, das in "Stellar Silver" (Silbergrau) und "Nebula Purple" (Violett, Testmodell) erscheint. Erstmals gibt es ein Zeiss-Branding auch auf einem Mittelklasse-Gerät, bisher behielt Vivo den Schriftzug zur Kamera-Zusammenarbeit mit den deutschen Optik- und Objektiv-Experten den teuren Flaggschiffen vor. So hielt es bisher übrigens auch die Konkurrenz, etwa Xiaomi mit seinem Leica-Branding. Doch auch das Innenleben des Vivo V40 ist nicht typisch Mittelklasse. Doch dazu etwas später mehr.
Zahlreiche Faktoren schreien Flaggschiff statt Mittelklasse
Das Design des Vivo V40 ist schick, aber auch Geschmackssache, denn auf der Vorderseite gibt es 6,78 großes Edge-Display mit an den Seiten abgerundeten Bildschirmkanten. Das war mal in, mittlerweile wechseln wieder immer mehr Hersteller zu flachen Displays zurück. In der Hand hält sich das Edge-Modell jedoch trotzdem gut und das Design findet weiter seine Fans. Rund um das Smartphone zieht sich ein schmaler Metallrahmen in der Modellfarbe, auf der Rückseite gibt es eine Glasabdeckung. Sehr schön, denn viele Mittelklasse-Modelle verbauen da Kunststoff. Die matte Beschichtung fühlt sich samtig an, hält Finderabdrücke komplett fern.
Auch Flecken nimmt das Gehäuse keine an, Wasser perlt einfach ab. Apropos Wasser: Eine IP68-Zertifizierung macht das Vivo V40 so gut wie staub- und wasserdicht. Im wochenlangen kam noch ein weiterer Vorteil dazu: Trotz täglicher Nutzung ganz ohne Schutzhülle kam es zu keinerlei Kratzern. Gut so, denn eine Schutzhülle ist nicht im Lieferumfang enthalten. Der nächste Punkt, bei dem das Modell die Mittelklasse hinter sich lässt und ins Flaggschiff-Segment schielt. Das dünne Modelldesign mit nur 7,58 Millimetern wird edel, Höhe und Breite betragen 164,16 und 74,93 Millimeter. Mit 190 Gramm ist das V40 5G durchschnittlich schwer.
Richtig schönes Smartphone mit ganz eigenem Design
Noch kurz zurück zum Lieferumfang: In der Packung des V40 5G finden sich eine Kurzanleitung, ein USB-Kabel (USB-A auf USB-C), ein SIM-Auswurf-Tool und eine Garantiekarte, eine Display-Schutzfolie ist zudem schon am Smartphone angebracht. Neben der Schutzhülle muss man sich auch ein Ladegerät separat besorgen, wenn daheim keines vorhanden ist. Zurück zum Handy selbst: Auf der Rückseite steht ein sehr längliches Kameramodul auf der linken Seite etwas aus dem Gehäuse hervor – in einem kreisförmigen Bereich sind die Haupt- und Ultraweitwinkel-Kamera angeordnet, darunter finden sich "Aura Light" und Porträtsensor.
Auch auf der Vorderseite gibt es natürlich eine Selfie-Kamera, oben mittig per Punch-hole ins Display eingelassen. Die Anschluss- und Tasten-Anordnung am Rahmen ist ebenso typisch: Die linke Seite bleibt frei, oben findet sich ein Mikrofon, rechts die Lautstärkewippe und der Einschaltknopf und unten sind die Lautsprecher, ein weiteres Mikrofon, der USB-C-Anschluss und der SIM-Schacht verbaut. Hier kommen aber auch erste Details zum Vorschein, die dann doch eher Mittelklasse sind. USB-2.0 ist noch von der langsameren Art und ermöglicht keine Bildausgabe per Kabel an externe Monitore, auch ein kabelloses Laden ist nicht unterstützt.
Wunderbares Display mit pfeilschneller Bildwiederholrate
Wiederum voll auf Flaggschiff-Linie liegt das 6,78 Zoll große AMOLED-Display. Der Bildschirm löst scharf mit bis zu 2.800 × 1.260 Pixel auf, als Bildwiederholrate dürfen 60 oder 120 Hertz gewählt werden – zwischen diesen beiden Bildraten kann das Smartphone auch automatisch umschalten, um Akku zu sparen. Rekordverdächtig ist eine Spitzenhelligkeit von 4.500 Nits, die Bildschirminhalte auch bei direkter Sonneneinstrahlung voll erkennbar macht. Spiegelungen haben da keine Chance. Und die OLED-Technologie in Verbindung mit HDR sorgt für tolle Schwarzwerte, leuchtende Farben, starke Kontraste und ein rundum hervorragendes Erlebnis.
Auch in Sachen Kameraausstattung trumpft Vivo auf. Zwar verfügt das V40 5G nicht über eine Unmenge an Kameras, dafür sind aber die vorhandenen sehr stark ausgestattet. So knipsen hinten zwei und vorne eine Kamera mit jeweils 50 (!) Megapixel. Die Selfie-Kamera bietet ein 92-Grad-Sichtfeld und ist mit einer Blende von f/2.0 recht lichtstark – und auch die Zeiss-Ultra-Weitwinkelkamera knipst mit einer Blende von f/2.0 und bietet ein Sichtfeld von 119 Grad. Beide Kameras arbeiten mit einem Autofokus, die Zeiss-Hauptkamera mit 84-Grad-Sichtfeld bringt gar eine optische Bildstabilisierung und eine Blende von f/1.88 mit ins Fotografie-Spiel.
Starke Kameras mit fantastischen Porträt-Funktionen
In der Praxis macht nicht nur die Hardware eine tolle Figur, auch verfügt die Kamera-App über einige Schmankerl. Herzstück ist dabei der Porträt-Modus, für den die Foto-Experten von Zeiss ihren berühmten "Sonnar Style Bokeh"-Modus integriert haben. Durch drei verschiedene Brennweiten-Modi und Zeiss Natural Color nähern sich Porträt-Aufnahmen jenen aus einer teuren Profi-Kamera an. Generell sind Porträts die große Stärke des Smartphones, bei denen auch Künstliche Intelligenz für eine saubere Erkennung der Gesichtskonturierung sorgt. Das erwähnte "Aura Light" auf der Rückseite dient zur Belichtung mit anpassbarer Farbtemperatur.
Komplette Neulinge im Feld der Porträt-Fotografie dürfen sich über geführte Tutorials bis hin zum perfekten Bild freuen. Und abseits der Porträts? Auch da kann die Kamera durchaus überzeugen. Flaggschiffe haben zwar mehr Zoom-Qualitäten drauf und filmen auch stärker als mit 4K bei 30 Bildern pro Sekunde, der Rest aber lässt kaum etwas zu wünschen übrig. Am Tag bei genug Licht lassen sich mit freiem Auge keinerlei Unterschiede zu 1.000-Euro-Flaggschiffen erkennen, erst beim Aufzoomen nimmt die Qualität ab. Nachts schlägt das V40 5G die meisten Mittelklasse-Handys locker, bringt Aufnahmen mit wenig Bildrauschen und natürlichen Farben.
Leistung eher wieder ganz in der Mittelklasse
Das Innenleben ist gut, für die Mittelklasse an einigen Stellen außergewöhnlich. Entsprechend siedelt sich das Smartphone irgendwo zwischen Flaggschiff- und Mittelklasse an – und ist zum Preis für rund 500 Euro attraktiv. Als Prozessor kommt der Snapdragon 7 Gen 3 gemeinsam mit acht Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher zum Einsatz, acht weitere GB können bei Bedarf virtuell aus dem internen Speicher mit 256 GB zugeschaltet werden. In Leistungstests schlägt sich das V40 5G mittelmäßig: Geekbench6 wirft 1.145 (Single-Core) und 3.190 Punkte (Multi-Core) bei der CPU aus. Auf Augenhöhe finden sich etwa das Samsung Galaxy S21 5G oder Google Pixel 7.
Geht es um Grafik und Games, sieht es mit 3558 GPU-Punkten ähnlich aus und wieder sind die beiden genannten Konkurrenten in unmittelbarer Nähe. Damit sind alle gängigen Mobilspiele problemlos möglich und auch AAA-Namen wie "Genshin Impact" laufen mit herunter geregelten Grafikeinstellungen. Warm wird das Smartphone auch unter Last kaum, Vivo hat nach eigenen Angaben ein besonders großes Kühlsystem verbaut. Der interne Speicher ist nicht erweiterbar, zudem gibt es nur Wi-Fi 5 (2,4 GHz / 5 GHz), während die Flaggschiff-Klasse bereits auf Wi-Fi 7 setzt. Kurios, denn mit Bluetooth 5.4 und zwei Nano-SIMs plus eSIM ist man wieder top dabei.
Betriebssystem mit Bloatware und Besonderheiten
All da gemeinsam heißt, dass das Smartphone schnell und flüssig läuft und mit Arbeit und Multitasking keinerlei Probleme hat. Auch 5G und NFC werden unterstützt. Entsperrt wird das Vivo V40 5G wahlweise per Zahlencode, 2D-Gesichtserkennung oder Fingerabdruck – bei letzterer Option ist ein flotter und zuverlässiger Sensor direkt im Display verbaut. Kleinere Abstriche wiederum muss man beim Lautsprecher hinnehmen – der klingt zwar ordentlich, Film- und Serien-Euphoria kommt aber durch fehlenden Bass und etwas flachem Klang in höheren Lautstärken nur bedingt auf. Als Betriebssystem kommt FuntouchOS 14 zum Einsatz.
Vivos Lösung basiert auf Android 14 und wird alle Android-Nutzer sich sofort zurechtfinden lassen. Das FuntouchOS bringt leider einiges an (deinstallierbarer) Bloatware mit sich, aber auch einige spannende Besonderheiten. Die Funktion "App Retainer" etwa hält vordefinierte Apps im Hintergrund offen, damit sie nicht neu geladen werden müssen und man Arbeiten an derselben Stelle fortsetzen kann. Smart Mirroring wiederum gibt den Bildschirm frei, schützt dabei aber persönliche Benachrichtigungen, die ausgeblendet werden. Die Update-Politik ist kürzerer Art, denn es gibt "mindestens" zwei Jahre Android- und drei Jahre Sicherheits-Updates.
Vivo V40 im Test: Fast-Flaggschiff mit wenig Abstrichen
Auf Flaggschiff-Niveau begibt sich das neue Vivo V40 5G wiederum beim Akku, der mit 5.250 Milliamperestunden (mAh) ordentlich stark ausgestattet ist und mit 80 Watt kabelgebunden auch blitzschnell weit unter einer Stunde voll auflädt – das passende Ladegerät vorausgesetzt, das man sich wie erwähnt separat besorgen muss. Das Betriebssystem ist gut auf den dick ausgestatteten Akku abgestimmt, im alltäglichen Durchschnittsbetrieb mit Surfen, Tippen und Fotos knipsen kommt man mit dem Smartphone weit über einen bis hin zu zwei Tagen Laufzeit am Stück. Damit schlägt das Smartphone sogar einige Vertreter der Über-1.000-Euro-Klasse.
Das Vivo V40 5G ist ein Fast-Flaggschiff mit wenig Abstrichen, kostet dafür aber nur die Hälfte der meisten Highend-Handys. Mittelmäßig bleibt die Leistung und ein Teil der Ausstattung wie Wi-Fi 5, außerdem muss die kurze Update-Politik kritisiert werden. Umso besser schneidet das Smartphone beim hervorragenden Display, der guten Verarbeitung und dem IP68-Schutz ab. Besonders sticht auch die Kamera-Ausstattung hervor, die wunderbare und umfassende Porträt-Foto-Funktionen bietet. Bluetooth 5.4, ein starker Akku und superschnelle Ladung runden ein Smartphone ab, dass nicht ganz Flaggschiff ist, aber die Mittelklasse dominiert.
Vivo V40 5G
Allgemeines: Rund 500 Euro, Farben Stellar Silver und Nebula Purple, IP68, Betriebssystem Funtouch OS 14 (basierend auf Android 14), 164,16 × 74,93 × 7,58 mm, 190 g
Hardware: Qualcomm Snapdragon 7 Gen 3, 8 GB + 256 GB, 5.250 mAh Akku, 80W Ladung
Display: 6,78 Zoll AMOLED, 2.800 × 1.260 Pixel, 60/120 Hz, 4500 Nits
Funktionen: 2 Nano-SIMs, eSIM, 5G, Wi-Fi 5, Bluetooth 5.4, USB 2.0, NFC
Kameras: Front-Gruppenselfie-Kamera mit 50 MP, Zeiss OIS Hauptkamera mit 50 MP, ZeissS Ultra-Weitwinkelkamera mit 50 MP
Auf den Punkt gebracht
- Das Vivo V40 5G positioniert sich als "Fast-Flaggschiff" und bietet für rund 500 Euro eine beeindruckende Ausstattung, die teilweise mit teureren Highend-Modellen konkurriert
- Besonders hervorzuheben sind das hervorragende AMOLED-Display, die starke Kamera-Ausstattung mit Porträt-Funktionen und der leistungsstarke Akku, während einige Abstriche bei der Leistung und Ausstattung wie Wi-Fi 5 und der kurzen Update-Politik gemacht werden müssen