Smartphone-Test
Honor Magic 6 Pro – magisch schön und unfassbar stark
Das Honor Magic 6 Pro hat nicht nur ein schickes Design, sondern bläst die Konkurrenz mit neuer Akku-Technik, Spitzen-Kamera und Top-Leistung weg.
Schon das Design des neuen Honor Magic 6 Pro, dessen Macher im zweiten Quartal 2024 auch in Österreich durchstarten wollen, ist so erfrischend wie spektakulär. Honor, noch nie gehört? Dann wird es Zeit, denn in China hat das Unternehmen bereits alle Hersteller wie Vivo, Oppo, Xiaomi und Huawei hinter sich gelassen und in Europa hat sich der Konzern in die Top 5 gemausert. Wobei gemausert nicht ganz zutrifft, denn im vierten Quartal 2023 (während die Smartphone-Lieferungen nach Europa um drei Prozent zurückgingen) war Honor die einzige Marke, die dreistellig um 116 Prozent wuchs. Das neue Honor Magic 6 Pro, das um 1.299 Euro zu haben ist, könnte dabei für einen weiteren Erfolgslauf des Technologiekonzerns sorgen.
Spannend: Wer Honor aus früheren Zeiten kannte, muss die Marke neu kennenlernen. Setzte man einst vor allem auf trendige, bunte und recht günstige Smartphones für eine junge Zielgruppe, tritt man nun als Premium-Marke mit absoluten Highend-Flaggschiff-Modellen auf. Entsprechend lässt sich dem Honor Magic 6 Pro auch nichts vorwerfen, am Papier verfügt es über den stärksten Prozessor, das beste Display, eine ganz neue Akku-Technologie, eine extrem starke und innovative Kamera-Ausstattung und eine hervorragende Verarbeitung. Doch wie gut kann das Flaggschiff diese Komponenten miteinander vereinen? Und was dürfen sich Nutzer erwarten, die noch nie Erfahrungen mit Honor-Handys gemacht haben? "Heute" hat es getestet.
Das Smartphone ist ein echter Hingucker geworden
Preislich ist das Gerät teuer, aber noch immer unter Samsungs oder Apples Spitzenmodellen angesiedelt. Das Honor Magic 6 Pro folgt dem 5er-Modell nach, das lange als bestes Kamera-Smartphone der Welt galt. Dieses Mal schickt sich Honor aber an, die Konkurrenz auch in allen anderen Belangen in die Schranken zu weisen. Das neue Flaggschiff-Smartphone kommt in zwei Design-Versionen – einem schwarzen Modell mit matter Glasrückseite und einem grünen Modell mit strukturierter Rückseite, die wie aus veganem Leder gemacht wirkt, aber in Wahrheit aus Kunststoff besteht. Der Kunststoff-Rücken fühlt sich dennoch äußerst hervorragend an, rutscht nicht aus der Hand und widersteht auch Kratzern sowie Fingerabdrücken extrem gut.
Das große und mittig auf der Rückseite angeordnete Kameramodul besaß in ähnlicher Form bereits der Vorgänger, es wurde nun aber mit einer schicken Umrandung verziert, die wie eine Art Polster aussieht. Zwischen strukturierter Rückseite und dem zu den Rändern hin gewölbten Display ist ein polierter Metallrahmen zu finden. Vor allem das grüne Modell mit den goldenen Design-Elementen ist ein echter Hingucker. Die Abmessungen des Handys betragen rund 163 x 76 x 9 Millimeter, das Gewicht zeigt auf der Waage 229 Gramm an. Damit liegt das Smartphone gut in der Hand, eine einhändige Bedienung ist aber nur noch mit sehr großen Händen möglich. Die große Kamera am Rücken hat einen Vorteil: Das Handy liegt ohne zu wackeln am Tisch auf.
Das Display des Handys schlägt derzeit alle Konkurrenten
Zu finden sind am Gehäuse zwei Stereo-Lautsprecher, ein an Apples Dynamic Island erinnernde Frontkamera-Aussparung (die beinhaltet die Selfie-Kamera sowie einen 3D-Tiefensensor und kann rundherum auch Benachrichtigungen einblenden) am Display, einen 6,8 Zoll großen Bildschirm mit Fingerabdrucksensor unter dem Glas, Dual-SIM-Schacht (Speichererweiterung bietet dieser allerdings nicht), USB-C-3.2-Anschluss, Mikrofone und die klassische Power-Taste sowie Lautstärke-Wippe. Mit einer IP68-Zertifizierung ist das Smartphone wasser- und auch staubdicht. Interessant: Honor widersteht dem Trend der neuesten Flaggschiffe, auf flache Displays zu setzen und krümmt den Bildschirm des neuen Honor Magic 6 Pro an den Seiten.
Das Display des Handys schlägt derzeit alle Konkurrenten. Das aber knapp, denn die meisten Spezifikationen des OLED-Screens kennt man so auch von sämtlichen Flaggschiffen. Wo sich das Display allerdings wirklich hervorhebt, ist die Spitzenhelligkeit von nach Herstellerangaben 5.000 Nits – viele der aktuellen Highend-Handys machen bei 3.000 Nits Halt. Es ist ein Rennen um Rekordwerte, das sich in der Praxis etwas relativiert, denn auch die Konkurrenten lassen sich etwa bei direkter Sonneneinstrahlung gut ablesen. Die übrige Ausstattung ist Preisklassen-typisch sehr gut: 91 Prozent Screen-to-Body-Ratio, 3D-Gesichtserkennung, 1.280 x 2.800 Pixel Auflösung sowie eine ein bis 120 Hertz manuell oder dynamisch anpassbare Bildwiederholrate.
Untypische Kamera-Ausstattung mit exzellenten Ergebnissen
Während das Display weiters auch HDR und Dolby Vision unterstützt, steht am Ende ein rundum makelloses, leuchtstarkes und kontrastreiches Erlebnis mit knackigen Farben. Weiter geht es aber mit einer recht untypischen Kamera-Ausstattung. Auf der Vorderseite knipsen fast unglaubliche 50 Megapixel (MP) tolle Selfies, die in Sachen Schärfe, Details und Tag-/Nacht-Fotografie aber auch starke Konkurrenten mit weit weniger MP (Google Pixel 8 Pro mit 10,5 MP, Samsung Galaxy S24 Ultra mit 12 MP, Apple iPhone 15 Pro Max mit 12 MP) so hinbekommen. Aber nicht vergessen, wir sprechen hier von den Besten der Besten der Handy-Welt, und da kann das Honor Magic 6 Pro locker mithalten. Richtig spannend wird es bei der Haupt-Kamera.
Während immer mehr Flaggschiffe dazu übergehen, drei oder gar vier Kameras mit derselben MP-Zahl auszustatten – etwa das Xiaomi 14 Ultra mit je 50 MP Weitwinkel, Tele, Periskop und Ultraweitwinkel –, macht Honor untypischerweise die Telekamera zur stärksten im Handy. So bieten die Weitwinkelkamera (f/1.4-2.0, optische Bildstabilisation, Laser-Autofokus) und die Ultraweitwinkelkamera (f/2.0, 13 mm Blende, Autofokus) jeweils 50 MP, der Periskop-Tele-Sensor dagegen 180 MP (f/2.6, optische Bildstabilisation, 2,5x optischer Zoom). Die variable Blende der Hauptkamera sorgt dafür, dass das Magic automatisch je nach Lichtverhältnissen die beste Blendeneinstellung vornimmt. Auch Bewegungen werden extrem scharf eingefangen.
Die Kamera kann so gut wie alles, aber einiges besonders gut
Generell liefert das Honor Magic 6 Pro einen überragenden Kamera-Eindruck ab. Besonders stark schneidet das Smartphone bei sich bewegenden Objekten, Personen und Tieren ab, die über eine eigene Bewegungsfunktion knackscharf eingefangen werden können, auch wenn sie herumzappeln oder schnell durchs Bild huschen. Das haben wir so (und so gut) bisher noch bei keinem anderen Smartphone gesehen. Auch der Zoom bis 5x (auch wenn optisch "nur" 2,5x gezoomt werden kann) liefert ein klein bisschen bessere Bilder als andere Flaggschiffe ab. Der digitale 100x Zoom ist dagegen auch bei diesem Gerät eine Spielerei. Generell darf man in der Kamera-App bei Fotos zwischen drei Stilen ("Authentisch", "Dynamisch", "Natürlich") wählen.
Bei ruhenden Motiven knipst das Honor Magic 6 Pro am Tag komplett auf Augenhöhe mit den besten Kamera-Handys, wird bei Kontrasten und Farben nur von wenigen Ausreißern wie dem weit teureren Apple iPhone 15 Pro Max geschlagen. In der Nacht ist der Eindruck ebenso ein fantastischer, besser kann es nur etwa das Google Pixel 8 Pro. Auffällig bei schlechten Lichtverhältnissen: Fotos fallen am Honor Magic 6 Pro deutlich heller als bei der Konkurrenz aus. Das sorgt für einerseits schönere Bilder und andererseits für mehr Details, zeigt aber auch Bildrauschen eher, wenn es denn vorkommen sollte. Gefilmt wird wiederum mit bis zu 4K/60 Bildern pro Sekunde, wobei es neben der Video-Funktion auch einen eigenen Film-Modus gibt.
Starke Innenausstattung samt toller Akku-Innovation
Wie auch viele andere aktuelle Flaggschiffe setzt das Honor Magic 6 Pro auf den Snapdragon 8 Gen 3 in Verbindung mit zwölf Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher und 512 GB internem Speicher. Der Arbeitsspeicher lässt sich per Honors "RAM Turbo"-Technologie um weitere sieben GB virtuell erweitern. Der Leistungstest Geekbench 6 zeigt rekordverdächtige Werte an, die bisher kein Android-Test-Smartphone erreicht hatte. Das Smartphone ist damit blitzschnell, schupft auch alle modernen Mobile Games wie das beliebte "Call of Duty Mobile" oder "EA Sports FC Mobile 24" auf höchsten Einstellungen, hat für Spiele wie "Asphalt 9" gar einen 120-Hertz-Modus und wird auch bei intensivsten Aufgaben wie Videobearbeitung nicht allzu warm.
So richtig erblassen lässt das Honor Magic 6 Pro die Konkurrenz aber, wenn es um den Akku geht, der laut dem Hersteller eine komplette Innovation darstellt. Das Smartphone nutzt einen Silizium-Kohlenstoff-Akku, der eine höhere Energiedichte sowie kürzere Ladezeiten bieten und dabei auch von äußeren Extremtemperaturen beinahe unbeeinflusst bleiben soll. Im Test bringt es das Handy mit seinem 5.600 Milliamperestunden (mAh) Akku auf unglaubliche Laufzeiten – selbst bei Intensivnutzung kommt man auf zwei Tage, Durchschnittsnutzer werden es mit einer Ladung auf über drei Tage schaffen. Im Dauertest spielte das Smartphone in höchsten Display-Einstellungen Videos beinahe in einem 24-Stunden-Marathon aus. Das ist geradezu gewaltig.
Kleinerer Lieferumfang und kürzeres Update-Versprechen
Bei all dem Lob für das Honor Magic 6 Pro, Kritikpunkte sind dennoch zu finden. Einer davon ist der Lieferumfang. Das Smartphone, das mit 80 Watt kabelgebunden (in 25 Minuten!) oder mit 66 Watt kabellos (in 53 Minuten) und mit Unterstützung eines eigenen Energiemanagement-Chips geladen wird, bringt nur ein USB-C-Ladekabel im Lieferumfang mit. Auf eine Schutzhülle und einen Ladeadapter muss man verzichten oder sie sich separat dazukaufen. Zudem kommt das Updateversprechen nicht an Google und Samsung heran – Honor garantiert vier Android-Versionsupdates und fünf Jahre Sicherheits-Patches, die Konkurrenten sieben Versionen und sieben Jahre. Als Nutzeroberfläche gibt es das auf Android 14 basierende MagicOS 8.0.
Vieles von MagicOS werden Android- und auch HarmonyOS-Nutzer sofort wiedererkennen. Das System ist schnell, übersichtlich, und bietet kaum Bloatware. Besonderheiten des Systems sind die Funktionen Magic Capsule und Magic Portal. Magic Capsule kennt man in ähnlicher Form von Apples Dynamic Island auf iPhones. Wer das Benachrichtungsbanner am oberen Display-Rand antippt, bekommt Zugriff auf personalisierte Anwendungen – und der Bereich um die Kamera-Ausnehmung zeigt auf Wunsch Benachrichtigungen an. Magic Portal ist ein KI-Helfer. Zieht man ein Bild aus der Honor-Galerie-App zur Seite, kann es direkt in Social Media gepostet oder Mails gehängt werden. Das funktioniert auch mit Text, etwa Adressen in Google Maps.
Honor Magic 6 Pro – magisch schön und unfassbar stark
Das Betriebssystem und die Künstliche Intelligenz ermöglichen in Verbindung mit dem Tiefensensor der Frontkamera zudem Gestensteuerung – mit einem berührungslosen Wisch nach oben und unten kann etwa durch Webseiten oder E-Books gescrollt werden. Und auch eine Seitenleiste, wie man sie von Falt-Smartphones kennt, gibt es, um dort vielbenutzte Apps ablegen und sie mit einem Wisch schnell aufrufen zu können. Außerdem sorgt ein eigener Desktop-Modus dafür, dass man das Smartphone als Computer-Ersatz mit einem Bildschirm verwenden kann. Stark genug ist es dafür jedenfalls. Auf technischer Seite gibt es mit eSIM, NFC, Bluetooth 5.3 und Wi-Fi 7 modernste Standards, Extra ist KI-lautstärkegeregelte Telefonie.
Das Honor Magic 6 Pro ist schon jetzt die Smartphone-Überraschung des Jahres. Der Preis des neuen Flaggschiffs ist zwar hoch, aber noch immer nicht ganz so hoch wie bei vielen Konkurrenten, die das Smartphone teils bei Power und Kamera, aber vor allem mit seinem Akku in die Schranken verweist. Etwas üppiger könnte dennoch der Lieferumfang sein und die Kamera könnte noch ein Software-Update vertragen – das war es aber auch schon mit der Kritik am neuen Honor-Handy. Das Honor Magic 6 Pro ist magisch schön und unfassbar stark. Und es dürfte den Smartphone-Markt im kleinen Österreich beleben, den sich momentan fast ausschließlich die drei Hersteller Apple, Samsung und Xiaomi untereinander aufgeteilt haben.