Smartphone-Review
Google Pixel 9 Pro Fold im Test: Top im zweiten Anlauf
Googles zweites Falt-Smartphone hat nicht nur einen neuen Namen, sondern auch ein komplett überarbeitetes Design. Dieses überzeugt im "Heute"-Test.
Oft sind aller guten Dinge auch zwei statt drei: Viel Lob und Kritik hat der Technologie-Konzern Google im Vorjahr für sein erstes Falt-Smartphone Pixel Fold abbekommen. Die Falt-Premiere zeigte aber dicke Bildschirmränder und schenkte auch durch Gehäuse-Rundungen viel an Displayplatz her – und es wirkte aufgrund seiner Dicke von zusammengeklappten 12,1 Millimeter mehr als nur etwas klobig. Technisch dagegen konnte das Modell durchaus überzeugen. Vor allem das im Gegensatz zur Konkurrenz ungewöhnlich breite 5:6-Format des Innendisplays machte in der Praxis beim Arbeiten richtig Eindruck und stellte sich außerdem als sehr gut gewähltes Format für Googles hauseigene Dienste wie Maps und GMail heraus.
Nun hat Google mit der neuen Generation der Pixel-9-Smartphones auch ein neues Falt-Handy vorgestellt. Dieses heißt überraschend nicht Pixel Fold 2, sondern Pixel 9 Pro Fold – und es hat wieder einen ähnlich spannenden Formfaktor wie der Vorgänger. Innen gibt es dieses Mal einen von 7,6 auf 8,0 Zoll großen LTPO-OLED-Screen (den bisher größten am Foldable-Markt) mit 2.076 x 2.152 Pixel und dünnen Bildschirm-Rändern sowie einer Bildwiederholrate von 1 bis 120 Hertz. Das Format von 1:1 macht es gleich hoch wie breit – auch das ist am Markt bisher einzigartig. Auch außen sind die Displayränder deutlich geschrumpft, was viel Platz am 6,3 Zoll OLED-Screen im 20:9-Format einräumt, der bis zu 120 Hertz und 1.080 x 2.424 Pixel bietet.
Traumhafte Bildschirme und ein konstanter Preis
Zum Schutz gibt es Gorilla Glass Victus 2, die Spitzenhelligkeit beider Displays liegt bei 2.700 Nits. Von vorne sieht das Fold mit Ausnahme des Scharniers exakt wie ein Pixel 9 aus. Die Displays sind weit heller als beim Vorgänger, sie machen auch bei direkter Sonneneinstrahlung keine Probleme mehr. Generell verbaut Google wie Samsung und Honor Traum-Bildschirme, die auf ganzer Linie überzeugen. Die beiden Display sind leuchtstark, superflüssig zu bedienen, besitzen fantastische Kontraste und beeindruckende Schwarzwerte. Am Innendisplay ist die Falte im Bildschirm übrigens sicht- und fühlbar, stört aber bei der Bedienung nicht. Die Unterstützung von HDR10+ (innen) und HDR (außen) für lebendige Farben ist mit im Angebot.
Einen flott und zuverlässig reagierenden Fingerabdrucksensor gibt es im Einschaltknopf verbaut, das Gerät ist zudem per IPX8 so gut wie wasserdicht, aber nicht gegen Staub geschützt. Betrieben werden kann das neue Fold mit einer Nano-SIM und einer eSIM. Mit einem Einstiegspreis von 1.899 Euro ist auch das Google-Falt-Smartphone richtig teuer – allerdings noch immer etwas günstiger als die aktuelle Konkurrenz und im Vergleich zum Vorgänger wurde der Preis nicht erhöht. Die technischen Daten zeigen sich äußerst stark. Es gibt wahlweise 256 oder 512 Gigabyte (GB) internen Speicher und 16 GB Arbeitsspeicher, dazu den neuen Google-Chip Tensor G4 und den bereits bekannten Sicherheits-Chip Titan M2.
Richtig langes Update-Versprechen und modernes Design
Wie Samsung will Google mit einem ebenfalls langen Update-Zeitraum überzeugen – sieben Jahre lang werden Android-Updates und auch Sicherheits-Patches versprochen. Als Farben kommen anders als bei den übrigen Pixel-9-Modellen nur klassisches Schwarz und Weiß zum Einsatz – "Obsidian" und "Porcelain" genannt. Neu ist laut Google auch das "Fluid-Friction-Scharniersystem", das "sich leicht ganz öffnen lässt und mit einem deutlich wahrnehmbaren Klick einrastet". In der Praxis merkt man davon aber kaum etwas, außer dass das Falten richtig gut und stufenlos funktioniert. Der Widerstand ist optimal, die Verarbeitung extrem hochwertig. Generell gefällt die moderne Design-Anpassung an die übrige Pixel-9-Serie hervorragend.
Die Design-Neuerung beschränkt sich aber nicht nur auf das Optische, sondern umfasst auch die Maße, denn das Fold wirkt geschlossen trotz seiner Dicke mehr wie ein ganz normales Smartphone und ist dadurch auch praktischer nutzbar, als etwa Samsungs eleganterer, aber schmalerer Formfaktor. Was bei den neuen Maßen herauskam, ist ein Gerät mit größerem Display, aber geschrumpfter Höhe und gewachsener Breite. Gefaltet misst das neue Google Pixel 9 Pro Fold 155,2 x 77,1 x 10,5 Millimeter, entfaltet 155,2 x 150,2 x 5,1 Millimeter. Mit 257 Gramm ist das Modell nicht unbedingt leicht, überrascht aber letztlich aufgrund des massiven Auftretens doch. Übrigens: Eine Fold-Schutzhülle gibt es um 60 Euro separat zu erwerben.
Überraschend große Verbesserungen beim Kamera-Update
Geschlossen gefällt die matte Glasrückseite, die sich samtweich anfühlt und fast keine Fingerabdrücke annimmt. Anders der glänzende Aluminiumrahmen, der beim breiten Deckel des Scharniers dann doch öfters geputzt werden muss. Und natürlich ist es bei so vielen und so viel Display an einem Smartphone nützlich, wenn man ständig ein Putztuch zur Hand hat, um die Bildschirme rzu reinigen. Das teilt sich das Google-Falt-Handy aber mit allen anderen Falt-Smartphones. Hingucker ist ein extrem großes, aber trotzdem schickes Kamera-Modul, das sich deutlich aus der Rückseite hervorhebt. Die Größe hat einen Vorteil: Obwohl das Handy schräg am Tisch liegt, wackelt es nicht. Cams gibt es auch an der Front und am Innendisplay.
Am Papier beeindruckt die Kamera-Ausstattung jedenfalls. Innen wie vorne gibt es je eine 10 Megapixel (MP) Kamera. Frontkamera und Kamera im Innendisplay bieten Gesichtserkennung zur Entsperrung. Beide knipsen schön scharfe Selfies bei Tag, schwächeln aber in der Nacht. Kein Problem, denn auch beim Pixel 9 Pro Fold darf man einfach die Hauptkamera auch für Selfies verwenden, und die ist richtig gut. Bei der Hauptkamera wiederum spielen 48 MP Weitwinkel, 10,5 MP Ultraweitwinkel und 10,8 MP Tele zusammen. Als neue Technologien halten Multizone-Laser-Autofokus für schnelleres Scharfstellen und Pixel Shift für weniger Bildrauschen Einzug. Alles in allem sorgt das für überraschend große Kamera-Verbesserungen.
Die sehr guten Kamera-Ergebnisse des Fold im Detail
Klarer Vorteil aller Pixel-Smartphones ist die vollautomatisierte Kamera: Egal welches Motiv man gerade einfangen will oder wie die Lichtverhältnisse sind, die Kamera-App schlägt automatisch die beste Linse und Einstellung vor, sei es der Nachtmodus oder die Makro-Sicht. Apropos Makro: Die gelingen mit dem neuen Pixel 9 Pro Fold ausgezeichnet, zudem beherrscht das Smartphone wunderbare Bokeh-Effekte. Tagsüber findet sich keinerlei Situation, in dem der Falter nicht glänzen kann. Die Farben fallen natürlich aus, Schärfe und Details sind sehr gut. Deutlich verbessert haben sich auch die Zoom-Qualitäten des Pixel-Falters. Optisch stabilisiert wird so gut wie verlustfrei bis zum Faktor 5 gezoomt, wobei die Bildqualität beeindruckend ist.
Aber auch beim 20-fachen, maximalen Digitalzoom kommen noch sehr brauchbare Aufnahmen heraus. Auch in der Nacht macht die Kamera eine gute Figur. Solange es nicht stockfinster ist, gibt es scharfe und natürliche Bilder. Der Nachtmodus des Falters stellt schön schnell scharf, ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Manches Mal hellt die Künstliche Intelligenz das Bild in der Nacht etwas zu sehr auf. Allzu aggressiv geht sie aber nicht vor. Auch der Zoom liefert bei Nacht verlässlich ab. über den Faktor 5 sollte man bei Dunkelheit allerdings nicht gehen. Kleine Schwächen, große Stärken, alles in allem gilt beim Testgerät: Bis zum jetzigen Zeitpunkt gibt es kein Falt-Smartphone, das bei der Kamera mit dem Google Pixel 9 Pro Fold mithalten kann.
Der Akku ist solide, aber kein Marathonläufer
Ähnlich wie beim neuen Samsung-Falter geht es auch beim neuen Pixel Fold in Sachen Ladung eher langsam zu – es lädt kabelgebunden mit 21 Watt, verbaut ist ein 4.650 Milliamperstunden (mAh) starker Akku. Kabellos wird mit nur 7,5 Watt geladen, was eine volle Ladung zur Geduldsprobe macht, per Kabel dauert es immerhin "nur" rund 90 Minuten. Mit einer vollen Ladung kommt man gut über den Tag, wenn man etwas arbeitet, ein paar Videos am großen Innendisplay schaut und mal ein paar Minuten ein Mobile Game zockt. Power-Nutzerinnen und -Nutzer könnten aber Probleme bekommen, das Falt-Smartphone über den ganzen Tag zu bekommen und für alle anderen ist dann ebenfalls nach spätestens eineinhalb Tagen Schluss.
Auf Künstliche Intelligenz (KI) setzt Google bei allen Pixel-9-Modellen. Zu den neuen Funktionen gehört, dass Inhalte von Screenshots ausgewertet und Inhalte von Telefongesprächen als Text erfasst werden können. Gemini ist auf Wunsch ebenfalls mit an Bord, dem KI-Assistenten darf man per Chat Aufgaben stellen und er hat bereits hervorragend Deutsch gelernt. Ebenfalls KI kommt bei Anrufen zum Einsatz, Hintergrundlärm wird ausgezeichnet gefiltert, sodass das Gegenüber auch von lauteren Störfaktoren nichts mitbekommt. Mehr über die KI-Funktionen liest du im Test des Google Pixel 9 Pro XL. Sehr gut schneiden auch die Stereo-Lautsprecher ab, die sogar etwas Bass zu bieten haben und klare Wiedergabe bis in hohe Lautstärken schaffen.
Google Pixel 9 Pro Fold im Test: Top im zweiten Anlauf
In Sachen Leistung lässt die Kombination aus Tensor-G4-Chip, 16 GB Arbeitsspeicher und Android 14 mit baldigem 15er-Update nichts zu wünschen übrig. Der Falter kann mit den besten und schnellsten Smartphones am Markt mithalten, Multitasken ist ebenso kein Problem wie das Zocken von AAA-Mobile-Games. Besonders anspruchsvolle Spiele müssen aber mit ordentlich zurückgeschraubten Einstellungen gespielt werden, sonst kommt es zu Rucklern und Wärmeentwicklung. Das dürfte eher an der Abstimmung als an der Leistungsfähigkeit des Tensor G4 liegen. Ebenfalls zu bieten hat das Pixel 9 Pro Fold 5G, Bluetooth 5.3, NFC, USB-C-Anschluss (USB 3.2) und Wi-Fi 7. In den USA können auch Satelliten-Notrufe abgesetzt werden.
Spannend ist schlussendlich, wie gut Google seine eigenen und auch viele andere Apps für die Multitasking-Nutzung am großen Innendisplay optimiert hat. Beim Wechsel von Innen- zu Außendisplay oder umgekehrt gibt es keinerlei Wartezeit und Skalierungsprobleme, am großen Display lässt sich eine App-Leiste einblenden. Wird das Smartphone zu 90 Grad geöffnet, gibt es zudem einen Inhalts- und einen Steuerungsbereich für Apps, ganz geöffnet können zwei Apps in "voller" Größe nebeneinander angezeigt und genutzt werden. In Gesprächen wiederum übersetzt die KI andere Sprachen, dem Gegenüber auf Wunsch per Stimme oder Schrift am Außendisplay. Das Google Pixel 9 Pro Fold zeigt sich wahrlich als Top-Handy im zweiten Anlauf.
Google Pixel 9 Pro Fold
Farben: Porcelain, Obsidian, 257 g, ab 1.899 Euro
Displays: OLED-Außendisplay 6,3 Zoll, 20:9, 1.080 × 2.424, 422 ppi, 60–120 Hz, Gorilla Glass Victus 2, 2.700 cd/m²; LTPO-OLED-Innendisplay, 8 Zoll, 2.076 × 2.152, 373 ppi, 1–120 Hz, 2.700 cd/m²
Maße: zugeklappt 155,2 × 77,1 × 10,5 mm, aufgeklappt 155,2 × 150,2 × 5,1 mm
Akku: 4.650 mAh, 21 Watt kabelgebunden, 7,5 Watt kabellos
Speicher: 16 GB RAM, 256 / 512 GB interner Speicher
Ausstattung: Google Tensor G4, Titan M2-Sicherheitschip, IPX8, 7 Jahre lang Betriebssystem- und Sicherheitsupdates sowie Pixel Feature Drops, 5G, Bluetooth 5.3, NFC, USB-C (USB 3.2), Wi-Fi 7, Satelliten-Notruf
Kameras: innen und vorne Dual PD mit 10 MP, hinten 48-MP-Weitwinkelkamera mit Quad PD, 10,5-MP-Ultraweitwinkelkamera mit Dual PD und Autofokus, 10,8-MP-Kamera mit Teleobjektiv und Dual PD
SIM: Dual-SIM-Funktion (einzelne Nano-SIM und eSIM)
Lieferumfang: Google Pixel 9 Pro Fold, 1-m-Verbindungskabel USB-C auf USB-C (USB 2.0), SIM-Tool
Auf den Punkt gebracht
- Das Google Pixel 9 Pro Fold beeindruckt im Test mit einem überarbeiteten Design, größeren und helleren Displays sowie einer verbesserten Kameraausstattung
- Trotz seines hohen Preises bietet es starke technische Daten, eine lange Update-Garantie und eine hervorragende Leistung, die es zu einem der besten Falt-Smartphones auf dem Markt macht