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Apple iPhone 15 Pro Max im Test – versteckte Stärken
Auf den ersten Blick handelt es sich beim Apple iPhone 15 Pro Max bis auf den USB-C-Anschluss um das Vorgänger-Modell. Doch der Handy-Schein trügt.
Wer die Präsentation der neuen iPhones von Apple verfolgt hatte, der könnte im Anschluss etwas enttäuscht gewesen sein: Eine minimal bessere Kamera, ein neuer Prozessor, ein Titangehäuse und ein USB-C-Anschluss sowie eine neue Taste an der Gehäuse-Seite beim Spitzenmodell iPhone 15 Pro Max, das soll es mit den Unterschieden zum Vorgänger gewesen sein? Doch im Test zeigt sich, dass sich dann einiges getan hat. Nicht allerdings beim Design, denn das neue Apple-Smartphone in Spitzenausführung, das bei 1.449 Euro startet (!) und je nach Speichergröße bis zu 1.949 Euro teuer ist, sieht dem Apple iPhone 14 Pro Max in Sachen Optik, Abmessungen, Kamera-Ausstattung und Display-Größe zum Verwechseln ähnlich.
Wieder gibt es breite, flache Gehäuseränder, ein dominantes Kamera-Modul mit drei Linsen und ein 6,7 Zoll großes Display mit der "Dynamic Island" genannten Benachrichtigungsleiste. Unterschiede merkt man erst bei genauerer Betrachtung. So findet sich nun natürlich der verordnete USB-C-Anschluss auf der Unterseite, aber auch die Stummschalt-Taste ist plötzlich weg und gegen einen neuen "Action Button" ausgetauscht worden. Was der kann? Wer ihn lange drückt, kann das Handy lautlos oder laut stellen – oder aber eine Funktion seiner Wahl darauf legen. Wecker, Kamera, aber auch ganz personalisierte Aktionen wie der Garagenöffner im Smart Home können per "Action Button" aktiviert werden. Das sollte jedes Handy haben.
Neue Taste als Bonus, den jedes Smartphone bräuchte
Ein Bonus, den eigentlich jedes Smartphone bräuchte. Das neue Titangehäuse macht das Gerät kratzfester und um rund 20 auf 221 Gramm leichter. Geblieben ist der IP-68-Schutz, womit auch das neue Smartphone staub- und wasserdicht ist. Lob gibt es zudem für die Umsetzung der USB-Lösung. Zwar wurde Apple der USB-C-Anschluss quasi von der EU verordnet, doch hat man sich nicht lumpen lassen und beim Flaggschiff einen schnellen USB-3.0-Standard verbaut, der nun weit schnellere Datenraten per Kabel herumschicken kann. Weiterer Vorteil ist, dass man jedes USB-C-Ladekabel und jeden entsprechenden Adapter verwenden darf, was wiederum Plastikmüll einsparen sollte. Schade: An den Ladezeiten hat sich nichts verändert.
Heißt: Geladen wird (per in der Packung beiliegendem Kabel, einen Adapter gibt es nicht) noch immer im "Schneckentempo". Eine volle Ladung dauert rund zwei Stunden – kabellos zählt man noch einmal mindestens 20 Minuten dazu. Zumindest einen schnellen Boost gibt es, in den ersten 15 Minuten am Kabel kommt das iPhone 14 Pro Max auf fast 30 Prozent der Ladekapazität. Das können aber andere Smartphones weit schneller. Umgekehrt aber schlägt das neue iPhone wiederum viele Konkurrenten, wenn es um die Akkulaufzeit geht. Mit einer Laufzeit von 18 bis 20 Stunden im durchschnittlichen Betrieb kommt so gut wie jeder Nutzer locker über den Tag oder sogar über zwei. Die Leistung ist so beachtlich wie beim Vorgänger.
Sagenhafte Stereo-Lautsprecher und neues WiFi 6E
Eine Speichererweiterungsmöglichkeit gibt es auch beim neuen iPhone nicht, mit bis zu ein Terabyte Speicherplatz sollte es aber auch nicht so schnell knapp werden. Beim Rest ist dafür wieder alles im Highend-Bereich: 5G, Bluetooth 5.3 und WiFi 6E, Dual-SIM samt E-SIM sowie NFC sind wieder an Bord und das Handy läuft auf iOS 17. Die Benachrichtigungsleiste "Dynamic Island" ist dadurch auch etwas smarter geworden. So kann die Pillen-Anzeige auch Benachrichtigungen, Mails und Texte einblenden und sich dabei in Sachen Größe automatisch an den jeweiligen Inhalt anpassen. Es lassen sich aber auch Play- und Pause-Tasten für Podcasts fixieren oder kurze Wegbeschreibungen über Apples Kartendienst Maps hier anzeigen.
Wie der Vorgänger erkennt auch das iPhone 15 Pro Max durch neue Sensoren die Aufprall-Wucht von Autounfällen und alarmiert den Notruf und/oder einen vom Nutzer festgelegten Notfall-Kontakt. Und (das war beim Start des Vorgängers noch nicht der Fall) auch die Satelliten-Kommunikation des iPhones funktioniert mittlerweile in Österreich. Diese ermöglicht es, auch in abgelegenen Gebieten den Notruf zu wählen, die nicht per Mobilfunk-Verbindung versorgt sind. Die Entsperrung funktioniert wieder sicher als bei anderen Herstellern per Infrarot-Scan des Gesichts, wahlweise mit Schutzmaske oder ohne. Fingerabdrucksensor gibt es weiter keinen. Wieder eine Extra-Erwähnung wert: die wirklich fabelhaften Stereo-Lautsprecher.
Exakt selbes Display – aber noch immer eines der besten
Der 6,7 Zoll große OLED-Bildschirm (2.796 x 1.290 Pixel) gleicht dem Vorgänger komplett und zeigt beeindruckende Schärfe, atemberaubende Farben und eine Helligkeit, die auch ein Ablesen bei Sonneneinstrahlung möglich macht. Wieder gibt es einen Always-On-Bildschirm (was die Laufzeit noch beeindruckender macht) und auch eine Bildwiederholrate von bis zu 120 Hertz. Apple regelt sowohl die Helligkeit des Always-On-Displays, als auch die Bildwiederholrate (auf bis zu 10 Hertz) herunter, wenn das Smartphone länger nicht verwendet wird oder gerade nicht gescrollt wird. Die dynamische Anpassung funktioniert gut, das Arbeiten fällt geschmeidig aus. Das Display zählt weiter zu einem der besten am Smartphone-Markt.
In Sachen Leistung legt man mit dem neuen Prozessor A17 Pro sogar noch eine Schippe obendrauf, wenngleich der Unterschied zum iPhone 14 Pro Max nicht weltbewegend ist. In der Pro-Max-Variante dürfte das Smartphone momentan ziemlich auf Augenhöhe mit den besten Android-Smartphones sein. Keine Frage, dass von Multitasking bis Videobearbeitung alles flüssig und ohne Wartezeiten über die Bühne geht – mittlerweile ist das iPhone so stark, dass man es mit Monitor als Mac-Ersatz nutzen könnte. Wie beeindruckend die Power ist, zeigt eine selbstbewusste Ankündigung: Erstmals erscheinen mit "Resident Evil 4" und "Resident Evil Village" für das iPhone 15 Pro zwei Videospiel-Kracher nativ auf einem Smartphone.
Mini-Änderungen bei der Kamera für Makro-Nutzen
Beim Kamerasystem haben sich auf den ersten Blick weder Selfie-Kamera mit 12 Megapixeln (MP), noch Hauptkamera mit 48 MP Hauptsensor, 12 MP Ultraweitwinkelsensor und 12 MP Telefotosensor im Vergleich zum Vorgänger verändert. Doch es hat sich dennoch etwas getan: Als einziges Modell gibt es beim Pro Max einen fünffachen, optischen Zoom bei der Tele-Kamera, der Vorgänger konnte "nur" dreifach optisch zoomen. Damit werden fast verlustfreie Vergrößerungen bis zum Faktor 5 möglich, was man auch mit freiem Auge auf den Fotos sieht. Generell aber ist die Zoom-Qualität des neuen iPhones extrem beeindruckend. Selbst bei maximalem, 25-fachem Zoom können kleinste Schriften bei Tageslicht sauber gelesen werden.
An Modi und Funktionen hat sich nichts verändert, die Bildqualität ist aber in einigen Details besser geworden. So gibt es nun sauberer erkannte Selfie-Aufnahmen, smartere Objekterkennung mit wunderschönen Bokeh-Effekten und superscharfe Makroaufnahmen (die man nun neu auch manuell ein- und ausschalten kann) sowie das Aufnehmen von 3D-Filmen mit zwei Cams gleichzeitig. Dazu kommt der grandiose Kamera-Eindruck des Vorgängers: Bei Tageslicht gibt es knackscharfe Bilder mit natürlichen Farben und tollen Details, nachts kommt das iPhone super zurecht und knickt beim optischen 5-fach-Zoom qualitativ nicht ein. Nicht umsonst wird das iPhone 15 Pro Max im DxOMark-Ranking nur vom Huawei P60 Pro geschlagen.
Apple iPhone 15 Pro Max im Test – versteckte Stärken
Ein kleines Detail am Rande: Unglücklich kommt uns die Einführung der neuen iPhone-"Feingewebe"-Schutzhüllen namens "Fine Woven" (kosten immerhin 69 Euro) vor, die die bisherigen Apple-Schutzhüllen aus Leder ablösen sollen. Die Hüllen fühlen sich aufgrund des Stoff-Gewebes zwar super in der Hand an, sie nehmen aber selbst leichte Feuchtigkeit schnell auf und zeigen Flecken. Außerdem reichen kleinste Berührungen etwa mit scharfkantigem Papier aus, um Mini-Beschädigungen zu verursachen. Ob Nutzer deshalb lange mit den teuren Hüllen Freude haben werden, sei dahingestellt. Solider verarbeitet wirken da die Feingewebe-Wallets mit MagSafe-Ladetechnologie (ebenfalls 69 Euro) – die magnetisch ans iPhone andocken.
Das Apple iPhone 15 Pro Max mag nicht die große Weiterentwicklung der Smartphone-Serie sein, hat aber durchaus einige attraktive Neuerungen und Verbesserungen unter der Haube, die auf den ersten Blick nicht sichtbar sind. Der neue USB-C-Anschluss bringt raketenhafte Datenübertragungsraten und macht mit Plastikmüll Schluss, das Kamerasystem kann nun noch schärfer knipsen und den Makro-Modus manuell auslösen sowie Objekte sauberer erkennen, der Prozessor ist nun stark genug für PC- und Konsolen-Highend-Games und der Titanrahmen macht das Gerät leichter und widerstandsfähiger. Dem enormen Preis gegenübergestellt, sind die Neuerungen aber kein Umstiegs-Muss für Nutzer eines iPhone 14 Pro (Max).