Smartphone-Test
Samsung Galaxy S24 im Test – dank KI der iPhone-Killer
Samsung hat sein neues Basismodell nicht komplett verändert, aber rundum verbessert. Zudem ist es sogar günstiger als das S23, kommt außerdem mit KI.
949 Euro waren für Samsungs Basismodell Galaxy S23 in der niedrigsten Speicher-Ausstattung noch im Vorjahr fällig, um 50 Euro günstiger startet nun das neue Samsung Galaxy S24 bei 899 Euro mit 128 Gigabyte (GB) internem Speicher. Auch der Aufpreis für 256 GB Speicher ist fair, 959 Euro werden für dieses Modell fällig (1.009 Euro waren es beim Vorjahresmodell). Wer jetzt denkt, Samsung hat kaum etwas im Vergleich zum S23 verbessert, der irrt aber gewaltig. Kleinere Neuerungen gibt es nur beim Design, im Inneren geschehen aber recht große Würfe. Wie der "Heute"-Test zeigen wird, schlägt die Leistung des neuen Galaxy-Basismodells sogar das S23 Ultra um Längen! Und da reden wir noch gar nicht von den neuen Funktionen dank Künstlicher Intelligenz, die Samsung nun seiner neuen Smartphone-Serie spendiert hat.
Beim Design gibt es beim Basis-Modell (ebenso wie beim Galaxy S24+) die wenigsten Neuerungen im Vergleich zum S23. Das flache Display ist minimal von 6,1 auf 6,2 Zoll angewachsen (beim +-Modell von 6,6 auf 6,7 Zoll), der beim S23 etwas abgerundete Metallrahmen ist nun ebenfalls völlig flach, was das S24 wie ein iPhone 15 aussehen lässt. Während der Rahmen glänzt, gibt es eine matte Rückseite in den Farben Gelb (Testmodell), Schwarz, Grau oder Violett. Das Aluminiumgehäuse ist laut Hersteller kratz- und schadensresistenter geworden, die Rückseite fühlt sich zudem samtig an und zeigt kaum Fingerabdrücke. Geht man sorgsam mit dem Gerät um, braucht es nicht unbedingt eine Schutzhülle. Ein echter Hingucker ist das S24 allemal, das Design mit den drei hervorstehenden Kamera-Sensoren gefällt weiter gut.
Der unfassbar gute Bildschirm hat sich noch weiter verbessert
Das AMOLED-Display, eine von Samsungs Parade-Disziplinen, hat sich noch einmal verbessert. Zu den fast unschlagbar guten Details, den kräftigen Farben und den beeindruckenden Kontrasten sowie den Schutz durch Gorilla Glass Victus 2 und der Auflösung von 2.340 x 1.080 Pixel (3.120 x 1.440 Pixel beim S24+) kommt dieses Mal eine noch höhere Spitzenhelligkeit von 2.600 Nits (zuvor rund 1.700) dazu. Damit kann der Bildschirm auch noch bei direkter Sonneneinstrahlung ohne Probleme abgelesen werden. Die Bildwiederholrate wird wieder adaptiv von 1 bis 120 Hertz je nach Display-Inhalt geregelt, das Display ist erneut eines der besten, die es am Smartphone-Markt gibt. Mit der Größe von 70,6 x 147,0 x 7,6 Millimeter (167 Gramm; 75,9 x 158,5 x 7,7 mm, 196 Gramm beim S24+) kann es noch mit einer Hand bedient werden.
So sieht das Samsung Galaxy S24 aus:
Auch der Schutz des Smartphones ist sehr gut, es ist nach IP68-Zertifizierung staub- und wasserresistent. Im Lieferumfang ist wieder nur ein Ladekabel (USB-C zu USB-C) enthalten. Ein Netzadapter muss separat gekauft werden, wenn man keinen herumliegen hat. Schade: Es gibt "nur" einen Dual-SIM-Slot mit eSIM-Unterstützung, aber keine Unterstützung für Speicherkarten. Mit dem internen Speicher von 128 GB, mit dem das S24 startet, könnte es deshalb knapp werden. Im Rahmen einer Aktion verdoppelt Samsung allerdings den Speicher. Wer in Österreich eines der neuen Galaxy-Modelle bis zum 30. Jänner 2024 bestellt oder kauft, erhält bei Samsung oder teilnehmenden Händlern den doppelten Speicherplatz zum niedrigen Preis (etwa 256 GB beim S24 zum Preis von 128 GB). Das +-Modell startet gleich bei 256 GB.
Künstliche Intelligenz ist der wahre Star des Smartphones
Unter dem Titel "Galaxy AI" kommen nun auch jede Menge Funktionen mit Künstlicher Intelligenz (KI) auf das Samsung-Handy. Diese gleichen sich bei allen drei Modellen – S24, S24+ und S24 Ultra. Zum einen tut die KI das, was sie bei vielen Smartphones schon bisher gemacht hat: Im Hintergrund Arbeitsabläufe beschleunigen oder Fotos verschönern. Neu ist diese KI-Unterstützung auch bei Zoom-Fotos und in Umgebungen mit schlechten Lichtverhältnissen. Doch dieses Mal stellt Samsung auch eigene KI-Funktionen in den Vordergrund, die der Nutzer aktiv verwenden kann, statt sich nur über die automatischen Verbesserungen passiv zu freuen. Diese feiern auf den Samsung-Modellen Premiere und entstanden zum größten Teil in Zusammenarbeit mit Google. Dadurch bekommen auch Pixel-Handys ein KI-Update.
KI-Suchfunktion – so funktioniert "Circle to Search":
"Circle to Search" nennt sich eine der wohl interessantesten neuen Suchmethoden am Smartphone. Egal ob YouTube-Video, Foto oder Live-Bild in der Kamera-App, Nutzer können dank KI mehr über das Objekt herausfinden, das da gerade zu sehen ist. Dazu hält man am Handy einfach die virtuelle Home-Taste etwas länger gedrückt. Danach fordert einen das Smartphone auf, das gewünschte Objekt am Display einfach mit dem Finger (oder beim Galaxy S24 Ultra mit dem integrierten S-Pen) einzukreisen. Und schon spuckt das Smartphone fast wie von Zauberhand die Suchergebnisse aus – vom Namen der trendigen Adidas-Schuhe bis hin zum Händler, der die gesuchte Tasche verkauft. Das funktioniert in der Praxis perfekt, die Trefferquote bei Schuhen, Autos, Taschen, Rucksäcken, Schmuck und Co. war extremst hoch.
Nur auf den ersten Blick gibt es keine Kamera-Neuerungen
Sehr viele KI-Funktionalitäten gibt es zudem im Bild-Bereich. Zuvor aber zum Kamera-Setup des S24. Die Frontkamera mit 12 Megapixel (MP) teilen sich alle drei Modelle, das Kamerasystem auf der Rückseite mit 50 MP Weitwinkel, 10 MP Tele (beide mit optischer Bildstabilisierung) und 12 MP Ultra-Weitwinkel das S24 und das S24+. Am Papier verfügte auch die Vorgänger-Reihe über exakt dieselbe Kamera-Ausrüstung. Enttäuscht darüber muss man aber nicht sein, denn dank kleiner Hardware-Details und KI fallen Fotos dennoch besser aus. Genereller Eindruck und Verbesserungen: Am Tag und bei Porträts knipst die Kamera des Basismodells hervorragend, der Zoom wurde bis zum Faktor 5 (von maximal 30) stärker und wirkt bei Tag verlustfrei. Schwächen gibt es in der Nacht, Dreifach-Zoom ist aber noch ok.
So schlägt sich die Kamera des S24 in verschiedenen Situationen:
Zählt die Kamera des Galaxy S24 trotz kleiner Schwächen in der Nacht zu den absolut besten am Markt, wird es mit der KI zur Bearbeitung der Fotos erst richtig interessant. "ProVisual Engine" nennt Samsung die Bild-KI, die ein ganzes Bündel an Werkzeugen bietet. Viele Möglichkeiten schlägt das S24 in der Foto-Galerie einfach gleich selbst vor. Mit den "Galaxy AI"-Tools lassen sich zum Beispiel Schatten oder Spiegelungen aus Aufnahmen entfernen, Fotos automatisch begradigen (funktioniert alles wunderbar) oder sogar Personen und Objekte im Bild neu anordnen, wobei die KI die freigewordenen Bildstellen generativ auffüllt (da braucht es manchmal mehrere Versuche, bis das Foto nicht zu künstlich aussieht). Bei Videos kann die KI Zeitlupe-Aufnahmen durch zusätzliche Einzelbilder auf Basis der Bewegungen erzeugen.
Bei Sprache tut sich KI noch schwerer – dennoch praktisch
Mit KI bearbeitete Inhalte werden in der Galerie zur Erkennung mit einem kleinen Wasserzeichen ausgestattet, das sich aber leicht entweder retuschieren oder wegschneiden lässt. Noch nicht ganz so reibungslos klappt es mit der KI bei manchen Spracherkennungs-Möglichkeiten. Praktisch sind sie dennoch, sei es in Interview-Situationen, in der Uni-Vorlesung oder im Urlaub, vor allem wenn es um Übersetzungen in andere Sprachen (13 kann die KI bisher) geht. Was bereits super funktioniert: "Chat Assist" blendet in Nachrichten Umformulierungen für bestimmte Zwecke ein – von seriös klingend für das Mail des Chefs an die Mitarbeiter über leicht verständlich für die WhatsApp-Nachricht an Freunde oder locker flockig für das Posting in sozialen Netzwerken. Ebebfalls top sortiert optional "Note Assist" Notizen nach Themen.
Die KI-Funktionen bei der Bildbearbeitung am S24:
"Live Translate" findet sich in einer nativen App und sorgt für Echtzeit-Übersetzung von Texten und Sprache, etwa bei der Hotel-Reservierung im Ausland. Ähnlich funktioniert auch die "Interpreter"-Funktion – Gespräche werden live auf einer geteilten Bildschirmansicht übersetzt, von einer Sprache, derer man nicht mächtig ist, in eine, die man versteht. In beiden Fällen reicht die KI völlig, um sich gut mit dem Gegenüber verständigen zu können. Vorsichtig muss man allerdings sein, wenn es auf die ganz genaue Bedeutung ankommt, etwa in geschäftlichen Konversationen. Da greift die KI manchmal daneben. Gleiches gilt, wenn man Gespräche per Audio-Rekorder aufnimmt und von der KI in Text umwandeln lässt. Bis zu vier Gesprächspartner werden erkannt, das Gesprochene beziehungsweise Wörter aber nicht immer ganz exakt.
Brauchbare KI-Textfunktionen und die Frage der Nutzung
Ganz vorbei ist es mit der KI-Erkennung übrigens, wenn es um Dialekte geht oder Diskussionsteilnehmer gleichzeitig statt sauber abgetrennt hintereinander sprechen. Geht es aber darum, einen Text in seiner Gänze automatisch zu formatieren und eine Kurzzusammenfassung zu erstellen, kann man sich auf die KI wiederum verlassen. Das funktioniert übrigens auch super mit langen Online-Berichten oder Erzählungen, nicht nur mit Selbstgeschriebenem. Sehr gut: Einige der KI-Funktionen brauchen keine Cloud-Anbindung, sondern funktionieren auch offline. Ein Fragezeichen gibt es allerdings noch. Keinen Zweifel haben wir daran, dass sich die KI weiter verbessern wird, ob sie aber kostenlos bleibt, ist offen. Samsung selbst nennt in einer Fußnote eine Gratis-Nutzung bis Ende 2025 – was danach passiert, ist bisher völlig unklar.
So funktionieren Textprotokolle und Zusammenfassungen:
Abseits der KI überrascht die generelle Leistung des Galaxy S24 beziehungsweise seines Exynos 2400 (beim S24 und S24+ ident, das Ultra-Modell nutzt einen Snapdragon 8 Gen 3) immens. Richtige Kraftpakete zum Arbeiten, Gamen, Multitasken und Videobearbeiten waren bereits die Vorgänger, was wiederum bedeutet, dass es keine Aufgabe gibt, die die neuen Smartphones nicht blitzschnell erledigen können. Dass sich die Leistung des S24 aber dermaßen gesteigert hat, macht beinahe sprachlos. So spuckt der Benchmark-Test Geekbench 6 beim S24 Werte aus, die sogar das Samsung Galaxy S23 Ultra problemlos in den Schatten stellen (S24: CPU Single Core 2.175, Multi Core 6.836, GPU 15.662; S23 Ultra: 1.886, 5.000, 8.813). Die Leistung liegt gar auf der Höhe der aktuellen iPhones, und das in Samsungs Basismodell.
Samsung Galaxy S24 im Test – dank KI der iPhone-Killer
Was auch den Bogen zum Titel des Tests spannt, denn bei Optik, Kamera und Leistung liegen Galaxy S24 und iPhone 15 auf Augenhöhe, ersteres hat aber (wenn man darauf Wert legt) KI-Neuerungen, die die Apple-Smartphones (noch) nicht zu bieten haben. Als Arbeitsspeicher stehen dem S24 8 GB zur Verfügung, beim S24+ sind es 12 GB. Mit all der Leistung ist klar, dass man das neue Samsung Galaxy S24 ziemlich lange in Verwendung haben kann, ohne dass es veraltet wirkt. Auch in dieser Hinsicht gibt es nun hervorragende Nachrichten. So spendiert Samsung den Nutzern eines der größten Update-Versprechen am Markt. Sieben Generationen OS-Upgrades und sieben Jahre Sicherheitsaktualisierungen wird es beim S24 geben, aktuell laufen die Smartphones auf der Android-14-basierten Oberfläche One UI 6.1.
So funktioniert der KI-Übersetzer am S24:
Ein kleiner Kritikpunkt am Ende bleibt weiter der Akku, beim S24 4.000 Milliamperestunden (mAh) und beim S24+ 4.900 mAh groß. Mit dem S24 kommt man anständig auf eine durchschnittliche Nutzungszeit von eineinhalb Tagen. Geladen wird aber weiter gemächlich, per Kabel mit 25 Watt und kabellos mit 15 Watt. Auch das S24+ lädt kabellos mit 15 Watt, per Kabel jedoch mit 45 Watt, weswegen man hier nicht weit über eine Stunde für eine volle Ladung warten muss. Dennoch: Bei einem Preisunterschied von 250 Euro (das Galaxy S24+ startet bei 1.149 Euro) zwischen den beiden Modellen, jedoch nicht so großen Ausstattungs-Unterschieden, ist das S24-Basismodell der attraktivere Deal. Das Samsung Galaxy S24 ist nicht nur stark ausgestattet und hervorragend verarbeitet, sondern auch der KI-Vorreiter unter den Handys.