Tour-de-France-Leader Tadej Pogacar über den Tod von Andre Drege.
IMAGO/Sirotti
Am bislang trübsten und kältesten Tag der 111. Tour de France legte sich ein trister Schleier über das sonst so bunte und fröhliche Event. Bestürzung, Trauer und Fassungslosigkeit über den tragischen Unfalltod des norwegischen Radprofis Andre Drege bei der Österreich-Rundfahrt überlagerten selbst die Freude über einen weiteren Tag im Gelben Trikot.
"Es ist schwer zu begreifen, was geschehen ist", sagte Tour-Spitzenreiter Tadej Pogacar: "Es ist sehr traurig. Wir stehen alle ziemlich unter Schock."
Die Tour-Stars erreichte die schreckliche Nachricht im Zielbereich der 8. Etappe am Samstag in Colombey-les-Deux-Eglises. Sie verbreitete sich wie ein Lauffeuer - und sorgte für einen stillen Moment der Reflexion. "Wir haben einen ziemlich coolen Job, aber die meiste Zeit ist es wirklich gefährlich", sagte Pogacar: "Manchmal wissen wir nicht genug zu schätzen, was wir haben. So ist das Leben."
Dreges Leben endete viel zu früh. Der 25-Jährige, der für das Team Coop-Repsol fuhr und von höheren Aufgaben träumte, kam in der Abfahrt vom Großglockner zu Fall und erlag seinen Verletzungen. Die Polizei ermittelt. Die genauen Umstände des Unfalls sind noch unbekannt. "Wir als Team sind am Boden zerstört. Es ist unfassbar traurig. Das Undenkbare ist geschehen", sagte Teamchef Roy Hegreberg der Zeitung VG.
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Am Sonntag organisierte das Team Ressourcen, um Dreges Teamkollegen psychisch aufzufangen. Die Fahrer sind zwischen 19 und 23 Jahre alt, reagierten unterschiedlich auf den Schock. "Einige sind stinksauer. Einige sind völlig apathisch, andere sind einfach nur traurig", sagte Hegreberg: "Sie brauchen Ruhe. Es ist eine extreme Belastung für sie."
Die Veranstalter der Österreich-Rundfahrt zogen Konsequenzen und sagten die Schlussetappe am Sonntag nach Kühtai ab. Stattdessen gab es auf Wunsch der Familie und des Teams eine neutralisierte Kondolenzfahrt zum Patscherkofel. "Sie gibt der gesamten Radsportfamilie die Möglichkeit, das Geschehene zu verarbeiten und Andre Dreges Andenken zu ehren", sagte Renndirektor Thomas Pupp.
In den Gedanken der Stars bei der Tour de France war Drege auch. "Ich kannte ihn ein bisschen aus dem Nationalteam. Er war ein guter Typ", sagte der norwegische Sprinter Alexander Kristoff: "Er war ein ruhiger Mensch. Es ist unglaublich, aber diese Dinge passieren. Es scheint leider, als passieren sie immer häufiger."
Die 111. Tour ist von schweren Stürzen und Verletzungen auf den ersten acht Etappen verschont geblieben. Allerdings weckte der Unfall böse Erinnerungen an den Unfalltod des Schweizers Gino Mäder bei der Tour de Suisse im Vorjahr. Mäder war damals auf der Abfahrt vom Albula-Pass schwer gestürzt und erlag einen Tag später mit nur 26 Jahren im Krankenhaus von Chur seinen Verletzungen.
"In der Welt des Radsports", sagte Pogacar und richtete einen Appell an die Kollegen, "müssen wir aufeinander achten und uns umeinander kümmern."